In Müllers Erinnerung an eine (die große Französische) Revolution begeben sich drei Emissäre des Konvents 1795 nach Jamaica, um die Segnungen der französischen Umwälzungen auf die Insel zu exportieren. Das meint vor allem die Abschaffung der Sklaverei. Gerade angekommen - erfahren sie aber, dass General Bonaparte in Paris die Macht durch einen Militärputsch übernommen hat. Die neue autokratische Ordnung braucht keine Revolutionsbotschafter mehr. Ihr Auftrag ist hinfällig geworden.
In Mathias Énards gefeiertem Roman versucht der Geheimagent Francis Mirkovoc, ein in Paris lebender Kroate, unter neuem Namen seinen sich selbst auferlegten Auftrag abzugeben: nämlich vor sich selbst und der Welt den Nachweis zu erbringen, dass es keinen Anfang historischer Schuld gibt, sondern nur die sich immer wiederholende schuldhafte Verstrickung jeder Generation in politische Konflikte. Francis, der zwei Jahre Söldner im Jugoslawienkrieg war, taucht ein in die ZONE, eine Schnittstelle europäisch-arabischer Politik, und muss feststellen, dass seine Tätergeschichte Wurzeln hat in der Tätergeschichte seines Vaters und diese wiederum in der seiner Großväter. Alles hängt miteinander zusammen - ein Entrinnen ist unmöglich.
Nuran David Calis, der sich in der letzten Spielzeit mit "Dantons Tod" in der Arena vorstellte, setzt mit dieser Inszenierung seine Arbeit in Stuttgart fort.
Theaterfassung von David Nuran Calis und Beate Seidel
Regie: Nuran David Calis,
Bühne: Irina Schicktanz;
Kostüme: Amélie von Bülow,
Video: Karnik Gregorian,
Musik: Vivan Bhatti,
Dramaturgie: Beate Seidel
Mit: Toni Jessen, Sebastian Kowski, Jan Krauter, Katharina Ortmayr, Nadja Stübiger, Till Wonka, Minna Wündrich, Live-Video: Nils Gabelgaard/Dominik Apanowicz