Armide ist nach Alceste (Premiere am 12. November 2012) die zweite Gluck-Oper, die in der Direktionszeit von Dominique Meyer zur Premiere kommt, nachdem mit Händels Alcina 2010 erstmals seit fast 50 Jahren wieder eine Barockoper an der Wiener Staatsoper zur Aufführung gelangte.
„Was, wenn Armide gar keine Frau ist?“ Diese Frage stellte sich Regisseur Ivan Alexandre und zeigt Armide in seiner Produktion nur nach außen hin als weibliche Verführerin – Armide ist für ihn ein
verkleideter junger Mann, der von der muslimischen Seite gegen die Soldaten des 1. Kreuzzuges instrumentalisiert wird. In der Handlung sieht Ivan Alexandre eine Parabel von Liebe, aber auch Hass: „In dieser Oper wird, wie am Seziertisch, jede Daseinsform der Liebe präsentiert: Lust, Scham, mystische Liebe, Sklaverei, Generosität, Erpressung – und eben Hass. Im Grunde handelt es sich bei Armide um eine Variation der Liebe in fünf Akten.“
Wenn Christoph Willibald Gluck im Jahr 1714 auch im bayerischen Erasbach als erstes von neun Kindern eines Försters geboren wurde und nicht im heutigen Österreich, so verbrachte er immerhin zentrale Jahre seine Lebens und seiner Schaffenszeit, insgesamt rund ein Vierteljahrhundert, in Wien, wo er auch gestorben ist und begraben wurde. Gluck kann somit, trotz seiner ausgedehnten berufsbedingten Reisen als Musiker, durchaus als Wiener Komponist, noch dazu als gefeierter und sehr gefragter Wiener Komponist bezeichnet werden, der in der Operngeschichte eine deutliche Spur hinterlassen und auf die Entwicklung zahlreicher Kollegen – wie auch auf Mozart – einen großen Einfluss ausgeübt hat. Sein wesentlicher Beitrag zur Operngeschichte war die Reform der gesamten Gattung. Spätestens ab seiner Alceste bemühte er sich um eine Musik, die gereinigt war von vordergründigem Virtuosentum und diversen Showeffekten der Sänger, wie etwa ausgedehnten Koloraturkaskaden oder sonstigen reinen Zurschaustellungen der stimmtechnischen Fähigkeiten. Die Musik sollte der Dichtung und der Handlung dienen, die Atmosphäre der jeweiligen Situation wiedergeben, kurzum wahr und schlicht sein und auf jedes unnötige Beiwerk verzichten.
Inszeniert wird Glucks „Drame-héroïque“ vom Barockspezialisten Ivan Alexandre, der mit Armide seine erste Produktion an der Wiener Staatsoper herausbringt. Der französische Regisseur, Autor und Journalist führte bisher u. a. bei Die Zauberflöte am Théâtre des Champs-Élysées, Rodelinda in Buenos Aires, Hippolyte et Aricie in Toulouse, Le Cid in Warschau und Orfeo ed Euridice bei der Salzburger Mozartwoche Regie. Die Ausstattung stammt von Pierre-André Weitz, der bereits im Theater an der Wien Bühnenbild und Kostüme für Hamlet und Der fliegende Holländer schuf.
DRAME-HÉROÏQUE IN FÜNF AKTEN
TEXT: PHILIPPE QUINAULT
Dirigent: Marc Minkowski*
Regie: Ivan Alexandre°
Ausstattung: Pierre-André Weitz°
Licht: Bertrand Killy°
Choreographie: Jean Renshaw°
Chorleitung: Thomas Lang
Armide Gaëlle Arquez°
Renaud Stanislas de Barbeyrac°
Hass Stephanie Houtzeel*/Margaret Plummer*^
Hidraot Paolo Rumetz*
Artémidore/ dänischer Ritter Bror Magnus Tødenes°
Ubalde Gabriel Bermúdez
Phénice Olga Bezsmertna*
Sidonie Hila Fahima*
Aronte Mihail Dogotari
Orchester: Les Musiciens du Louvre
Chor: Gustav Mahler-Chor
Studierende der Ballettakademie der Wiener Staatsoper
° Debüt an der Wiener Staatsoper | * Rollendebüt an der Wiener Staatsoper
Sonntag, 9. Oktober 2016, 11.00 Uhr: Einführungsmatinee mit Mitwirkenden der Premiere
Reprisen: 19., 22., 25., 29. Oktober 2016
Die Premiere am 16. Oktober 2016 wird live in Radio Ö1 übertragen, die Vorstellung am
26. Oktober 2016 weltweit live in HD über WIENER STAATSOPER live at home.