Aus Liebe zu Carmen gibt Don José alles auf: Er desertiert von der Armee und er verspielt die Hoffnung auf eine Verbindung mit der gutherzigen Micaëla aus seinem Heimatdorf. Stattdessen lässt er sich ein auf ein Leben in der Illegalität eines Schmuggler-Rings. Doch Carmen will sich nicht dauerhaft an einen Mann binden – und als der Stierkämpfer Escamillo ins Spiel kommt, entbrennt Don José in gefährlicher Eifersucht.
Carmen ist zum Prototyp der femme fatale stilisiert worden. Doch bei dieser Betrachtung kommt die Vielschichtigkeit ihres Charakters zu kurz. Bedingungslose Leidenschaften treiben die Figuren dieser Oper an – es wäre aber ein Missverständnis, sie deshalb für eindimensional zu halten. Die Musik Bizets folgt ihnen so aufmerksam und differenziert bis in die feinen Schattierungen ihrer Gefühle, dass sie uns bis heute unmittelbar berühren.
Und dennoch: bei der Uraufführung fiel die Oper weitestgehend durch. Zu sehr war das damalige Publikum überfordert, eine Opernheldin zu erleben, die aus einfachsten Verhältnissen kam und deren Freiheitsdrang und ihr Streben nach Unabhängigkeit die Männer zur Verzweiflung brachten.
„Carmen“ gehört inzwischen zu den meistgespielten Opern des internationalen Repertoires und ist längst zum Mythos geworden.
Echo Klassik-Preisträger Anthony Pilavachi inszeniert „Carmen“ am theaterhagen. Der international gefragte Regisseur ist damit zum ersten Mal zu Gast an der Volme.
Zu den Inszenierungen, für die Pilavachi in den letzten Jahren besondere Aufmerksamkeit gewann, zählen „Der fliegende Holländer“ in Frankfurt (1999), die Welturaufführung von Verdis rekonstruierter Fassung „Gustavo III“ 2003/04 in Göteborg und Darmstadt, „Zar und Zimmermann“ in Bremen (2006) und der komplette Wagner’sche „Ring“ in Lübeck, für dessen Aufzeichnung auf DVD Anthony Pilavachi 2012 mit dem renommierten Echo Klassik Preis ausgezeichnet wurde.
Über 70 Opern hat Anthony Pilavachi bereits auf internationalem Parkett inszeniert, „Carmen“ war jedoch noch nicht dabei. „Deshalb habe mich natürlich unglaublich gefreut, als das Theater Hagen bei mir anfragte“, sagt Pilavachi. Ihn interessiert nicht das oft bemühte Bild der Carmen als femme fatale: „Sie ist eine Person mit einem vielschichtige Charakter, kein wandelndes Klischee“. In der feinfühligen Musik Bizets findet Pilavachi den Schlüssel für seine Inszenierung: „Ich beherrsche mein Handwerk als Opernregisseur. Und das besteht darin, zu erkennen, was der Komponist will, seinem Rhythmus zu folgen. Es steht ja alles in den Noten.“
Text von Henri Meilhac und Ludovic Halévy
Nach der gleichnamigen Novelle von Prosper Mérimée
In französischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Musikalische Leitung: Florian Ludwig
Inszenierung: Anthony Pilavachi
Bühnenbild: Peer Palmowski
Kostüme: Bernd Hülfenhaus
Dramaturgie: Dorothee Hannappel
Chor: Wolfgang Müller-Salow
Regieassistenz: Imme Winckelmann
Inspizienz: Svenja Wessing
Don José, Sergeant: Charles Reid
Escamillo, Stierfechter: Frank Dolphin Wong
Remendado, Schmuggler: Jeffery Krueger
Dancaïro, Schmuggler: Richard van Gemert
Zuniga, Leutnant: Orlando Mason
Moralès, Sergeant: Raymond Ayers
Carmen, ein Zigeunermädchen: Kristine Larissa Funkhauser
Micaëla, ein Bauernmädchen: Jaclyn Bermudez
Frasquita, Zigeunermädchen: Maria Klier
Mercédès, Zigeunermädchen: Marilyn Bennett
Weitere Vorstellungen am 11.6., 14.6., 28.6., 3.7. und 10.7.2013 – jeweils um 19.30 Uhr.
Wiederaufnahme in der Spielzeit 2013/14.
Karten unter 02331 207-3218 oder www.theater.hagen.de, an allen Hagener Bürgerämtern,
Tel: 02331 207- 5777 sowie bei den EVENTIM-Vorverkaufsstellen.