Nachdem ihn der Teufel auch noch um 30 Jahre verjüngt hat, spielt das Wissen plötzlich keine Rolle mehr. Der junge Faust will sein Leben, welches er in seinem Elfenbeinturm verbracht hat, nachholen. Er beginnt eine Affäre mit einem jungen Mädchen, welches er über großzügige Schmuckgeschenke gefügig macht. Als das Mädchen schwanger wird, suchen Faust und sein Teufel das Weite. Diese Geschichte muss verdrängt werden, man trinkt Lethe, das Wasser des Vergessens und zieht weiter in die Welt. Im Zentrum der Macht, am Hofe des Kaisers, erfinden die beiden das Papiergeld, um den bankrotten Staat zu retten. Faust wird zum wichtigsten Mann im Staate, und zum Alphamann gehört auch eine Alphafrau. Man befreit Helena von Sparta, die schönste Frau der Welt, aus ihrer Gefangenschaft in der griechischen Klassik. Faust und Helena haben einen gemeinsamen Sohn: Euphorion. Dieser Sohn lebt wie sein Vater das Extrem. Nach einer Vergewaltigung stürzt er sich bei einem Flugversuch zu Tode. Helena, seine Mutter, versinkt in Depression und verschwindet wieder nach Griechenland. Auch diese Episode muss verdrängt werden. Faust und Mephisto stürzen sich in den Krieg des Kaisers, können ihn gewinnen. Jetzt wird Faust zum Grundbesitzer, er gründet seine eigene Kolonie. Das Meer wird eingedämmt, die Flüsse begradigt, Siedlungen für Arbeiter gebaut, Natur vernichtet. Hier, auf dieser globalen Großbaustelle, glaubt Faust unsterblich zu werden. Aber der Augenblick, zu dem er sagen wollte „Verweile doch, du bist so schön“, den hat er verpasst.
Inszenierung: Thomas Krupa | Bühne: Thilo Reuther | Kostüme: Ines Burisch | Video: Jana Findeklee | Musik: Mark Polscher
Mit: Claudia Frost, Olaf Becker, Thomas Gerber, Georg Krause, Jochen Neupert, Timo Tank, Jörg Seyer
Weitere Vorstellungen: 25.3. und 28.3.2010