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8. Festival Politik im Freien Theater - 27. 10. bis 6. 11. 2011 in Dresden8. Festival Politik im Freien Theater - 27. 10. bis 6. 11. 2011 in Dresden8. Festival Politik im...

8. Festival Politik im Freien Theater - 27. 10. bis 6. 11. 2011 in Dresden

16 herausragende freie Theaterproduktionen aus dem In- und Ausland, Staatsschauspiel Dresden, Hellerau – Europäisches Zentrum der Künste Dresden.

 

Fremd

ist das Andere, das Unbekannte und das Ferne. Oft stehen wir dem Fremden unsicher, verängstigt und skeptisch gegenüber. Doch Fremdes kann auch neugierig machen und uns anspornen, sich ihm zu nähern und es zu entdecken. Was uns fremd erscheint, ist vielleicht gar nicht so weit weg und steckt in scheinbar Vertrautem. Die achte Ausgabe des Festivals Politik im Freien Theater will neugierig machen auf alles, was fremd ist.

 

Das Festival Politik im Freien Theater wird von der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb im dreijährigen Turnus in wechselnden Städten veranstaltet.

 

Eine unabhängige Jury hat für die aktuelle Ausgabe elf herausragende Stücke aus dem deutschsprachigen Raum und fünf internationale Produktionen eingeladen. Vom 27. 10. bis zum 6. 11. 2011 werden sie im Staatsschauspiel Dresden, in Hellerau – Europäisches Zentrum der Künste Dresden und an anderen Orten der Stadt zu sehen sein. Neben den Gastspielen bietet ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Ausstellungen, Gesprächen, Foren, Diskussionen, Performances und Partys vielfältige thematische und ästhetische Zugriffe auf das Festivalmotto. Ein spezielles Begleitprogramm richtet sich außerdem an Schüler und Pädagogen. Zum Abschluss vergibt eine Preisjury im Auftrag der Bundeszentrale für politische Bildung eine Gastspielförderung an eine Produktion des Festivals. Darüber hinaus ermöglicht das Goethe-Institut mit einem Preisgeld einer deutschen Produktion ein internationales Gastspiel.

 

Programm

 

Rodrigo García / La Carnicería Teatro, Spanien

Versus

In spanischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Die Produktion entstand als Auftragsarbeit im Rahmen der Feierlichkeiten anlässlich der 200-jährigen Unabhängigkeit Argentiniens. Die Form dieser politisch inspirierten Arbeit ist roh und radikal, der Diskurs intelligent und leidenschaftlich.

„Versus“ setzt sich im weitesten Sinne mit dem täglichen Kampf jedes Einzelnen um politische Selbstbestimmung auseinander. Rodrigo García und sein Ensemble finden den Ausgangspunkt ihrer Betrachtungen in der alltäglichen Realität und legen den Finger in die Wunde sozialer Ungerechtigkeiten. Zu Beginn lassen sie das Publikum beispielsweise einen höchst amüsanten Dialog über Pizza und Fußball verfolgen, doch bald wird klar, dass es hier in Wahrheit um ernstere Aspekte des menschlichen Lebens geht. Dabei nutzen sie Videobilder, projizierte Texte, Tanz und Live-Musik. Es ist ein Weckruf, der gleichermaßen aufschreckt wie Hoffnung verleiht, denn García sucht nach nichts weniger als einem Modus Vivendi, nach Überlebensstrategien für die Gegenwart. Er selbst sagt dazu: „Mal sehen, wie wir uns so organisieren können, dass wir in Frieden zusammen leben.“

Do. 27. 10., 19:00 – 21:00 Uhr, Festivaleröffnung

Fr. 28. 10., 19:00 – 21:00 Uhr

Hellerau, Großer Saal

Mit: Patricia Álvarez, Amelia Díaz, Rubén Escamilla, Juan Loriente, Nuria Lloansi, David Pino, Isabel Ojeda, .tape.

Konzept und Regie: Rodrigo García

Produktion: Sociedad Estatal de Conmemoraciones Culturales (SECC).

