Es gibt kaum noch Essen, aber Maud hat ein totes Pferd ganz für sich alleine. Ein alter Mann kommt, begleitet von seinem Enkel. Beide haben Hunger. Maud bietet ihm ein Geschäft an: das Pferd für das Kind, weil ihr eigenes gestorben ist. Der alte Mann willigt ein. Jetzt ist Maud die Mutter des Jungen. Sie gibt ihm einen neuen Namen und versucht, ihn vor der feindlichen Welt zu beschützen. Nach zehn Jahren auf dem Schlachtfeld kommt ihr Mann Grenville zurück, den sie tot geglaubt hatte. Wie alle Soldaten ist er infiziert mit einem Parasiten, der ihn langsam erblinden läßt. Maud behauptet, daß der Junge ihr gemeinsamer Sohn sei, und Grenville glaubt ihr. Doch als der alte Mann zurückkehrt und den Jungen sehen will, entstehen bei Grenville allmählich Zweifel. Ist der Junge wirklich sein Kind? Und ist Maud wirklich diejenige, für die sie sich ausgibt? Doch Maud ist bereit, ihr neues Familienmodell leidenschaftlich zu verteidigen. Das Stück erzählt in einer bezwingend einfachen Sprache von der Zeit des Friedens zwischen zwei Kriegen. Es beschreibt die zerstörerischen Auswirkungen des Krieges auf Identität, Familie und Partnerschaft und skizziert die Bedingungen, unter denen man versucht, Frieden zu schließen. Mit Mauds radikalem Kampf um ihr selbstgeschaffenes Glück und ihre neue Identität entsteht eine beunruhigend faszinierende Utopie des Privaten gegenüber den Schrecken der Welt. Wie weit darf man gehen, um sein Glück zu verteidigen?
Die junge britische Autorin Zinnie Harris zählt seit ihrem Stück »In der fernsten Ferne« zu den eigenwilligsten und ungewöhnlichsten britischen Dramatikern. »Mittwinter« wurde 2004 von der Royal Shakespeare Company uraufgeführt.
Regie: Florentine Klepper
Bühne und Kostüme: Chalune Seiberth
Musik: Tobias Hofmann
Dramaturgie: Gesine Schmidt
Mit: Martin Pawlowsky, Monique Schwitter, Thiemo Strutzenberger, Daniel Wahl, Niklas Tschernich / Tom Wrobel