Medea ist heute die bekannteste Oper Cherubinis, was sie einer kuriosen Rezeptionsgeschichte zu verdanken hat. Eine deutschsprachige Bearbeitung des Werks mit Rezitativen wurde weiter ins Italienische übersetzt und 1953 von Maria Callas gesungen, die in der Titelpartie große Erfolge feierte. Dadurch war das Werk lange als italienische Oper bekannt, bevor 2008 die französische Originalfassung Médée mit Dialogen wiederbelebt wurde, die nun auch in Erfurt auf die Bühne gelangt.
„Für mich ist Cherubini der beachtenswerteste von allen lebenden Opernkomponisten“ – bekannte sich Ludwig van Beethoven. Johannes Brahms pries Medea als das, „was wir Musiker unter uns als das Höchste in dramatischer Musik anerkennen.“
In Florenz geboren verbrachte Luigi Cherubini (1760–1842) den größten Teil seines Lebens in Paris, wo er das Opernleben fest in seiner Hand hielt und unbestritten eine feste Größe der europäischen Opernwelt war. Wer die Medea hört, kann nur bestätigen: zu Recht! Das 1797 uraufgeführte Werk ist musikalisch seiner Zeit weit voraus und ein mitreißendes Musikdrama, das die faszinierende Mythenfigur der Medea, die aus Rache ihre eigenen Kinder tötet, vielschichtig ausdeutet.
Der Gedanke, dass eine Mutter Leben nehmen kann, das sie zuvor geschenkt hat, scheint unvorstellbar. Und doch gibt es zahlreiche dieser Fälle, die selbstverständlich großes Entsetzen auslösen. Psychologen haben verschiedene Erklärungen dafür wie es dazu kommen kann: aus gestörter Identifikation mit der eigenen Mutter und mit dem Kind, als Selbstvernichtung und Kompensation für einen Selbstmord, als Revolte gegen die an Mütter herangetragenen Erwartungen, Zwänge oder Verhaltensnormen. Erfurts
Generalintendant Guy Montavon möchte sich in seiner Inszenierung mit diesen psychologischen Phänomenen auseinandersetzen und eine heutige Medea zeigen, die – an Intellektualität, Schönheit, rhetorischer Kraft und kämpferischer Entschiedenheit ihrem Mann weit überlegen – all das gewaltsam einklagt, was ihr ihrer Meinung nach zu Unrecht genommen beziehungsweise verweigert wurde. Dafür verlegt er die Handlung an die Wall Street – eine Welt, die von Geld, Drogen und Sex beherrscht wird und viel Raum gibt für die Gier nach Macht und Reichtum.
Bei der Produktion handelt es sich um eine Koproduktion mit der Opéra de Nice/Südfrankreich und dem Landestheater Linz.
Oper von Luigi Cherubini
Text von François-Benoît Hoffmann
Uraufführung Paris 1797
In französischer Sprache mit Übertiteln und deutschen Dialogen
Musikalische Leitung: Samuel Bächli
Regie: Guy Montavon Ausstattung: Anne-Marie Woods
Licht: Stefan Winkler
Medea Ilia Papandreou *
Jason Eduard Martynyuk *
Créon Siyabulela Ntlale
Dircé Julia Neumann
Neris Julia Stein
Erste Frau aus Dircés Gefolge Stephanie Johnson / Ibolya Rudas
Zweite Frau aus Dircés Gefolge Annie Kruger / Ewa Zakrzewska
Kinder Josefine Johnson / Cornelius Joseph
Philharmonisches Orchester Erfurt
Statisterie
* Gastsolisten
Ausstellung
Eine Stunde vor der Premiere, am 11. November 2017 um 18.30 Uhr wird im Foyer des Theaters eine Ausstellung eröffnet, die Studierende der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar im Rahmen eines Projektseminars zu Luigi Cherubinis Médée in Zusammenarbeit mit dem Theater Erfurt erstellt haben. Premierengäste sind dazu herzlich eingeladen.