In Kooperation mit Teatro de la Laboral (Gijón) und der Regierung des Fürstentums Asturien.

www.rodrigogarcia.es

 

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God’s Entertainment, Österreich

Passantenbeschimpfung

nach Peter Handkes „Publikumsbeschimpfung“

In seiner „Publikumsbeschimpfung“ hat Peter Handke bereits 1966 die Passivität des Theater-zuschauers thematisiert. God’s Entertainment beziehen sich mit ihrer Performance auf Handkes Text und holen ihn in die Gegenwart. Jetzt gibt es kein Theaterhaus mehr, keinen abgeschirmten Raum, keine Bühne und auch keinen Zuschauer-bereich. Bei God’s Entertainment wird der öffentliche Raum zur Bühne: Gut frequentierte Durchgangsorte des öffentlichen Lebens wie Bahnhöfe oder Passagen bieten den Rahmen für ein theatrales Spiel, das das Verhältnis zwischen Publikum und Akteuren unterläuft. Denn God’s Entertainment nutzen die Strategien des Arbeitsmarktes, um die Passanten selbst zu Schauspielern zu machen. Das alles geht sehr flott. Schnelle Schulung, schnelle Kunst, schnelle Bezahlung. Für 5 € Gage kann jeder, der möchte, zum öffentlich agierenden Akteur werden, der dem vorbeieilenden Publikum mit Texten à la Handkes „Publikumsbeschimpfung“ die Leviten liest.

Fr. 28. 10., 16:00 – 17:30 Uhr

Sa. 29. 10., 15:00 – 16:30 Uhr, im Anschluss Publikumsgespräch

Hauptbahnhof

Von und mit: God’s Entertainment

Produktion: God’s Entertainment in Kooperation mit brut Wien.

www.godsentertainment.org

 

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She She Pop und ihre Väter

Testament

Verspätete Vorbereitungen zum Generationswechsel nach Lear

In Shakespeares Drama versucht König Lear mit großer Geste sein Reich an seine drei Töchter zu vererben und damit eine Absprache über seine Altersvorsorge zu treffen – ein Plan, der auf gewaltsame Weise scheitert. Das verwundert nicht. Denn von allen Tauschgeschäften, in die wir jemals verwickelt werden, ist das zwischen den Generationen das komplizierteste und undurchsichtigste. Wert und Gegenwert (also Geld und Liebe) sind prinzipiell verschleiert, und niemand hat den Tauschbedingungen je offiziell zugestimmt.

Für „Testament“ bitten She She Pop ihre eigenen Väter mit auf die Bühne. Denn sie möchten schon jetzt alle potenziellen Streitpunkte ansprechen, bevor die Väter starrsinnig werden. Wer soll die Pflege bezahlen? Wer soll sich um die Stiefmutter kümmern und wieso denken nur die Töchter darüber nach? Wer bekommt den echten Lichtenstein und weshalb stehen die schönen alten Whiskeygläser plötzlich bei der Schwester auf dem Tisch? Dabei schlagen die Väter munter zurück. Ein Abend über Vater-, Sohnes- und Tochterpflichten. Und immer wieder wird der alte Lear-Stoff auf seinen aktuellen Bezug abgeklopft: Was bedeuten 100 Ritter heute?

„Testament“ wurde zum Berliner Theatertreffen 2011 eingeladen.

Fr. 28. 10., 19:30 – 21:15 Uhr

Sa. 29. 10., 18:00 – 19:45 Uhr, im Anschluss Publikumsgespräch

Kleines Haus 1

Von und mit: Sebastian und Joachim Bark, Johanna Freiburg, Fanni und Peter Halmburger, Mieke und Manfred Matzke, Lisa Lucassen, Ilia und Theo Papatheodorou, Berit Stumpf

Konzept: She She Pop

Koproduktion: HAU, Berlin; Kampnagel, Hamburg; FFT Düsseldorf.

Diese Veranstaltung wird ermöglicht durch das NATIONALE PERFORMANCE NETZ im Rahmen der Gastspielförderung Theater aus Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie der Kultur- und Kunstministerien der Länder.

www.sheshepop.de

 

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Institut für Hybridforschung

Furry Species

Tier ist das neue Queer. Hybride sind seit jeher präsent in der menschlichen Gesellschaft; die Verbindung oder Verwandlung von Mensch zu Tier taucht als Motiv in zahlreichen Texten und Kunst-werken auf. Das Institut für Hybridforschung eröffnet mit performativen Mitteln Perspektiven abseits des gängigen Mensch-Tier-Dualismus.

