Die Handlung der Oper scheint wahrlich bester Schauerromantik verpflichtet: Als der Fliegende Holländer im Übermut bei Sturm ein gefährliches Kap umsegeln wollte und dabei den Schwur leistete, „in Ewigkeit“ nicht von seinem Vorhaben ablassen zu wollen, nahm ihn Satan beim Wort. Seither darf der bleiche Seemann nur alle sieben Jahre an Land. Daran knüpft sich für ihn eine verzweifelte Hoffnung: Wenn er eine Frau fände, die ihm treu wäre bis zum Tod, würde das für ihn die Erlösung bedeuten. In Senta, der Tochter des reichen Kaufmanns und Kapitäns Daland, findet der unglückliche Seefahrer endlich seine Retterin. Senta ist – ähnlich wie der Holländer – eine Außenseiterin. Bei ihr ist es die enggeistige, beschränkte Kaufmannswelt ihres Vaters, die sie zum Befremden ihrer Umgebung in ein Phantasiereich flüchten lässt, in der just der geheimnisvolle Holländer die zentrale Rolle spielt. Bei der ersten Begegnung mit ihm weiß sie, dass sie dazu bestimmt ist, ihn von seinem Schicksal zu erlösen. Und mit ihm wird sie zugleich – das ist ihre
Hoffnung – sich selbst erlösen.
Die entscheidende Stellung Sentas innerhalb des Werks zeigt sich nicht zuletzt
darin, dass ihre Ballade, in der die Sage vom Holländer in drei Strophen erzählt wird, als Kern für die ganze Oper anzusehen ist. Wagner schrieb hierzu: “In diesem Stücke legte ich unbewusst den Keim zu der ganzen Musik der Oper nieder: es war das verdichtete Bild des ganzen Dramas.“ Obgleich noch in der Tradition der Nummernoper stehend, wird im Fliegenden Holländer schon deutlich die spätere Hinwendung Wagners zum durchkomponierten Musikdrama hörbar. Und auch in anderer Hinsicht war Richard Wagner mit dieser Oper zukunftsweisend: Er lässt die Bühne geradezu zum Seelenspiegel werden, erinnert doch der Handlungsverlauf in vielem an einen Traum. So wie im Traum Elemente des Unbewussten in Bilder oder auch Gefühle gefasst an die Oberfläche des Bewusstseins gelangen können, so spült hier das aufgewühlte Meer das geheimnisvolle Phantom des Holländers in die rationale Kaufmannswelt Dalands. Wie im Traum verschwimmen Realität und
Phantasie und vereinen sich zu einer neuen Wahrheit.
Musikalische Leitung: GMD Matthias Foremny,
Inszenierung: Arturo Gama,
Bühne: Robert Pflanz,
Kostüme: Bettina Lauer,
Choreinstudierung: Ulrich Barthel
Mit: Daniel Henriks (Daland, ein Seefahrer), Kelly Cae Hogan (Senta, seine
Tochter), Stefan Heibach (Erik, ein Jäger), Margo Weiskam (Mary, Haushälterin
Dalands), Christian Hees (Steuermann Dalands), Frank Blees (Der Holländer),
Opernchor des Mecklenburgischen Staatstheaters, Mitglieder von Coruso (Erster freier deutscher Opernchor e.V.), Extrachor, Mecklenburgische Staatskapelle Schwerin
Weitere Vorstellungen: 24. Januar um 18 Uhr, 6. und 27. Februar jeweils 19.30 Uhr,
Kartentelefon: 0385 / 5300 – 123; kasse@theater-schwerin.de