Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
HIOB von Joseph Roth im Theater BernHIOB von Joseph Roth im Theater BernHIOB von Joseph Roth im...

HIOB von Joseph Roth im Theater Bern

Premiere Sa, 19. September 2015, 19:30 Uhr, Vidmar 1. -----

Sie sind Entbehrungen gewohnt, die russischen Juden des frühen 20. Jahrhunderts – Aussenseiter, arm und verachtet, fürchten sie Gewalt und Repressalien. Einer von ihnen ist Mendel Singer, ein Schullehrer, der mit dem Geld, das er verdient, kaum die Familie, seine Kinder Jonas, Schemarjah und Mirjam, ernähren kann.

Und dann kommt Menuchim zur Welt, ein Krüppel und Epileptiker. Die Verzweiflung der Eltern ist gross, denn auch die Weissagung des Rabbis, Menuchim werde eines Tages gesunden, kann sie nicht trösten. Zudem bricht bereits neues Verhängnis über die Familie herein: die Sohne müssen zur Armee. Jonas geht mit Begeisterung, wittert die Chance, aus dem engen Leben auszubrechen; Schemarjah aber flieht nach Amerika und versucht sein Glück als Kaufmann.

 

Als Mirjam sich mit Kosaken abzugeben beginnt, sehen die entsetzten Eltern keinen anderen Ausweg, als Menuchim zurückzulassen und die gefährdete Tochter ebenfalls nach Amerika zu bringen – doch die Weltgeschichte holt sie ein.

 

Der grosse österreichische Schriftsteller Joseph Roth entwirft mit der Figur des Mendel Singer einen Hiob des 20. Jahrhunderts: Ein gläubiger Mensch, der infolge der Prüfungen, denen er sich ausgesetzt sieht, an seinem Gott verzweifelt. Ein Mensch, für den es kein wahres Zuhause gibt; feindlich präsentiert sich ihm das Leben im heimischen Russland, als feindlich erweisen sich die Verheissungen Amerikas, die Mendel den letzten Rest seiner Identität zu rauben drohen. Am Ende bleibt ihm nur das Bewusstsein seiner Schuld: er hat Menuchim im Stich gelassen. Was bedeutet ihm auch noch Identität ? Der Sohn Schemarjah heisst jetzt Sam, in den alten Traditionen lebt niemand mehr ...

 

So erzählt Roth auch davon, was es heisst, ein entwurzelter Fluchtender zu sein, er erzählt von Verlust und Assimilation. Vor allem aber erzählt er eine berührende Familiengeschichte mit überraschend hoffnungsvollem Ende.

 

Regisseur Ingo Berk und das neue Schauspiel-Ensemble stellen sich mit «Hiob» dem Berner Publikum vor. Ingo Berk ist 1975 geboren. Am Schauspielhaus Zürich arbeitet er als Regieassistent u.a. mit Christoph Marthaler, Stefan Pucher, Falk Richter und Andreas Kriegenburg und es entstehen erste eigene Regiearbeiten «Parasiten» von Marius von Mayenburg, «Der Pelikan» von August Strindberg und «The New Electric Ballroom» von Enda Walsh. Danach inszeniert er an der Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin «Augenlicht», beim Young Directors Project der Salzburger Festspiele «Der Stein», am Schauspiel Hannover «Schwarzes Tier Traurigkeit», «Prinz Friedrich von Homburg», am Theater Bonn u.a. «Die Trachinierinnen» und «Eines langen Tages Reise in die Nacht» und am Schauspielhaus Graz «Oedipus» und «Radetzkymarsch» sowie am Theater der Stadt Heidelberg «Die

Orestie» und «Maria Stuart».

 

Regie Ingo Berk

Bühne Damian Hitz

Kostüme Eva Krämer

Komposition/musikalische Leitung/Livemusik Patrik Zeller

Dramaturgie Stephanie Gräve

 

Musikerin Mia Schultz

Musiker Lukas Hasler

 

Mendel Singer Stéphane Maeder

Deborah Singer Milva Stark

Rabbi ua. Jürg Wisbach

Jonah, Mac Arne Lenk

Schemarjah David Berger

Mirjam Mariananda Schempp

Menuchim Lukas Hupfeld

 

Weitere Vorstellungen: 26. Sep | 21. Okt | 05., 10., 19., 29. Nov | 19. Dez 2015 | 05. Jan | 06., 24., 27. Feb 2016 Vidmar 1

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 15 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

BERÜHRENDE MOMENTE -- "Spatz und Engel" mit dem Tournee-Theater Thespiskarren (Produktion Fritz Remond Theater im Zoo, Frankfurt) im Kronenzentrum BIETIGHEIM-BISSINGEN

Edith Piaf und Marlene Dietrich stehen hier im Schauspiel mit Musik von Daniel Große Boymann und Thomas Kahry als zwei Göttinnen des Chansons im Mittelpunkt des Geschehens. Und es ist gar nicht so…

EIN ÜBERZEUGTER HUMANIST -- 5. Sinfoniekonzert des Staatsorchesters Stuttgart in der Liederhalle Stuttgart

Das Stück "Felder...im Vorübergehen" für Streichorchester aus den Jahren 1993/94 von Bernhard Lang ist nicht so spektakulär wie seine Oper "Dora", besitzt aber durchaus charakteristische…

Von: ALEXANDER WALTHER

EIN BEWEGENDER FEUERREITER -- Liedmatinee - Verleihung der Hugo-Wolf-Medaille in der Staatsoper Stuttgart

Die New York Times bezeichnete das Liedduo Christian Gerhaher (Bariton) und Gerold Huber (Klavier) als "größte Liedpartnerschaft der Welt". Dies betonte Kammersängerin Christiane Iven in ihrer…

Von: ALEXANDER WALTHER

NEUE SPHÄREN IM LICHTKEGEL -- Sao Paulo Companhia de Danca im Forum am Schlosspark Ludwigsburg

Mit der Deutschen Erstaufführung von "The Eight" gedenkt der Choreograph Stephen Shropshire des 200. Geburtstags von Anton Bruckner. In den Kostümen von Fabio Namatame erklingt das Finale von…

Von: ALEXANDER WALTHER

REIZVOLLES SPIEL MIT KLASSISCHEN FORMEN -- Konzertabend beim deutsch-türkischen Forum mit Gülsin Onay und Erkin Onay im Hospitalhof STUTTGART

Sie ist Staatskünstlerin der Türkei und eine renommierte Pianistin: Gülsin Onay. Sie trat auch mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks auf. Zusammen mit ihrem Sohn Erkin Onay (Violine)…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