Seit Jahren untersucht das Institut für Hybridforschung andere Möglichkeiten der Tierwerdung. Gegenwärtig bieten sich sowohl genetische, künstlerische und theatrale als auch chirurgische Lösungen an, um seinem wahren Ich nahe zu kommen oder gar die höchste Stufe der Tierwerdung zu erreichen. Wer tierische Impulse verspürt, sobald es um die Verteidigung eines Territoriums geht, oder wer einen potenziellen Partner gut riechen kann, ist eingeladen, sich über einen neuen animalischen Lebensweg zu informieren. Eine Klientin des Instituts hat die einzelnen Schritte der operativen Verwandlung zum Raubtier dokumentiert und wird in einer theatralen Symbiose aus Forschung und Entertainment ihre Erfahrungen performativ erlebbar machen. Werden Sie Tier – jetzt!

Sa. 29. 10., 20:00 – 21:00 Uhr

So. 30. 10., 19:00 – 20:00 Uhr, im Anschluss Podiumsdiskussion

Kleines Haus 3

Performance: Corinna Korth, Dr. Dr. Steffen Hohl, Gäste

Regie und Konzept: Corinna Korth

Produktion: Institut für Hybridforschung. In Kooperation mit Freischwimmer 2011 – Plattform für junges Theater.

Mit freundlicher Unterstützung des Städtepartnerschaftsfonds Hamburg der Landeshauptstadt Dresden – Abteilung Europäische und Internationale Angelegenheiten.

 

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Turbo Pascal

Ich bin nicht wirklich die Gefahr

Sind die elektrischen Leitungen in diesem Gebäude eigentlich sehr alt? Wie gefährlich können 150 Leute sein, die in einem Raum versammelt sind? Ist die Bühne der sicherste Ort der Welt? Soll ich meine Ängste vor dem atomaren Overkill reaktivieren? Bin ich schon geistig verwirrt?

Turbo Pascal spielen in diesem Projekt mit der Logik des Worst-Case-Denkens und veranstalten mit dem Publikum ein Gedankenexperiment: Überall werden Worst-Case-Szenarien entwickelt, aber was ist hier eigentlich wirklich die Gefahr? Wir befinden uns in einer Versammlungsstätte, wir sind ein Ausschnitt der Bevölkerung von Dresden oder Biblis. Aus aktuellen und vergessenen Gefahrenmeldungen sowie Gesprächen mit Spezialisten für den Ernstfall legen Turbo Pascal mit Hilfe der Szenariotechnik aus dem Feld der Zukunftsforschung eine große Gefahrensammlung an, die im Theater auf den Prüfstand kommt: Das Publikum wird zum Katastrophenkomitee, das über das eigene Gefahrenpotenzial entscheiden kann.

Sa. 29. 10., 20:30 – 21:45 Uhr

So. 30., 10. 20:30 – 21:45 Uhr, im Anschluss Publikumsgespräch

Hellerau, Großer Saal

Von und mit: Veit Merkle, Luis Pfeiffer, Frank Oberhäußer, Eva Plischke

Konzept: Turbo Pascal

Produktion: Turbo Pascal.

In Kooperation mit Freischwimmer 2009 - Plattform für junges Theater.

www.turbopascal.info

 

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Chris Kondek und Christiane Kühl

Money – It Came From Outer Space

Die meisten Menschen halten Geld für ein Tauschmittel. Dieser naive Irrglaube hat uns in die aktuelle Finanzkrise gestürzt. Christiane Kühl und Chris Kondek beweisen in ihrer Video-Theater-Performance: Geld ist kein neutrales Wertmittel – es ist ein gigantischer lebender Organismus auf dem Weg zur nächsten Stufe der Evolution. Jeder Euro, jeder Dollar, jeder Yen ist Teil einer Schwarmintelligenz, die sich in Kapitalströmen organisiert. Sie kennt nur ein Ziel: Vermehrung. Ausbreitung. Akkumulation. Nichts und niemand ist sicher. Panik bricht aus, Massenhysterie. Können die Regierungen das Geld stoppen? Kann die Wissenschaft es zähmen? Was ist die wahre Natur des Geldes? „Money – It Came From Outer Space“ führt mittels alter Science-Fiction-Thriller und bis dato unveröffentlichtem Videomaterial den grausigen Beweis: Geld ist ein Alien.

