Hebbels großartiger Bühnendichtung liegt das Nibelungenlied zu Grunde, jenes mittelhochdeutsche Heldenepos eines anonymen Dichters, das für ihn den Übergang vom archaischen germanischen Heidentum zum Zeitalter des Christentums markierte.
Der strahlende Held ist Siegfried, durch Drachenblut unverwundbar und unbesiegbar.
Dennoch fällt er – doppelt verraten – von der Hand Hagens, des Oheims seiner Frau Kriemhild. Und doch sind gerade die Frauen die eigentlichen tragischen Figuren der Trilogie.
Brunhild, die Heldin aus dem Norden, die König Gunther heiratet, weil scheinbar allein er sie im Kampf besiegen konnte. Doch es war Siegfried, der sie bezwang und der sie auch an Stelle seines Schwagers Gunther um die erste Nacht der Ehe betrog. Als der ungeheure Betrug ans Licht kommt, fordert sie Siegfrieds Tod aus Rache, die ihr der machthungrige Hagen nur zu gern verschafft. Und es ist Kriemhild, die Hagen die einzige verwundbare Stelle ihres Mannes verrät, um ihn zu schützen, und die von der eigenen Familie mit jener Rache so grausam hintergangen wird. Als Kriemhild selbst schließlich die Männer ihrer Familie in eine tödliche Falle lockt, spricht sie damit ihr eigenes Todesurteil. Doch Hebbel sah bei Kriemhild „dass ihr eigenes inneres Leid selbst während des entsetzlichsten Racheaktes noch viel größer ist als das äußere, das sie anderen zufügt.“
DIE NIBELUNGEN mit ihren archetypischen Geschichten über Treue, Macht und Verrat bilden den krönenden Abschluss von Hebbels Lebenswerk. Für die Trilogie erhielt er kurz vor seinem Tod (1863) den Schillerpreis.