Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
"Così fan tutte" von Wolfgang Amadeus Mozart, inszeniert von Michael Haneke, auf ARTE"Così fan tutte" von Wolfgang Amadeus Mozart, inszeniert von Michael Haneke,..."Così fan tutte" von...

"Così fan tutte" von Wolfgang Amadeus Mozart, inszeniert von Michael Haneke, auf ARTE

Freitag, 21. Juni 2013 um 20:15 Uhr, 190 Min. -----

 

Mit 'Così fan tutte' am Teatro Real de Madrid präsentierte Filmemacher Michael Haneke im Februar und März nach 'Don Giovanni' in Paris 2006 seine zweite Operninszenierung, die in ihrer hochkarätigen Besetzung Publikum und Kritiker begeisterte.

 

Dass die ersten Erfahrungen mit der Liebe zugleich berauschend schön und schrecklich bitter sein können, demonstriert Wolfgang Amadeus Mozart in „Così fan tutte“ oder „Die Schule der Liebenden“. Er enthüllt darin seine liberale, menschliche Sicht auf die Liebe und zeigt, dass man den Unterschied zwischen Liebe und Begehren kennen muss, um schadlos durchs Leben zu gehen.

 

Die Handlung von „Così fan tutte“ ist scheinbar simpel: Zwei junge Männer sind mit einem Schwesternpaar verlobt und von der Treue ihrer Liebsten überzeugt. Bis sie mit dem zynischen, alten Junggesellen Alfonso eine Wette abschließen: Sie geben vor, in den Krieg zu ziehen und kommen dann in der Verkleidung zweier albanischer Verführer zurück, um die beiden Schwestern in die Falle zu locken und ihnen ein Heiratsversprechen abzuringen. Wenn „Così fan tutte“ bisweilen ohnehin als frivoles Stück gilt, so führt Haneke die tragische Geschichte der Liebhaber, von denen es in seiner Version drei gibt, geradezu grausam weit. In nur einem Tag gelingt es dem hämischen Alfonso und seiner verbitterten Gefährtin Despina, alle Illusionen der Liebenden zu zerstören.

 

Hier ist das ganze Leben nichts als ein eiskalt kalkuliertes, hinterhältiges Spiel … Mit einer originellen Kulisse – einem Palast des 18. Jahrhundert mit zeitgenössischem Interieur – und einem Kostümball, der die geschickte Einbettung der Verkleidungsszene erlaubt, verbindet Haneke zwei Rezeptionsepochen der Oper und veranschaulicht gleichsam die Zeitlosigkeit dieses Werkes rund um die allermenschlichsten Gefühle. Dass Michael Haneke vor seiner Filmkarriere am Theater tätig war, merkt man seiner Inszenierung an. Die unter großem Aufwand ausgewählten und angeleiteten Darsteller spielen natürlich und authentisch und bringen die Verletzlichkeit der Figuren von Mozart und dem Librettisten Lorenzo Da Ponte ergreifend zum Ausdruck. Unter der Leitung von Sylvain Cambreling liefern Annett Fritsch (Fiordiligi), Paola Gardina (Dorabella), Juan Francisco Gatell (Ferrando), Andreas Wolf (Guglielmo), Kerstin Avemo (Despina) und William Schimell (Don Alfonso) eine besonders realistische und so faszinierende wie verstörende Darbietung.

 

Inszenierung: Michael Haneke

Chorleiter: Andrés Máspero

Dirigent: Sylvain Cambreling

Libretto: L. Da Ponte

Orchester: Orchester des Teatro Real

Regie: Hannes Rossacher

Chor: Chor des Teatro Real

 

Mit:

Anett Fritsch (Fiordiligi)

Paola Gardina (Dorabella)

Juan Francisco Gatell (Ferrando)

Andreas Wolf (Guglielmo)

Kerstin Avemo (Despina)

William Schimell (Don Alfonso)

 

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 13 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

EXPLOSIVE KLANGMISCHUNG -- "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky bei NAXOS (BR KLassik)

Nicht sonderlich erfolgreich geriet die Stuttgarter Uraufführung der einaktigen Oper "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky im Jahre 1917 unter der Leitung von Max von Schillings. In…

Von: ALEXANDER WALTHER

Die ganze Wahrheit? -- „True Crime“ - Andrey Kaydanovskiy | Hege Haagenrud | Demis Volpi in der Deutschen Oper am Rhein

Drei tänzerische Perspektiven zu Wahrheit und Fiktion: Andrey Kaydanovskiy „Chalk“, Hege Haagenrud „The Bystanders“, Demis Volpi „Non-Fiction Études“  

Von: Dagmar Kurtz

SZENEN OHNE ILLUSIONEN -- "Tosca" von Giacomo Puccini in der Staatsoper Stuttgart

Kann Kunst unsere Wirklichkeit beeinflussen? Diese Frage steht als zentrales Thema im Zentrum der Inszenierung von Willy Decker, dessen Figuren sich in Puccinis "Tosca" in einem schwarzen Kasten…

Von: ALEXANDER WALTHER

RETTET DIE FRAUEN! -- Premiere "Zertretung" von Lydia Haider im Schauspiel Nord STUTTGART

Die 1985 in Oberösterreich geborene Lydia Haider hat hier einen radikalen Text vorgelegt, der zuweilen an Rainald Goetz erinnert. Die zentrale Frage lautet: Wie geht man mit einem System um, das…

Von: ALEXANDER WALTHER

ATEMLOSE HÖHENFLÜGE -- SWR Symphonieorchester mit Busoni und Sibelius im Beethovensaal der Liederhalle/STUTTGART

Zwei unterschiedliche Zeitgenossen standen diesmal im Zentrum: Jean Sibelius und Ferrucio Busoni. Immerhin weiß man, dass beide in Helsinki Schumanns Klavierquintett in Es-Dur gemeinsam musizierten.…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