So. 30. 10., 19:30 – 20:30 Uhr

Mo. 31. 10., 19:30 – 20:30 Uhr, im Anschluss Publikumsgespräch

Hellerau, Hinterbühne

Mit: Chris Kondek, Christiane Kühl, Marc Stephan, Hannes Strobl, Juta Vanaga

Konzept, Regie, Video: Chris Kondek

Konzept, Dramaturgie, Text: Christiane Kühl

Produktion: doublelucky productions, Kondek/Kühl GbR.

Koproduktion: HAU, Berlin.

 

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Nurkan Erpulat und Jens Hillje / Ballhaus Naunynstraße

Verrücktes Blut

Eine junge Lehrerin versucht am Projekttag Theater ihrer disziplinlosen migrantischen Schülerschaft Friedrich Schiller und seine idealistischen Vorstellungen vom klassischen deutschen Theater nahe zu bringen. Das Vorhaben bliebe aussichtslos, fiele nicht einem der Schüler im Gerangel eine Pistole aus der Tasche. Die frustrierte Lehrerin bekommt sie zu fassen und nimmt nach kurzem Zögern die Schüler als Geiseln. Mit vorgehaltener Waffe zwingt sie diese, Auszüge aus Schillers Dramen zu spielen. Denn allein das Theater kann die aus den Fugen geratene Welt noch retten! Mit der Geiselnahme beginnt nicht nur ein abgründiger Tanz der Genres vom Thriller über die Komödie zum Melodrama, sondern auch die lustvolle Dekonstruktion aller vermeintlich klaren Identitäten und Rollen.

„Verrücktes Blut“ wurde zum Berliner Theatertreffen 2011 eingeladen und von der Fachzeitschrift Theater heute zum Stück des Jahres 2011 gewählt.

Mo. 31. 10., 19:30 – 21:15 Uhr

Di. 1. 11., 19:30 – 21:15 Uhr, im Anschluss Podiumsdiskussion

Kleines Haus 1

Mit: Sesede Terziyan und Nora Rim Abdel-Maksoud, Hassan Akkouch, Tamer Arslan, Murat Dikenci, Pınar Erincin, Sohel Altan G., Paul Wollin

Regie: Nurkan Erpulat

Produktion: Kultursprünge im Ballhaus Naunynstraße

Koproduktion: Ruhrtriennale

 

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Christoph Schlingensief

Via Intolleranza II

Warum wollen wir Afrika ständig helfen, wenn wir uns selbst nicht helfen können? Was kann das Ziel einer Zusammenarbeit sein, wenn sie ohne jegliche Hilfsideologie und Sentimentalität aus-kommen muss?

Diese Fragen sind Ausgangspunkt von Christoph Schlingensiefs letztem Theaterstück „Via Intolleranza II“. Für die bunte, sehr humorvolle, aber auch bissig-scharfe Collage stand Luigi Nonos Avantgarde-Oper „Intolleranza“ aus dem Jahr 1960 Pate. In der Inszenierung überlagern sich unterschiedlichste Texte und Moderationen, Schauspiel und Filmbilder von der Entstehung des Schlingensief’schen Operndorfprojektes in Burkina Faso bis hin zu Stummfilmszenen. Musikalisch spannt sich der Bogen von burkinischer Folklore über Oper und Rap bis hin zum deutschen Volkslied. Und das alles wird präsentiert von zwölf Darstellern, Tänzern und Musikern aus Burkina Faso und Europa sowie dem Fönix-Orchester unter der Leitung von Arno Waschk.

Mit vielzähligen Theater- und Operninszenierungen, Kunstinstallationen, Filmen, Aktionen und Ausstellungen mischte sich der im August 2010 verstorbene Christoph Schlingensief über zwei Jahrzehnte lang unbeirrt in den kulturellen und politischen Diskurs ein und wurde so zu einem der wichtigsten Künstler der Gegenwart.

„Via Intolleranza ll“ wurde zum Berliner Theatertreffen 2011 eingeladen.

Di. 1. 11., 19:00 – 20:30 Uhr

Mi. 2. 11., 19:00 – 20:30 Uhr, im Anschluss Publikumsgespräch

Schauspielhaus

Mit: Brigitte Cuvelier, Kerstin Graßmann, „Kandy“ Mamounata Guira, Friederike Harmsen, Claudia Sgarbi, Isabelle Tassembedo, Jean Marie Gomzoudou Boucougou, Jean Chaize, Issoufou Kienou, Stefan Kolosko, Amado Komi, Ahmed Soura, Nicolas Ulrich Severin Tounga, Abdoul Kader Traore, Arno Waschk, Wilfried Zoungrana

Konzept und Regie: Christoph Schlingensief

Produktion: Festspielhaus Afrika gGmbH

Koproduktion: Kampnagel, Hamburg; Kunstenfestivaldesarts, Brüssel; Bayerische Staatsoper, München.

