Der Rechtsanwalt steht kurz vor der Beförderung, das Paar kurz vor dem gesellschaftlichen Maximalaufstieg, die familiäre Finanzlage kurz vor der Totalentspannung. Die Mehrung des Glücks ist nahe, das Wunderbare fast schon da. Dann betreten drei Unglückliche das Wohnzimmer des Glücks und aus Noras Vergangenheit taucht ein Geheimnis auf, das alles kaputt zu machen droht: das ganze schöne Glück.
Nora ist eine Arbeiterin des Glücks. Zu Ibsens Zeit war dieses Glück ein ausschließlich von Männern definiertes, in dem Frauen zwar als Glücksarbeiterinnen, nicht aber als Subjekte vorzukommen pflegten. Heute scheint sich die Definitionsgewalt über das, was geglücktes Lebens sein soll, ausgestreut und multipliziert zu haben, ist vom Männlichen über das Weibliche ins Totale übergegangen. Bilder und Verheißungen des Glücks sind überall und nirgends, ziehen uns das Geld aus der Tasche und scheinen gleichzeitig unser größtes Kapital zu sein – für eine Zukunft, die zwar undenkbar ist, aber auf jeden Fall glücklich zu sein hat. Man arbeitet wirklich hart an diesem kommenden Glück. Und der Übergang von der Glücksarbeit zur Sexarbeit ist ebenso fließend wie der Übergang von den GlücksarbeiterInnen zu den FaschistInnen des Glücks. Für uns alle.
Ibsens Nora oder Ein Puppenhaus feiert Premiere in der Regie von Hausregisseurin Cilli Drexel, die zuletzt Molières Der Menschenfeind und supernova (wie gold entsteht) von Philipp Löhle am Nationaltheater inszenierte.
Inszenierung: Cilli Drexel –
Bühne: Thimo Plath –
Kostüme: Nico Zielke –
Dramaturgie: Ewald Palmetshofer
mit Luisa Stachowiak, Hannah von Peinen; Thorsten Danner, Klaus Rodewald, Matthias Thömmes
weitere Vorstellungen: 27. und 30. September 2011
Kartentelefon: 0621 – 16 80 150; www.nationaltheater-mannheim.de