Er griff zum Stift, machte sich eine Notiz und schlief im Wissen, den kostbaren Einfall auf dem Papier in Sicherheit gebracht zu haben, wieder ein. Aber als er den Zettel am nächsten Morgen las, stand da nur: "Boy meets Girl".
Wahrscheinlich war Wilder enttäuscht. Aber völlig zu Unrecht, denn es gibt tatsächlich nur wenige Geschichten, die so gut sind wie diese. Die Frage ist nur, wie erzählt man diese alte Geschichte so, dass sie uns berührt, als hätten wir sie noch nie zuvor gehört. Und auf diese Frage gibt Nicolas Barreau in seinem Roman Das Lächeln der Frauen eine wunderbar verspielte und charmante Antwort.
Aurélie Bredin, Besitzerin des Lokals Aux Temps des Cerises und "une fille de Paris" bis in die brünetten Haarspitzen, liest einen Roman mit dem Titel Das Lächeln der Frauen und kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Rätselhafterweise scheint es eine Verbindung zwischen ihrem eigenen Leben und der Geschichte zu geben: Ihr Restaurant kommt darin vor und die Beschreibung der Hauptfigur trifft bis ins Detail auf Aurélie zu. Selbst ihr grünes Lieblingskleid findet darin Würdigung! Um das Rätsel zu lösen, beschließt sie, den Autor zu einem Abendessen in das Aux Temps des Cerises einzuladen. Dieser Robert Miller, ist wahnsinnig erfolgreich, dem Umschlagsfoto nach zu urteilen extrem gut aussehend und lebt, da er von seiner einzigen Liebe verlassen wurde, zurückgezogen und mit gebrochenem Herzen in einem englischen Cottage. Doch an diesen Miller ist kein Rankommen. Aurélie trifft im Verlag nur auf dessen Lektor André Chabanais. Dieser ist weder erfolgreich noch extrem gut aussehend, es umweht ihn auch nicht die bittersüße Aura eines gebrochenen Herzens; vielmehr ist er ein arroganter Verlagsheini, der zwischen ihr und einem romantischen "Dîner" mit Robert Miller steht.
Nach der erfolgreichen Verfilmung des gleichnamigen deutschen Bestsellers kommt nun diese sinnliche Liebeserklärung an die Literatur, eine Stadt und eine Frau auf die Bühne der Kammerspiele: Ruth Brauer-Kvam und Alexander Pschill, die in den erfolgreichen Glattauer-Uraufführungen „Gut gegen Nordwind“ und „Alle sieben Wellen“ Publikum und Kritik bezauberten, setzen ihre Paar-Karriere mit französischem Esprit in der Regie des jungen Schweizers Fabian Alder fort.
Bühnenfassung: Gunnar Dreßler
Regie
Fabian Alder
Bühnenbild und Kostüme
Nikolaus Frinke
Video
Moritz Grewenig
Dramaturgie
Silke Ofner
Franz Henmüller
Aurelie Bredin, Restaurantbesitzerin
Ruth Brauer-Kvam
André Chabanais, Lektor beim Verlag
Alexander Pschill