Kooperation: Burgtheater Wien, Impulstanz und Wiener Festwochen.

 

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Yan Duyvendak, Omar Ghayatt, Nicole Borgeat, Schweiz

Made in Paradise

Misstrauen und Angst prägten nach dem 11. September die gegenseitige Wahrnehmung des Westens und der arabischen Welt. Dabei wurde das jeweilige Bild meist ausschließlich durch die Medien geprägt. Um sich aber ein eigenes und differenziertes Bild von dem jeweils Anderen machen zu können, muss man mit diesem persönlich in Berührung kommen, finden der Performance-Künstler Yan Duyvendak aus der Schweiz und Omar Ghayatt aus Ägypten. Die Missverständnisse, Irritationen und Kulturschocks, aber auch die freudigen Überraschungen und erkenntnisreichen Erfahrung-en, die sie in der Begegnung mit der jeweils anderen Kultur erlebten – Duyvendak in Kairo und Ghayatt in der Schweiz – haben sie zu einer Vielzahl von szenischen Fragmenten verdichtet. So sind für „Made in Paradise“ kleine Geschichten und Szenen entstanden, die humorvoll und ironisch von ihren oft überraschenden Erlebnissen erzählen. Das Publikum wird Teil der Performance, kann sich aus den Fragmenten den eigenen Theaterabend zusammenstellen und nebenbei überprüfen, wie es um die eigene Wahrnehmung steht.

Di. 1. 11., 21:00 – 23:00 Uhr

Mi. 2. 11. 21:00 – 23:00 Uhr

Japanisches Palais

Mit: Yan Duyvendak, Omar Ghayatt

Konzept: Yan Duyvendak, Omar Ghayatt, Nicole Borgeat

Dramaturgie: Nicole Borgeat

Produktion: Dreams Come True (Genf)

Koproduktion: Théâtre de l‘Arsénic, Lausanne; Dampfzentrale, Bern; GRÜ, Genf; La Bâtie-Festival de Genève.

 

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Michikazu Matsune, Österreich

Zeichensturm

Mit spielerischer Leichtigkeit befasst sich Michikazu Matsunes Arbeit „Zeichensturm“ mit Gehörlosen. Sie sind eine Minderheit, die in allen sozialen Schichten zu finden ist, überall mit den selben Schwierigkeiten zu kämpfen hat und weltweit mit sehr ähnlicher Diskriminierung, Iso-lierung und Vorurteilen konfrontiert ist. Zwei Performer begrüßen das Publikum, doch wir hö-ren nichts. Während sie mit Gebärden sprechen, wird ihre Begrüßungsrede auf Leinwänden über ihnen in Schriftsprache übersetzt. Schnell wird aus der Begrüßung ein assoziatives Spiel mit komischen Wortwechseln, das in die Methodik der Gebärdensprache einführt und sie als völlig eigenständige Sprache erkennen lässt. Zur optischen Ebene gesellt sich die akustische. Treibende Bässe eröffnen eine weitere sensorische Ebene. Nach und nach entfaltet sich eine Collage aus Nachrichten für Gehörlose, Zeitzeugeninterviews über die NS-Zeit, Videoclips oder Talkshows in Gebärdensprache. Ein gleichermaßen unterhaltsamer wie eindrücklicher Einblick in ein für Hörende fremdes Leben und eine weithin unbekannte Kultursprache.

Di. 1. 11., 19:00 – 20:15 Uhr, im Anschluss Podiumsdiskussion

Mi. 2. 11., 19:00 – 20:15 Uhr

Hellerau, Großer Saal

Mit: Jonas Akanno, Nicolas Cheucle, Xiaoshu Alice Hu, Andrea Rohrauer, Paulina Sarbinowska, Florian Schweitzer

Konzept und Regie: Michikazu Matsune

Produktion: Michikazu Matsune

Koproduktion: brut Wien

www.signstorm.info

 

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Nicole Oder / Heimat-hafen Neukölln

