Arnold Kübler (1890 1983) hat im Berlin zwischen den Weltkriegen Theater gemacht, ebendort eine Kneipe betrieben und seine späten Tage schreibend im Zürcher Bahnhofsbuffet und zeichnend in den Strassen verbracht. Er hat die Zürcher Illustrierte und das DU gegründet, hat dem Schweizer Fotojournalismus den Weg zum Weltruhm geebnet und ausgezeichnete Prosa hinterlassen. In der Schweizer Kultur des 20. Jahrhunderts sticht der Literat, Journalist, Zeichner und Kabarettist heraus durch seine Eigenwilligkeit und seinen besonderen Begriff von Kunst und Journalismus.
«Der verhinderte Schauspieler» ist sein Romanerstling. Er berichtet von den Erlebnissen Raben Drahtzauns, eines freiwilligen schweizerischen Exilanten in Deutschland, der seine fixe Idee, die deutsche Hochsprache perfekt zu erlernen, verbissen und immun gegen jede innere Entwicklung und jeden äusseren Einfluss verfolgt. Das Buch ist eine Tragikomödie über den einsamen Menschen der radikalen Moderne, der im Glauben lebt, seine Identität frei wählen zu können. Der Held betreibt den «steilen Kult des einzelnen, der nichts hat als seinen Entschluss, nichts als seine Entscheidung ins Leere hinaus. In der Trümmerlandschaft [nach dem ersten Weltkrieg] feiert auch der seltsame Raben Drahtzaun die einsamen Feste mit sich selbst», schreibt Peter von Matt im Nachwort zur Neuauflage des Schlüsselromans (Verlag Nagel & Kimche, Zürich).
Über diesen aussergewöhnlichen Text von Wahn, Glück und Chaos, über unsere Beziehung zum Deutschen und im Besonderen zu Berlin und über den grossen Arnold Kübler und seine Zeit diskutieren Dieter Bachmann, Claudia Schwartz und Peter von Matt. Es lesen die Ensemblemitglieder Cathérine Seifert und Tomas Flachs Nóbrega.