In ihrer Erzählung entführt die Magd in die längst vergessenen Zeiten der untergegangenen österreichisch-ungarischen Monarchie. Sie erinnert sich an ihre Jugend und an ihre große und lebenslange Liebe zum Baron. Für ihn ist Zerline aber nur ein Mittel zum Vergnügen. Von Rache besessen spannt die junge Zofe ihrer Herrin geschickt den heimlichen Geliebten aus. Doch hat sich das für sie gelohnt?
Regisseur Hermann Schneider diagnostiziert in seiner Inszenierung nicht die moralische und psychische Brüchigkeit einer herrschenden Klasse, sondern konzentriert sich vielmehr auf die Suche nach einer verlorenen Zeit. Maria Brendel verkörpert die, genau wie die Liebe selbst, alterslose Zerline, deren erotisches Prinzip sie jenseits bürgerlicher Moralvorstellungen repräsentiert. Die Vergangenheit wird in ihren Gedanken zur Gegenwart und nur die Erfahrungen und die Erlebnisse, sind das, was zählt.
Hermann Brochs letzter Roman „Die Schuldlosen“ erschien im Jahr 1950, kurz vor seinem Tod. Dieser besteht aus elf Erzählungen, darunter auch „Die Erzählung der Magd Zerline“, und setzt sich zeitkritisch mit den Jahren 1913-1933 auseinander. Thematisch beschäftigt sich der Roman mit der Situation und der Typologie der bürgerlichen Gesellschaft in Deutschland in der Zeit vor Hitler.
Inszenierung und Bühnenbild: Hermann Schneider
Kostüme: Götz-Lanzelot Fischer
Die Magd Zerline: Maria Brendel