Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Theater Heilbronn: "Der Steppenwolf" nach dem gleichnamigen Roman von Hermann HesseTheater Heilbronn: "Der Steppenwolf" nach dem gleichnamigen Roman von Hermann...Theater Heilbronn: "Der...

Theater Heilbronn: "Der Steppenwolf" nach dem gleichnamigen Roman von Hermann Hesse

Premiere am 19. Januar 2019, 19.30 Uhr, Großes Haus

»Es war einmal einer names Harry, genannt der Steppenwolf. Er ging auf zwei Beinen, trug Kleider und war ein Mensch, aber eigentlich war er doch eben ein Steppenwolf. Er hat viel von dem gelernt, was Menschen mit gutem Verstand lernen können, und war ein ziemlich kluger Mann. Was er aber nicht gelernt hatte, war dies: mit sich und seinem Leben zufrieden zu sein.«

 

Copyright: Thomas Braun

So beginnt der »Tractat vom Steppenwolf«, den Harry Haller eines Abends zugesteckt bekommt und dessen ano­nymer Verfasser ihn bestens zu kennen scheint. »Nur für Verrückte« lautet die Unterzeile. Wenn verrückt im Ungleichgewicht bedeutet, dann ist Harry Haller, ein familienloser, heimatloser, hochsensibler Intellektueller von annähernd 50 Jahren, verrückt.

Er spürt die Krankheit der Zeit am eigenen Leib. Der Krieg ist gerade vorbei, und schon taumelt eine besinnungslose Gesellschaft dem nächsten entgegen. Harry fühlt sich wie ein Fremdkörper, weil er nicht vergessen kann. Er leidet auch an seiner inneren Zerrissenheit. Die eine Hälfte, die er als wölfische an sich selbst fürchtet, will fressen, saufen und sich ganz den animalischen Gelüsten hingeben, die andere Hälfte, die er als menschlich anerkennt, will denken, lesen, schreiben und Mozart hören. »Bei dem armen Kerl sind Mensch und Wolf Todfeinde«, macht sich der Tractat lustig. Die eine Seite in ihm hasst die jeweils andere und vergällt ihm so alle Freude. Der Selbstmord scheint ihm die einzige Rettung aus dieser unerträglichen Zerrissenheit zu sein. Da begegnet ihm Hermine, eine faszinierende und schöne junge Frau, die ihn einfach an die Hand nimmt und sagt: »Du wirst sehen, dass das Leben kinderleicht ist.« Sie findet, dass Harry viel zu wenig verrückt ist, befiehlt ihm, tanzen zu lernen und die Frauen zu lieben.

Ganz langsam führt sie ihn zu ­einer mutigen und aufrichtigen Begegnung mit sich selbst und den vielen abgründigen Facetten seiner Persönlichkeit. Ein Höllentrip – im Magischen Theater – nur für Verrückte – der Eintritt kostet den Verstand.

Hermann Hesse gilt als »Autor der Krise«, als ein Dichter, der sich schreibend der quälenden Selbstanalyse unterzog, immer auf der Suche nach der eigenen, der wirklichen Identität. Den »Steppenwolf« vollendete er 1927 in Zürich. Wie ein hochempfindlicher Seismograph spürte er bereits die Erschütterungen, die das Herannahen der nächsten gesell­schaft­lichen Katas­trophe ankündigten. In dieser Stimmung, die auch von seinen eigenen Depressionen geprägt war, schuf er mit der Geschichte des Harry Haller nicht nur ein schonungsloses Zeit-, sondern auch ein Selbstporträt.

Regie
 Malte Kreutzfeldt
Ausstattung
 Malte Kreutzfeldt
    Elisabeth Weiß Kostüm
Dramaturgie
   Sophie Püschel

Mit
    Stefan Eichberg Harry Haller
    Sonja Isemer Hermine
    Sven-Marcel Voss Pablo / Mozart
    Malin Kemper Maria
    Sabine Unger Goethe
    Frank Lienert-Mondanelli Professor / Loering
    Gabriel Kemmether Gustav / Seltsamer Mann

Nächste Termine

    SA.    19.01.2019   19:30 Uhr
    SA.    26.01.2019   19:30 Uhr
    DI.    29.01.2019   19:30 Uhr
    MI.    30.01.2019   18:00 Uhr
    MI.    06.02.2019   19:30 Uhr
    MI.    20.02.2019   19:30 Uhr
    FR.    22.02.2019   19:30 Uhr
    DO.    28.02.2019   19:30 Uhr
    FR.    01.03.2019   19:30 Uhr
    DI.    19.03.2019   19:30 Uhr
    SA.    23.03.2019   19:30 Uhr
    SO.    07.04.2019   19:30 Uhr
    FR.    12.04.2019   19:30 Uhr
    DO.    16.05.2019   19:30 Uhr
    MI.    05.06.2019   19:30 Uhr

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 16 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

DER NARR ALS REVOLUTIONÄR -- Verdis "Rigoletto" in der Staatsoper Stuttgart

Das Regieduo Jossi Wieler und Sergio Morabito hat "Rigoletto" hier als Narren und Revolutionär zugleich inszeniert. Er rebelliert gegen ein seiner Meinung nach ungerechtes System und stachelt den…

Von: ALEXANDER WALTHER

JAGENDE HORN-PASSAGEN -- Neue CD von Helmut Lachenmann "My Melodies" bei Naxos (BR Klassik - musica viva)

Ein kompositorischer Umgang mit dem Phänomen Melodie steht im Mittelpunkt der Komposition "My Melodies" für acht Hörner und Orchester des 1935 in Stuttgart geborenen Helmut Lachenmann. Unter der…

Von: ALEXANDER WALTHER

VOLLENDETER FORMALER AUFBAU -- Bachs Matthäus-Passion mit den Stuttgarter Hymnus-Chorknaben in der Stiftskirche STUTTGART

Für Karfreitag 1729 schrieb Johann Sebastian Bach seine "Matthäus-Passion" BWV 244 und arbeitete sie dann noch dreimal um. Der vollendet ausgewogene Aufbau dieses Meisterwerks kam in der Aufführung…

Von: ALEXANDER WALTHER

SCHONUNGSLOSE SELBSTERKENNTNIS --- John Gabriel Borkman im Schauspielhaus Stuttgart

Henrik Ibsen ist der Dramatiker der schuldhaft versäumten Selbstemanzipation. Er setzt sich schonungslos mit den Lebenslügen der Menschen auseinander. Seiner Devise "Dichten ist Gerichtstag halten…

Von: ALEXANDER WALTHER

DRAMATISCH GEBALLTER ABLAUF --- Verdi Operngala im Forum am Schlosspark Ludwigsburg

Vorwiegend Spätwerke Giuseppe Verdis standen bei dieser sehr gelungenen Operngala auf dem Programm. Die vorzüglich musizierende Württembergische Philharmonie Reutlingen unter der inspirierenden…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