Was ist „Tragödie Faust“?
Faust, an die Grenzen der Wissenschaft gelangt und an der Beschränktheit der menschlichen Existenz verzweifelt, ruft die Geister zur Hilfe. Aber niemand ist interessiert an einem deprimierten Intellektuellen. Erst Mephistopheles bietet einen Pakt an, in den Faust einwilligt. Mephisto versucht, Faust die sinnliche wie geistige Dimension des Daseins zu eröffnen, er will ihm zeigen, „was die Welt im Innersten zusammenhält“. Doch der Vertrag hat einen Haken. Kann Mephisto die Wissensgier und Rastlosigkeit befriedigen, so soll ihm die Seele des Gelehrten gehören.
Faust weiß nicht, dass Mephisto seinerseits eine Wette mit dem „Herrn“ geschlossen hat, ob der Mensch von seinem Wege abzubringen sei. Mephisto glaubt daran und müht sich redlich. Er führt herbei, was ihm geheißen. Als er ihm das unschuldige Gretchen präsentiert, überschreitet Faust in seiner entfachten und alles überbietenden Gier nach Leben die Grenzen und setzt sich über die gängige Moral, über jedes gesellschaftliche und religiöse Gebot hinweg. Die Tragödie nimmt ihren Lauf: Liebe, quälende tödliche Leidenschaft, gefolgt von Kerker und Tod. Ein Schauspiel über Macht und Ohnmacht, Liebe und Hass, Gesellschaft und das einzelne menschliche Wesen in ihr. Wie aktuell kann Goethe heute sein?
Mit der ersten Premiere der Spielzeit widmet sich das Anhaltische Theater Dessau einem zeitlosen Klassiker des Schauspiels. Im Frühjahr endete nach dreizehn Jahren Laufzeit die erfolgreiche „Faust I“-Produktion von Helmut Straßburger und Ernstgeorg Hering. Da ein Theater, dass sich mit dem Spielzeitmotto „Bildung!“ schmückt, selbstverständlich dieses kolossale Opus im Programm haben muss, kommt am Freitag, den 19. September um 19.30 Uhr nun im Großen Haus ein neuer „Faust I“ zur Premiere, der in der Lesart des Regisseurs Carl-Hermann Risse „Tragödie Faust“ heißt. Im Jahre 1808 legte Goethe den Text von „Faust. Der Tragödie erster Teil“ vor. Vorangegangen waren „Urfaust“ als genialer Entwurf des jungen Goethe und „Faust. Ein Fragment“, in denen Goethe sich zwar noch auf das Volksbuch „Historia des D. Johann Fausten“ und auf Marlowes Puppenspiel bezieht, dem zentralen Thema aber gleichzeitig eine neue Dimension gibt.
In der Inszenierung von Carl-Hermann Risse, der in Dessau u.a. durch seine „Amadeus“- und „Was ihr wollt“-Inszenierungen aufgefallen ist und der Ausstattung von Anna Cumin spielen: Franziska Krol, Maria I. Cobo Méndez, Julia Zabolitzki; Rainer Böhm, Maximilian Claus, Gerald Fiedler, Mario Janisch, Matthias Kahler, Boris Malré, Markus Seidensticker, Matthias Westphal und Teo Vadersen.