Während hier das Leben in vollen Zügen genossen wird, kämpfen dort andere um ihr Überleben, machen sich Arbeitslosigkeit und Armut breit. Zudem schlagen sich auf der politischen Bühne linke und rechte Parteien die Köpfe ein, zersplittern untereinander und tragen Machtkämpfe aus.
Mittendrin in den Wolken aus Parfum, Druckerschwärze und Zigarrenrauch wandelt Fabian. Tagsüber ist er Werbetexter, nachts verliert er sich, meist in Gesellschaft seines guten Freundes Labude, in Streifzügen durch Bars und andere Etablissements. Dabei sieht er sich als stillen Beobachter seiner Zeit, als Analytiker der Gesellschaft, in der er lebt. Doch ehe er es sich versieht, wird er hineingezogen in die turbulente Revue-Show, die sich sein Leben nennt und die Ereignisse überschlagen sich: Fabian verliebt sich und verliert seinen Job. Während er mit den neuen Widrigkeiten kämpft, nimmt sich Labude in Folge eines dummen Scherzes das Leben. Plötzlich ist Fabian ganz allein in einer Stadt voll Menschen, die im fieberhaften Rausch wenig Mitleid für den Einzelnen kennt.
In der Reihe Die goldenen 20er bringt Theater&Philharmonie Thüringen Erich Kästners satirischen Roman „Fabian. Die Geschichte eines Moralisten“ als Revue in einer Fassung von Regisseur Fabian Alder auf die Bühne.
Erich Kästner ist mit seinem Roman, der ursprünglich Der Gang vor die Hunde heißen sollte, ein Werk gelungen, das sich durch eine ausgesprochen wachsame Beobachtungsgabe des Autors auszeichnet. Weitsichtig und präzise spürt Kästner in dem 1931 verlegten Roman Anklänge und Auswirkungen des Massenkonsums, der Propaganda und des Kapitalismus auf. Dabei zeichnet er ein Bild seiner Zeit, die der heutigen, fast einhundert Jahre später, gar nicht so unähnlich ist. Stilistisch schafft Kästner dabei eine Gratwanderung zwischen absurden Überzeichnungen und realistischen Ernüchterungen, zwischen Komik und Ernst. In eben diesem Spannungsfeld bewegt sich auch die Revue-Fassung von Fabian Alder, die die Leichtigkeit von Tanz und Musik mit der schicksalshaften Geschichte des Protagonisten verbindet.
Fabian Alder stellte sich als Regisseur bereits 2014 bei Theater&Philharmonie Thüringen mit Kleists „Amphitryon“ vor. Bühne und Kostüme entwirft Ines Nadler. Für die Musik zeichnet Johannes Schleiermacher verantwortlich, der als DJ und Musiker live auf der Bühne mit verschiedenen Instrumenten und elektronischen Geräten eine moderne Soundkulisse gestaltet. Das musikalische Spektrum reicht dabei über die 1920er Jahre hinaus und verbindet Hits anderer Jahrzehnte mit Gameboy-Sounds, Elektro-Beats und Saxophonspiel. Es spielen Manuel Struffolino (Fabian), Thorsten Dara (Labude), Lara Waldowa.G. (Cornelia), Anne Diemer (Caligula), das weitere Revue-Ensemble: Mechthild Scrobanita, Ulrich Milde, Philipp Reinheimer
Weitere Vorstellungen in Altenburg:
18. und 26. März 19.30 Uhr sowie 3. April 18.00 Uhr
In Gera findet die Matinee zur Einführung am 1. Mai 2016 zum Tag der Offenen Tür statt.
Die Geraer Premiere folgt am 6. Mai 2016, 19:30 Uhr im Großen Haus.
Weitere Vorstellungen: 8. Mai 14.30 Uhr, 14. und 27. Mai 19.30 Uhr