Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
»Geschichte« von Oscar Strasnoy, Erste Werkstatt-Premiere der Saison in der Staatsoper im Schiller Theater Berlin»Geschichte« von Oscar Strasnoy, Erste Werkstatt-Premiere der Saison in der...»Geschichte« von Oscar...

»Geschichte« von Oscar Strasnoy, Erste Werkstatt-Premiere der Saison in der Staatsoper im Schiller Theater Berlin

Premiere am 26. September 2015, 20 Uhr, Staatsoper im Schiller Theater – Werkstatt. -----

Das schwarze Schaf der Familie – Witold – ist umgeben von psychotischen Angehörigen, angeführt von der hysterischen Mutter. So erscheint plötzlich der seltsame Außenseiter als einzig emotional klares Individuum. In Traumsequenzen, in denen sich das Familientableau in weltgeschichtliche Schlüsselsituationen bis hin zur europäischen Urkatastrophe des Ersten Weltkriegs verwandelt, werden Eltern und Geschwister zu tödlichen Feinden.

 

 

Musiktheater von Oscar Strasnoy nach einem Text von Witold Gombrowicz. Uraufgeführt für sechs Sänger und Tonband 2004 im Theaterhaus Stuttgart, folgten weitere Aufführungen sowie eine Neuproduktion (2011) u. a. an der Opéra de Lille, am Teatro Colón in Buenos Aires, am Théâtre du Châtelet, Paris und im Konzerthaus Berlin. An der Berliner Staatsoper wird die dritte Neuinszenierung zu erleben sein, in der Regie von Isabel Ostermann und in einem Raum von Christoph Ernst. Der 1970 in Argentinien geborene und mittlerweile in Berlin lebende Komponist, Dirigent und Pianist Strasnoy wird die Proben an der Staatsoper begleiten.

 

Erstmals wird mit dieser »Operette à cappella« in der Werkstatt eine Komposition ohne Orchester oder Klavierbegleitung, rein für Stimme und Tonband, erklingen. Die Rollen des Witold und der Mutter übernehmen Countertenor Daniel Gloger und Sopranistin Sarah Maria Sun – für die Strasnoy die Partien bereits bei der Uraufführung geschrieben hat.

 

Musikalisch einstudiert wird das einstündige Werk von Max Renne.Die Klangsprache Strasnoys ist dabei vom rasanten Wechsel aller nur denkbaren vokalen Ausdrucksmöglichkeiten geprägt: Deklamation, A-cappella-Satz, Parlando und Sprechen finden sich satztechnisch in avantgardistischen Musikvokabular bis hin zu Anklängen an Unterhaltungsmusik und Jazz wieder. Kurze Tonbandeinspielungen konkreter Geräusche schaffen den akustischen Raum dieses Parforceritts durch die groteske Geschichte.

 

Strasnoy beschäftigen seit Jahren diverse Formen des Musiktheaters, von Kleinstbesetzungen wie in »Fabula« für Countertenor und Viola bis hin zu groß besetzten Opern wie »Le Bal« – 2010 von Simone Young an der Hamburgischen Staatsoper uraufgeführt. »Geschichte« ist nach »Operette« die zweite Arbeit des Komponisten nach einem Text von Witold Gombrowicz.

 

Gombrowicz, einer der bedeutendsten polnischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, verbindet in seinen fragmentarischen Szenen die private (Familien-)Geschichte mit Geschichte als Historie. Wie der Autor mit europäischen Ereignissen der ersten Jahrhunderthälfte verfährt, lässt sich nur als eine Mischung aus Groteske und Wahnsinn bezeichnen.

 

GESCHICHTE

Operette à cappella für sechs Sänger und Tonband

Text von Witold Gombrowicz

In deutscher Sprache

 

Inszenierung

Isabel Ostermann

Musikalische Einstudierung

Max Renne

Bühne / Kostüme und Licht

Christoph Ernst

Ton

Sébastien Alazet

Dramaturgie

Katharina Winkler

 

Mutter (Sopran)

Sarah Maria Sun

Rena (Mezzosopran)

Friederike Harmsen

Witold (Counter-Tenor)

Daniel Gloger

Jerzy (Tenor)

Noriyuki Sawabu

Janusz (Bariton)

Martin Gerke

Vater (Bass)

Markus Hollop

 

Weitere Vorstellungen am 30. September sowie 1., 9., 10. und 12. Oktober 2015

Eine Werkeinführung findet jeweils 45 Minuten vor Vorstellungsbeginn statt.

 

Tickets sowie weitere Informationen unter Telefon 030 20 35 45 55 und www.staatsoper-berlin.de

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 15 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

JAGENDE HORN-PASSAGEN -- Neue CD von Helmut Lachenmann "My Melodies" bei Naxos (BR Klassik - musica viva)

Ein kompositorischer Umgang mit dem Phänomen Melodie steht im Mittelpunkt der Komposition "My Melodies" für acht Hörner und Orchester des 1935 in Stuttgart geborenen Helmut Lachenmann. Unter der…

Von: ALEXANDER WALTHER

VOLLENDETER FORMALER AUFBAU -- Bachs Matthäus-Passion mit den Stuttgarter Hymnus-Chorknaben in der Stiftskirche STUTTGART

Für Karfreitag 1729 schrieb Johann Sebastian Bach seine "Matthäus-Passion" BWV 244 und arbeitete sie dann noch dreimal um. Der vollendet ausgewogene Aufbau dieses Meisterwerks kam in der Aufführung…

Von: ALEXANDER WALTHER

SCHONUNGSLOSE SELBSTERKENNTNIS --- John Gabriel Borkman im Schauspielhaus Stuttgart

Henrik Ibsen ist der Dramatiker der schuldhaft versäumten Selbstemanzipation. Er setzt sich schonungslos mit den Lebenslügen der Menschen auseinander. Seiner Devise "Dichten ist Gerichtstag halten…

Von: ALEXANDER WALTHER

DRAMATISCH GEBALLTER ABLAUF --- Verdi Operngala im Forum am Schlosspark Ludwigsburg

Vorwiegend Spätwerke Giuseppe Verdis standen bei dieser sehr gelungenen Operngala auf dem Programm. Die vorzüglich musizierende Württembergische Philharmonie Reutlingen unter der inspirierenden…

Von: ALEXANDER WALTHER

FEINSTE SCHATTIERUNGEN DES GEFÜHLS -- Stuttgarter Philharmoniker unter Gabriel Feltz mit Berg und Brahms in der Liederhalle Stuttgart

Wieder konnte man als "Minutenstück" eine interessante Komposition eines Studenten der Kompositionsklasse von Prof. Marco Stroppa an der Stuttgarter Musikhochschule hören. Der 1987 in Mailand geborene…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