ArabQueen oder Das andere Leben

nach dem Roman von Güner Yasemin Balci

Mariam wächst in einem streng muslimischen Zuhause auf. Als junge Frau im heiratsfähigen Alter wollen ihre Eltern sie vor den Gefahren und Versuchungen bewahren, die außerhalb des geschützten familiären Raums auf sie lauern. Was ihre Eltern nicht wissen: Mariam führt ein Doppelleben. Zu Hause die folgsame Tochter, auf der Straße die selbstbewusste ArabQueen. Kleine Freiheiten erschleicht sie sich durch Lügen, um bei ihrer liberalen Tante Hayat mit fremden Männern zu chatten, sich mit ihrer deutschen Freundin Lena zu treffen oder in die Disko zu gehen. Doch sehr bald stößt sie an eine letzte Grenze: Mariam muss eine Entscheidung treffen, die ihr ganzes weiteres Leben bestimmen wird.

Güner Yasemin Balcis Roman „ArabQueen“ basiert auf der wahren Geschichte einer jungen Frau, die wie viele Muslima in Deutschland eine ständige Gratwanderung zu meistern hat: zwischen Tradition und Moderne, zwischen den Ansprüchen einer Religion und jenen einer westlichen Gesellschaft, zwischen familiärer Verpflichtung und persönlicher Freiheit.

Mi. 2. 11., 19:30 – 21:15 Uhr

Do. 3. 11., 19:30 – 21:15 Uhr, im Anschluss Publikumsgespräch

Kleines Haus 1

Von und mit: Tanya Erartsin, Inka Löwendorf, Sascha Ö. Soydan

Regie: Nicole Oder

Aufführungsrechte: S. Fischer Verlage, Frankfurt am Main.

Für die Bühne eingerichtet von Nicole Oder und Elisabeth Tropper.

Produktion: Heimathafen Neukölln

Diese Veranstaltung wird ermöglicht durch das NATIONALE PERFORMANCE NETZ im Rahmen der Gastspielförderung Theater aus Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie der Kultur- und Kunstministerien der Länder.

www.heimathafen-neukoelln.de

 

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Kornél Mundruczó, Ungarn

Es ist nicht leicht, ein Gott zu sein – Nehéz istennek lenni

In ungarischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Ein „überlebensechtes Roadmovie vom Rand Europas“ nennt Kornél Mundruczó seine Produktion „Es ist nicht leicht, ein Gott zu sein“, in der er den gleichnamigen Science-Fiction-Roman der russischen Brüder Strugatzky verarbeitet. Für sein Spiel mit Laien- und Profischauspielern über Menschenhandel, Machtmechanismen und politischen Extremismus führt er das Publikum aus dem Theatersaal heraus. Gespielt wird auf der Ladefläche zweier Lastwagen. Fünf Frauen werden dort gegen ihren Willen als Prostituierte festgehalten. Mit der Hoffnung auf ein besseres Leben und eine eigene Kreditkarte waren sie ins Land gekommen, doch in den Fängen eines sadistischen Filmteams ist kein Raum für Menschlichkeit. Ein Erzähler beobachtet ihren Kampf aus der Entfernung, präsent und doch unfähig einzugreifen. Er hat die Wahl, menschlich zu sein oder selbst zu überleben.

Do. 3. 11., 20:00 – 22:00 Uhr, im Anschluss Publikumsgespräch

Fr. 4. 11., 20:30 – 22:30 Uhr

Eventwerk

Mit: Gergely Bánki, János Derzsi, Marina Gera, László Katona, Diána Magdolna Kiss, Zsolt Nagy, Roland Rába, János Szemenyei, Orsi Tóth, Kata Wéber

Text / Regie: Kornél Mundruczó

Koautor: Yvette Biró

Produktion: Proton Cinema 2010

Koproduktion: Alkantara Festival, Lissabon; Baltoscandal, Rakvere; Culturgest, Lissabon; Kunsten-FestivalDesArts, Brüssel; Rotterdamse Schouwburg, Rotterdam; Theater der Welt 2010, Essen; Théâtre National de Bordeaux, Bordeaux; Trafó - House of Contemporary Arts, Budapest.

