Immer wieder, jeden Tag. Da kann man schon ins Grübeln kommen. Li beschäftigt sich mit den großen Fragen des Lebens: Wer bin ich? Woher komme ich? Was ist Recht, was Unrecht, was Gerechtigkeit? Und welchen Comic lese ich heute? Denn in der Welt von Superhelden, Prinzen und Hexen fühlt sich Li zu Hause. Er spinnt sich wilde Geschichten zusammen, in der schöne Jungfrauen von mächtigen Bösewichtern entführt und von Kaisern mit Laserschwertern wieder befreit werden.
Mit Hilfe von Comic-Heften, Papier und Stiften hat sich Li einen ganzen Kosmos mit festen Figuren und Regeln erschaffen. Und heute, an seinem Geburtstag, möchte er seine Ideen mit dem Krankenhauspersonal auf die Bühne bringen. Dabei stellt sich jedoch eine Frage: Wie viel von Lis wahrem Leben verbirgt sich in dieser Geschichte?
Das Stück, das Li mit seinen Ärzten aufführt, dürfte so manchem bekannt sein. Der Kreidekreis hat seinen Ursprung in einem altchinesischen Drama, das schon Klabund und Bertolt Brecht als Vorlage diente. Erzählt wird die Geschichte der jungen Frau Haitang. Sie stammt aus ärmlichen Verhältnissen und hat einen starken Sinn für Recht und Unrecht, doch damit steht sie allein. Haitang ist umringt von bösartigen und lasterhaften Menschen. Doch die junge Frau hat Rückgrat und kämpft umso härter für ihre Vorstellungen von Moral. Sie gibt nicht auf, bis sie auch ihren Sohn aus dem salomonischen Kreidekreis gerettet hat. Und am Ende zahlen sich Ehrlichkeit, Tugend und Selbstvertrauen aus.
Die Rahmenhandlung des Kinderkrankenhauses gibt, als Stück im Stück, auch Kindern die Möglichkeit, sich der berühmten Parabel mit genügend Abstand zu nähern. Die Fragen nach Identität, Selbstbestimmung und Moral werden auch für junge Zuschauer nachvollziehbar gestellt. Regisseurin Krystyn Tuschoff spickt die Geschichte zudem mit Comic-Elementen, rasanten Figurenwechseln und starken Bildern.
Mit
Haitang – Julia Goldberg
Yü - erste Frau von Ma – Julia Dillmann
der kranke Junge, genannt Li / Tong, der Teehausbesitzer / Schuschu, der Richter / die Hebamme – Jonathan Schimmer
Ma - Mandarin / Haitangs Bruder – Alexander Steindorf
Pao - ein Prinz – Bernhard Schmidt-Hackenberg
Regie – Krystyn Tuschoff
Bühne und Kostüme – Uta Materne
Illustrationen – Uta Materne
Musik – Martin Bechler
Dramaturgie – Judith Weißenborn
11.04.2015 18.00
14.04.2015 10.00
15.04.2015 10.00
16.04.2015 10.00
07.05.2015 10.00–12.00