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"Da bin ich noch: mein Land geht in den Westen - 25 Jahre Mauerfall", 2.10. – 9.11.2014 im Deutschen Theater Berlin"Da bin ich noch: mein Land geht in den Westen - 25 Jahre Mauerfall", 2.10...."Da bin ich noch: mein...

"Da bin ich noch: mein Land geht in den Westen - 25 Jahre Mauerfall", 2.10. – 9.11.2014 im Deutschen Theater Berlin

"Da bin ich noch: Mein Land geht in den Westen", schreibt Volker Braun nach dem Mauerfall in seinem Gedicht 'Das Eigentum' (1990). Und weiter: "Ich selber habe ihm den Tritt versetzt." Es waren nicht zuletzt die Impulse vieler Künstler und Theatermacher, die dann, verstärkt und vergrößert, zum Ende der DDR beitrugen. Doch mit welchen Absichten, welchen Hoffnungen haben sie damals mitgetreten? Und wie fällt heute, 25 Jahre später, der Realitätsabgleich aus? Mit einer Reihe von Lesungen, Podiumsgesprächen, Gastspielen, Inszenierungen und einer Dokumentarfilmnacht blickt das Deutsche Theater Berlin in die Vergangenheit, um die Gegenwart genauer betrachten zu können.

 

Das Programm vom 2.10 bis 9.11.

 

Von der Bühne auf die Straße

Theater und Friedliche Revolution in der DDR, Ausstellung im Saal

Die Ausstellung zeigt die ideelle und politische Rolle des Theaterschaffens in der späten DDR anhand von 13 ausgewählten Inszenierungen. Szenenfotos, Rezensionen, private Erinnerungen und staatliche Dokumente lassen diese Zeit der politischen Willkür, aber auch der ästhetischen Innovation und der Lust an der Provokation wieder lebendig werden. In verschiedenen Interviews berichten die Künstler über ihre Erfahrungen in den letzten Jahren und Tagen einer untergehenden Diktatur.

 

Kuratoren: Dr. Jutta Braun & Dr. Michael Schäbitz (exhibeo e.V.)

Do 2. Oktober 17.30 Uhr Eröffnung

mit Margit Bendokat (Schauspielerin), Jutta Wachowiak (Schauspielerin), Henning Schaller (Bühnenbildner), Maik Hamburger (Dramaturg)

 

Fr 3. Oktober bis So 9. November 2014

Öffnungszeiten: jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn

und während der Vorstellungen. Eintritt frei.

 

So 5. Oktober 11.00 Uhr Deutsches Theater

Gregor Gysi trifft Carmen-Maja Antoni

"Ich habe mir damals gewünscht, man hätte einen neuen deutschen Staat gegründet, mit den größten Erfolgen der beiden Teile. Ja, das wär’s gewesen," sagt Carmen-Maja Antoni rückblickend.

Zusammen mit Kollegen hatte sie die erste nicht von oben verordnete Demonstration am 4. November 1989 in Berlin organisiert. 500.000 Menschen kamen und demonstrierten friedlich für eine andere DDR. Auch nach dem Fall der Mauer blieb Carmen-Maja Antoni ihrem Theater, dem Berliner Ensemble, treu. Dorthin war sie 1976 von Ruth Berghaus geholt worden. Dort ist sie – auf eigenen Wunsch mittlerweile als Gast – noch immer in der Rolle der Mutter Courage zu sehen.

 

Do 9. Oktober 20.00 Uhr Box

38. Breitengrad Grenzbetrachtungen in Korea und Deutschland

Workshop-Präsentation, Vortrag und Gespräch

250 Kilometer lang ist der Grenzwall, der Süd- von Nordkorea trennt. Seit 1953 ist die "Entmilitarisierte Zone" ein Symbol für den Kalten Krieg und zugleich von andauernder politischer und gesellschaftlicher Brisanz. Fünf Theatermacher aus Seoul setzen sich mit dem Ensemble des Deutschen Theaters über unüberwindlich scheinende Mauern auseinander. Geteilte Nationen, Mauern in den Köpfen der Menschen und die Sehnsucht nach Wiedervereinigung – Differenzen zwischen beiden Ländern, Sichtweisen, Historie, Kultur werden Thema dieses Workshops sein. Es werden Texte der koreanischen Autorin und Regisseurin ZinA Choi und dem deutschen Autor Mario Salazar in szenischen Lesungen, sowie Ergebnisse von Gesprächen zwischen Teilnehmern und Experten präsentiert.

 

Mit Texten von Mario Salazar und ZinA Choi. Vorgestellt von Schauspielerinnen und Schauspielern des Deutschen Theaters. Mit einem Impulsreferat des Architekten Ido Shin (Contemporary Art Platform NON Berlin).

 

Werkstattinszenierung, Premiere Di 14. Oktober 21.00 Uhr Bar

Zur Not gibt's ne Stulle weniger

Arbeitergeschichten am Tresen von Anne Jelena Schulte

In Gesprächen mit den letzten Alten von Prenzlauer Berg hat die Autorin Anne Jelena Schulte Geschichten und Geschichte freigelegt, Wendebiografien gesammelt, Erinnerungen aus der Zeit der Fabrikarbeiter, der DDR. Was war? War mal was? Welche Brüche verbirgt der Putz der neu sanierten Häuser? So ist ein Stimmenchor entstanden, gespensterhaft und gegenwärtig, philosophisch und spießbürgerlich, traurig und kraftvoll. Ein Chor wird hörbar, der lange geschwiegen hat.

