So lässt sich das Stück, das einmal wie ein großes Bühnenspektakel, dann wie ein einziger langer Monolog des Titelhelden erscheint, lesen als Psychogramm eines Mannes in der midlife crisis wie auch als das einer Gesellschaft. Vor allem aber ist es Ibsens bilderreichstes, phantastischstes Bühnenwerk.
Peer Gynt ist ein Lügner. Das ist er schon mit dem ersten Satz des Stückes. Und ein Phantast, Geschichtenerzähler - Schauspieler – natürlich! Ibsen hält unzählige Rollen und Abenteuer für ihn bereit: Brauträuber darf er sein, Anwärter zum Trollkönig, Kapitalist in Marokko, Prophet in der Wüste, Kaiser im Irrenhaus in Kairo und und und. In erster Linie ist und bleibt er aber immer eines: Sohn. Denn nicht von ungefähr ist er getrieben von dem Wunsch, etwas Besonderes, ja unbedingt Kaiser zu werden. Seine Mutter ist der Ausgangspunkt dieses Wunsches. Sie treibt ihn an, kritisiert, bewundert, umsorgt und stachelt ihn an – immerzu und alles zugleich. Ihr zu genügen strebt er immer größere Taten und Reisen an – und sei es auch nur im Geiste… Die eigentliche Aufgabe, „er selbst“ zu sein, verfehlt er dabei immer. Denn er bleibt Zeit seines Lebens ein Egoist, der gerne Kompromisse eingeht und immer flüchtet, wenn es ihm an die Substanz gehen könnte. Erst am Ende erkennt er sein Schicksal, wenn er gefragt nach der eigenen Identität entdecken muss, dass die gehäutete Zwiebel den Kern vermissen lässt. Da läßt er Umwege Umwege sein, geht den direkten Weg - hin zu Solvejg.
Inszenierung: Thomas Oliver Niehaus; Musikalische Leitung: Hansjörg Sofka; Bühne: Julia Libiseller; Kostüme: Daria Kornysheva
Mit:
Aase, eine Bauerswitwe Eleonore Bürcher
Peer Gynt, ihr Sohn Frank Roeder
Aslak, ein Schmied Helmuth A. Häusler
Solvejg Sinikka Schubert & Renate Fankhauser / Ines Lex
Ihr Vater Günter Lieder
Der Haegstadbauer Walter Sachers
Ingrid, seine Tochter Ulrike Lasta
Der Bräutigam Stefan Riedl
Mats Moen, sein Vater Reinhard Forcher
Drei Säterdirnen Ulrike Lasta, Sophie Basse, Janine Wegener
Ein grüngekleidetes Weib Sophie Basse
Der Dovre-Alte Walter Sachers
Ein Hoftroll Günter Lieder
Ein häßlicher Junge Josef Holzknecht
Kari, ein schwarzer Kater Janine Wegener
Vier Herren, Gäste von Mr. Gynt Reinhard Forcher, Gerhard Kasal, Günter Lieder, Helmuth A. Häusler
Anitra / tanzende Mädchen Ulrike Lasta, Sophie Basse, Janine Wegener
Begriffenfeld Günter Lieder
Hussein Helmuth A. Häusler
Tollhäusler / Wärter Ensemble
Schiffskapitän & Mannschaft Reinhard Forcher / Josef Holzknecht, Helmuth A. Häusler
Ein Schiffskoch Stefan Riedl
Ein fremder Passagier Heinz Fitz
Ein Knopfgießer Gerhard Kasal
Eine magere Person Janine Wegener
Hochzeitsgäste, Trolle, Trolljugend, Tiere, Affen,
Schwein, Pferd, Strauß & Co, Leichengefolge,
Kirchgänger
Ensemble
Eine Stimme im Dunkel, Vogelgeschrei,
Knäuel, Blätter, Sausen
Ensemble
Weitere Vorstellungen:
Oktober: 2., 4., 9., 12., 16., 17., 22., 31.