Dass die ersten Erfahrungen mit der Liebe zugleich berauschend schön und schrecklich bitter sein können, demonstriert Wolfgang Amadeus Mozart in „Così fan tutte“ oder „Die Schule der Liebenden“. Er enthüllt darin seine liberale, menschliche Sicht auf die Liebe und zeigt, dass man den Unterschied zwischen Liebe und Begehren kennen muss, um schadlos durchs Leben zu gehen.
Die Handlung von „Così fan tutte“ ist scheinbar simpel: Zwei junge Männer sind mit einem Schwesternpaar verlobt und von der Treue ihrer Liebsten überzeugt. Bis sie mit dem zynischen, alten Junggesellen Alfonso eine Wette abschließen: Sie geben vor, in den Krieg zu ziehen und kommen dann in der Verkleidung zweier albanischer Verführer zurück, um die beiden Schwestern in die Falle zu locken und ihnen ein Heiratsversprechen abzuringen. Wenn „Così fan tutte“ bisweilen ohnehin als frivoles Stück gilt, so führt Haneke die tragische Geschichte der Liebhaber, von denen es in seiner Version drei gibt, geradezu grausam weit. In nur einem Tag gelingt es dem hämischen Alfonso und seiner verbitterten Gefährtin Despina, alle Illusionen der Liebenden zu zerstören.
Hier ist das ganze Leben nichts als ein eiskalt kalkuliertes, hinterhältiges Spiel … Mit einer originellen Kulisse – einem Palast des 18. Jahrhundert mit zeitgenössischem Interieur – und einem Kostümball, der die geschickte Einbettung der Verkleidungsszene erlaubt, verbindet Haneke zwei Rezeptionsepochen der Oper und veranschaulicht gleichsam die Zeitlosigkeit dieses Werkes rund um die allermenschlichsten Gefühle. Dass Michael Haneke vor seiner Filmkarriere am Theater tätig war, merkt man seiner Inszenierung an. Die unter großem Aufwand ausgewählten und angeleiteten Darsteller spielen natürlich und authentisch und bringen die Verletzlichkeit der Figuren von Mozart und dem Librettisten Lorenzo Da Ponte ergreifend zum Ausdruck. Unter der Leitung von Sylvain Cambreling liefern Annett Fritsch (Fiordiligi), Paola Gardina (Dorabella), Juan Francisco Gatell (Ferrando), Andreas Wolf (Guglielmo), Kerstin Avemo (Despina) und William Schimell (Don Alfonso) eine besonders realistische und so faszinierende wie verstörende Darbietung.
Inszenierung: Michael Haneke
Chorleiter: Andrés Máspero
Dirigent: Sylvain Cambreling
Libretto: L. Da Ponte
Orchester: Orchester des Teatro Real
Regie: Hannes Rossacher
Chor: Chor des Teatro Real
Mit:
Anett Fritsch (Fiordiligi)
Paola Gardina (Dorabella)
Juan Francisco Gatell (Ferrando)
Andreas Wolf (Guglielmo)
Kerstin Avemo (Despina)
William Schimell (Don Alfonso)