 

Mit: Maren Eggert, Kathleen Morgeneyer, Matthias Neukirch, Timo Weisschnur

Regie: Antje Thoms, Ausstattung: Veronika Witlandt

wieder am: 19. Oktober, 6. November, jeweils 20.30 Uhr

 

Fr 24. Oktober 20.00 Uhr Kammerspiele

Ulrich Matthes liest Volker Braun

"Man glaubt die Geschichte zu kennen, aber sie hat mehr in sich, als sich ereignet: auch das Nichtgeschehene, Unterbliebene,Verlorene liegt in dem schwarzen Berg. All das Ersehnte, nicht Gewagte, und die alte Lust zu handeln", schreibt Volker Braun in seiner Erzählung 'Die hellen Haufen'.

 

So 26. Oktober 21.00 Uhr Bar

Die Legende von Paul und Paula im 60/40-Gemisch Ein Liederabend nach Ulrich Plenzdorf

Die Lied-Mischung aus Klassikern und Entdeckungen, sowie die Geschichte des bekanntesten Liebespaares der DDR wird mit viel Spaß und Hingabe von Elias Arens, Moritz Grove, Barbara Heynen, Sven Kaiser, Ole Lagerpusch, Bernd Stempel und Katrin Wichmann präsentiert.

 

So 2. November 11.00 Uhr Deutsches Theater

Das Rad der Geschichte dreht sich

Ziele und Hoffnungen am 4. November 1989

Am 4. November 1989 fand auf dem Alexanderplatz in Ost-Berlin die größte systemkritische Demonstration in der Geschichte der DDR statt. Hunderttausende forderten demokratische Rechte und die Abschaffung der Einparteienherrschaft. Organisiert wurde die Großdemonstration von Theaterleuten

auf Initiative der Bürgerbewegung Neues Forum. Die SED-Führung versuchte die Organisatoren massiv unter Druck zu setzen. Auf der Tribüne sprachen nicht nur Künstler und Bürgerrechtler, sondern auch Angehörige der staatlichen Führungselite. Welchen Einfluss hatte die SED tatsächlich? Wurde die Veranstaltung staatlich gesteuert? Wie kam es zu der Demonstration und welche Rolle spielte die Bürgerbewegung bei der Vorbereitung?

 

Ein Podiumsgespräch mit:

Dr. Ilko Sascha Kowalczuk (Historiker und Buchautor), Dr. Gregor

Gysi (Rechtsanwalt, Fraktionsvorsitzender der Linken im

Bundestag), Jutta Wachowiak (Schauspielerin), Stephan Hilsberg

(Politiker, Gründungsmitglied der Sozialdemokratischen

Partei der DDR), Prof. Ines Geipel (Schriftstellerin und Professorin

an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“

Berlin)

 

Di 4. November 20.00 Uhr Saal

Die 2. Generation Ost

Der 4.11.1989 und sein politisches Erbe

Ines Geipel erforscht in ihrem Buch Generation Mauer auf eindrucksvolle Weise das Lebensgefühl ihrer Generation: "Die Generation Mauer ist eine Generation der Rückkehrer, Rekonstruierer, Vergewisserer, Rechercheure, Entschweiger, der pickelharten Herausschäler." Nach einer Lesung spricht Ines Geipel mit Insa Wilke (DIE ZEIT) darüber, was die DDR und der Bruch von 1989 mit unserem Leben heute zu tun haben.

Es lesen: Kathleen Morgeneyer und Barbara Schnitzler

 

Uraufführung 7. November 20.00 Uhr Kammerspiele

Die Schönheit von Ost-Berlin

Eine Ronald-Schernikau-Collage

Gegen die Erinnerungsseligkeit des 25. Mauerfalljubiläums geht der Regisseur Bastian Kraft ('Der Besuch der alten Dame') in einem collageartigen Ronald-Schernikau-Abend dieser widersprüchlichen und widerständigen Figur nach.

Mit: Elias Arens, Margit Bendokat, Thorsten Hierse, Wiebke Mollenhauer, Bernd Moss

Regie: Bastian Kraft, Bühne: Peter Baur, Kostüme: Inga Timm, Musik: Ingo Schröder

 

Sa 8. November 18.00 - 23.00 Uhr Kammerspiele

Damals: Das Volk

Dokumentarfilme vom Ende der DDR

Ausgesucht von Volker Koepp

Moderation: Dr. Ralf Schenk, Vorstand der DEFA-Stiftung

 

Gastspiel Staatsschauspiel Dresden Sa 8. November 19.30 Uhr + So 9. November 19.00 Uhr

Der geteilte Himmel

von Christa Wolf

Für die Bühne eingerichtet von Felicitas Zürcher und Tilmann Köhler unter Mitarbeit des Ensembles.

Regie: Tilmann Köhler

Die Erzählung 'Der geteilte Himmel' erschien 1963, kurz nach dem Bau der Mauer. Christa Wolf spiegelt darin den Prozess, der zu diesem Schritt geführt hat, im Scheitern einer Liebe: an den Bedingungen der Zeit, an den Versuchen der Politik. Sie erzählt von Hoffnungen und Enttäuschungen in einer heute längst vergangenen Epoche und stellt zwei Positionen gegeneinander: "Das ist keine Zeit für Märchen." – "Aber wie soll man sich sonst seine Selbstachtung bewahren?"

2. Oktober bis 9. November 2014

 

 

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Lesezeit für diesen Artikel: 35 Minuten



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