 

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Hans-Werner Kroesinger

Darfur – Mission incomplete

Zwei Räume, vier Experten und eine Frage: Was geschieht in Darfur? Handelt es sich um einen ethnischen oder um einen ethnisierten Konflikt, in dem ökonomische, ökologische, politische und ideologische Faktoren eine Rolle spielen? Geht es um territoriale Interessen oder spielt sich hier gar der erste Klimakrieg der Geschichte ab? Mittlerweile sind mehr als 400.000 Menschen getötet worden, Sachgüter und Ernten wurden vernichtet, die Zahl der Vertriebenen beläuft sich auf ca. 2,8 Millionen. Das Morden fand und findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Journalisten erhalten kein Einreisevisum für das Kriegsgebiet, selbst Mitarbeiter von Hilfsorganisationen bekommen nur in Ausnahmefällen Besuchsgenehmigungen für die Flüchtlingslager.

Regisseur und Autor Hans-Werner Kroesinger ist einer der wesentlichen Vertreter des dokumentarischen Theaters im deutschsprachigen Raum. In seinem Stück spürt er der bewegten Geschichte des Sudans nach, präsentiert Fakten zur aktuellen Situation des Landes, deckt Wirtschaftsinteressen auf und hinterfragt politische Interventionen. Er wägt die unterschiedlichen Argumente gegeneinander ab und versucht mit den Mitteln des Theaters, die vielschichtigen Hintergründe des Konfliktes zu erschließen und begreifbar zu machen.

Do. 3. 11., 20:00 – 21:30 Uhr, im Anschluss Publikumsgespräch

Fr. 4. 11., 20:30 – 22:00 Uhr

Hellerau, Nancy Spero Saal und Hinterbühne

Von und mit: Judica Albrecht, Armin Dallapiccola, Lajos Talamonti, Nicola Schössler

Regie: Hans-Werner Kroesinger

Produktion: Hans-Werner Kroesinger

 

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Ann Liv Young, USA

Cinderella

In englischer Sprache ohne Übertitel

Ann Liv Youngs „Cinderella“ ist eine Neuinterpretation des Grimm’schen Märchens, doch das Publikum erwartet alles andere als eine nette Märchenstunde: Youngs Alter-Ego, die Kunstfigur „Sherry“, spielt dabei alle Rollen selbst und schlüpft in die verschiedenen Charaktere. Mal gibt sie sich freundlich, mal verletzlich, mal boshaft und gemein. Diese unterschiedlichen Rollen verbindet sie mit dem Bild, das ihr und ihrem eigenen Leben am nächsten ist: das der aggressiven Frau. Außerordentlich provokant und jenseits der Tabugrenzen nimmt Sherry den Märchenklassiker zum Anlass, um weibliche Macht und Aggression auszuspielen. Sie verweigert sich der Erwartungshaltung des Publikums mit selten dargebotener Radikalität, stellt das Verhältnis zwischen Zuschauer und Künstlerin auf den Kopf und lässt jeden im Saal hautnah erfahren, welche Wirkung inszenierte Macht entfalten kann. Unnachgiebig konfrontiert sie ihr Publikum mit Scham, Abscheu und Ekel. Dabei geraten manche an die Grenzen dessen, was sie aushalten und akzeptieren können.

Do. 3. 11., 22:00 – ca. 24:00 Uhr, im Anschluss Publikumsgespräch

Fr. 4. 11., 22:00 – ca. 24:00 Uhr, davor um 21:30 Uhr Einführung

Kleines Haus 3

Mit: Ann Liv Young und Michael Guerrero

Produktion: Ann Liv Young Koproduktion: brut Wien

Empfohlen ab 18 Jahren.

www.annlivyoung.com

 

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Hajusom, Viktor Marek, Ashraf Sharif Khan

Hajusom in Bollyland

Bunt und mitreißend wie Bollywood ist die Musiktheater-Performance der Hamburger Künstlergruppe Hajusom. In dem transnationalen Kunstprojekt entwickeln junge Flüchtlinge und Migranten seit elf Jahren gemeinsam mit unterschiedlichen Gastkünstlern interdisziplinäre Performances.

In ihrer neuesten Produktion erforschen Hajusom, ob die oft bedrückenden Lebenserfahrungen der Ensemblemitglieder und die politischen Situationen, die den Alltag in ihren Heimatländern bestimmt haben, mit der heiteren Formensprache der populären Bollywoodfilme auf der Bühne darstellbar sind. Dabei verbinden sie die melodramatischen und tänzerischen Filmzitate mit den persönlichen Geschichten der Darsteller. Auf diese Weise adaptiert und demontiert Hajusom das Regelwerk der Filme und mischt neue Choreografien zum charakteristischen Stil von Bollywood, in dem sich klassisch-indische und westliche sowie traditionelle und subkulturelle Konzepte verbinden. So entsteht ein utopisches Gefilde der großen Emotionen.

