Doch dann kommen die Söhne nach Hause, Nikolaj und Pjotr, und entfesseln einen wahren nihilistischen Sturm. Stepans Sohn Pjotr versucht, in der Kleinstadt eine revolutionäre Gruppe zu bilden, um die Welt aus den Angeln zu heben. In Warwaras Sohn Nikolaj meint er, einen Führer für seine Bewegung zu erkennen, jemanden, der seinem Vorhaben zu einem Inhalt und einer Idee verhilft. Doch „Prinz Harry“, wie Nikolaj in Anlehnung an Shakespeares Prinzen genannt wird, ist zwar angezogen vom Verbrechen, aber gelangweilt vom Leben und will bloß die verschiedenen Modelle von Welterklärung verstärken. Gemeinsam lösen Pjotr und Nikolaj einen Rausch aus, an dessen Ende Machtbesessenheit und Terror steht und Mord und Totschlag die Stadt überzieht.
Dostojewskij begann 1870 in Dresden mit der Niederschrift seines fast 1000-seitigen Romans und erzählt darin von einem Generationenwechsel mit katastrophalen Folgen: Die liberalen Väter werden von den radikalisierten Söhnen abgelöst. „Keine Wegspur, nichts zu sehen, wissen wir noch, wo wir sind?“, stellt Dostojewskij dem Roman ein Gedicht Puschkins als Motto voran. Geschrieben im vorrevolutionären Russland und vor den großen Katastrophen des 20. Jahrhunderts, scheint der Roman geradezu gespenstisch Nationalsozialismus, Demagogie und Terrorismus vorwegzunehmen.
Friederike Heller, Spezialistin für große Stoffe und ein neues episches Theater, nimmt sich mit „Dämonen“ einen Klassiker der Weltliteratur vor.
Deutsch von Svetlana Geier
Bühnenfassung von Friederike Heller und Felicitas Zürcher
Regie Friederike Heller
Bühne und Kostüm Sabine Kohlstedt
Musik Peter Thiessen
Dramaturgie Felicitas Zürcher
Licht Michael Gööck
Stephan Werchowenskij: Torsten Ranft
Warwara Stawrogina: Nele Rosetz
Nikolaj Stawrogina: André Kaczmarczyk
Pjotr Werchowenskij: Thomas Braungardt
Lisa Drosdowa: Nadine Quittner
Maqrikij Nikolajewitsch Wirginskij: Benjamin Pauquet
Marja Lebjadkina: Cathleen Baumann
Labjadkin: Ben Daniel Jöhnk
Schatow: Jonas Friedrich Leonhardi
Kirillow: Duran Özer
Ljamschin: Peter Thiessen
Gaganow: Sebastian Vogel