Um deutlich zu machen, dass es mehr um den faustischen Drang nach immer neuer Erfahrung, nach immer neuen Entwürfen geht als um eine Interpretation des Goethe‘schen Werkes, wurde der Titel von „Faust I-III“ in „Faust Hoch Zehn“ geändert. Der Ansatz des Produktionsteams: die faustische Welt sei eine Welt ständiger Potenzierung, in der Faust ständig neu entworfen wird. Der Goethe’sche Weltenentwerfer Faust ist Reisender, Liebender, Mörder, Spekulant - er kriegt nie genug Intensität, kennt kein Verweilen.
Als roter Faden der Inszenierung, an deren Anfang ein Film mit Texten aus Elfriede Jelineks FaustIn and Out steht, diene das Prinzip ständiger Bewegung: raus aus der Welt, rein in die Welt. Und immer weiter rein in verschiedene Welten. Die Bewegung raus aus dem Stück, die die Inszenierung einschlägt, spiegelt die faustische Bewegung raus aus dem Studierzimmer hinein in immer neue Erfahrungswelten. So lädt die Produktion ein, zusammen auf Fantasiereise zu gehen, die Welt als gestaltbar zu erfahren und nicht als alternativlos. Alles soll möglich sein. Was sonst das Versprechen der Werbung ist, erlaubt hier der Zaubermantel der Vorstellungskraft. In aller moralischer Ambivalenz.
Für den 33-jahrigen Hausregisseur Felix Rothenhäusler, der nun schon zum sechsten Mal („Die Affäre Rue de Lourcine“ mitgerechnet) in Bremen inszeniert, war dieser Stoff eine besondere Herausforderung. Auch faustisch eben – zumal „Faust Hoch Zehn“ für Rothenhäusler selbst ebenfalls eine Art Potenz seiner bisherigen, durchaus sehr verschiedenen Arbeiten in Bremen ist; so hatte er unter anderem mit seiner Interpretation von Schillers „Die Räuber“ und der Romanadaption „Sickster“ für Aufsehen gesorgt, mit „I’m Your Man“ aber auch einen eindringlichen Leonard Cohen-Liederabend verantwortet – in „Faust Hoch Zehn“ fließen die Einflüsse all dieser unterschiedlichen Arbeiten mit ein.
Felix Rothenhäusler präsentiert sein Faust-Projekt „Faust Hoch Zehn“ im Kleinen Haus. Die sechs Schauspieler/innen katapultieren sich zusammen mit der Tänzerin Magali Sander-Fett, der Sängerin Marysol Schalit und dem Musiker Matthias Krieg aus Goethes Monumentalwerk hinein in eine Welt unendlicher Möglichkeiten: wer oder was könnte Faust sein?
Regie: Felix Rothenhäusler
Ausstattung: Knut Klaßen
Musik: Matthias Krieg
Film Max Linz
Dramaturgie: Tarun Kade
Mit: Betty Freudenberg, Nadine Geyersbach, Magali Sander Fett, Marysol Schalit, Matthieu Svetchine, Johannes Kühn, Siegfried W. Maschek, Robin Sondermann, Matthias Krieg
Weitere Termine unter www.theaterbremen.de