Fr. 4. 11., 19:30 – 21:15 Uhr

Sa. 5. 11., 18:30 – 20:15 Uhr, im Anschluss Publikumsgespräch

Kleines Haus 1

Von und mit: Ensemble Hajusom & Shooting Stars (Hajusom hat viele Shooting Stars! Sie finden alle namentlich im Katalog.)

Künstlerische Leitung: Ella Huck, Dorothea Reinicke

Musik: Ashraf Sharif Khan, Viktor Marek

Choreografie, Gesang, Performance: Varsha Thakur

Produktion: Hajusom e.V.

Koproduktion: Kampnagel Hamburg, Theater im Pumpenhaus Münster.

Diese Veranstaltung wird ermöglicht durch das NATIONALE PERFORMANCE NETZ im Rahmen der Gastspielförderung Theater aus Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie der Kultur- und Kunstministerien der Länder.

Mit freundlicher Unterstützung des Städtepartnerschaftsfonds Hamburg der Landeshauptstadt Dresden – Abteilung Europäische und Internationale Angelegenheiten.

www.hajusom.de

 

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Gob Squad / Campo, Belgien

Before Your Very Eyes

In flämischer Sprache mit deutschen Übertiteln

„Ladies and Gentlemen! Gob Squad hat die Ehre, Ihnen eine Live-Show mit echten Kindern zu präsentieren! Eine gleichermaßen seltene wie aufregende Gelegenheit, Zeuge zu werden von sieben Leben im Schnelldurchlauf – direkt vor Ihren Augen!“ Mit einer göttlichen Stimme aus dem Off beginnt die Show des Künstlerkollektivs Gob Squad.

In einem verspiegelten Glaskasten sitzt eine Gruppe von 8- bis 14-Jährigen auf der Bühne. Dann beginnt das Spiel und Gob Squad setzt die biografische Uhr der Kinder und Jugendlichen in Gang. Sie treffen auf sich selbst, auf ihre eigene Vergangenheit, per Video aufgezeichnet und auf eine Leinwand projiziert; und sie begegnen sich selbst als Erwachsene. Werden sie sich einst tatsächlich auf einer Party zum 45. Geburtstag so verhalten, wie sie das nun auf der Bühne spielen? Unvorstellbar vorstellbar – Gob Squads Kinder konfrontieren sich und uns in dieser Versuchsanordnung mit Fragen nach Lebensängsten und Lebensglück.

„Was die Inszenierung neben den umwerfenden Darstellern so bezaubernd macht, ist die gänzlich unsentimentale Verbindung zwischen dem leichten, heiteren Spiel und der nüchternen Melancholie des Erwachsen- und Altwerdens. Es ist wahrscheinlich, zumindest für den etwa 46-jährigen Teil der Zuschauer, die schönste und wahrste Aufführung des Jahres.“

Süddeutsche Zeitung

Fr. 4. 11., 19:00 – 20:15 Uhr, davor um 17:00 Uhr Podiumsgespräch

Sa. 5. 11., 20:00 – 21:15 Uhr, im Anschluss Publikumsgespräch

Hellerau, Großer Saal

Mit: Martha Balthazar, Spencer Bogaert, Faustijn De Ruyck, Gust Hamerlinck, Zoë Luca, Jeanne Vandekerckhove, Ineke Verhaegen

Stimme: Rigley Riley

Konzept, Design, Regie: Gob Squad (Johanna Freiburg, Sean Patten, Berit Stumpf, Sarah Thom, Bastian Trost & Simon Will)

Produktion: Campo, Gent und Gob Squad.

Koproduktion: HAU, Berlin; FFT Düsseldorf; Noorderzon/Grand Theatre Groningen; NEXT Festival, Eurometropole Lille-Kortrijk-Tournai + Valenciennes; Künstlerhaus Mousonturm, Frankfurt und La Bâtie – Festival de Genève.

www.gobsquad.com

 

Weitere Informationen, auch über das Rahmenprogramm etc. unter www.bpb.de, www.politikimfreientheater.de, www.staatsschauspiel-dresden.de und auf www.hellerau.org. und auf www.facebook.com/politikimfreientheater.

 

www.politikimfreientheater.de

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