Die weitere Rezeption des Werkes in Deutschland, speziell die Vereinnahmung als »Inkarnation unseres Volkstums« durch die Nazis, hat ein Übriges getan, um kontroverse Reaktionen herauszufordern. Aus heutiger Sicht liegt die Faszina-tion der Meistersinger aber gerade in der Dialektik des Werkes. Es zeigt eine Gesellschaft, deren biedere Gemütlichkeit von einer unterschwelligen Aggression durchzogen wird, die jederzeit in offene Gewalt umschlagen kann. Als Heilmittel propagiert Hans Sachs eine authentische Kunst, die er den seichten Produkten eines in konventionellen Regeln erstarrten Kunsthandwerks entgegen stellt. Doch seine verklärende Vision einer »wahren« Kunst, die anarchisches Schöpfertum mit geordnetem Handwerk vereint, bleibt in dieser ungemütlichen Komödie Utopie.
Die Premiere wird live auf NDR Kultur übertragen.
Musikalische Leitung. Karen Kamensek
Inszenierung: Oliver Tambosi
Bühne: Bengt Gomér
Kostüme: Carla Caminati
Chor: Dan Ratiu
Licht: Elana Siberski
Dramaturgie: Klaus Angermann
Mit: Albert Pesendorfer (Hans Sachs) | Robert Künzli (Walther von Stolzing) | Beck-messer (Stefan Adam) | Josefine Weber (Eva) | Ivan Turšić (David) | Per Nach Nis-sen (Veit Pogner) | Michael Dries (Frotz Kothner) | Mareike Morr (Magdalena) u.a.
Chor, Extrachor und Statisterie der Staatsoper Hannover
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover