In keiner Stadt pulsierte damals das Leben in allen Facetten so wie in Berlin. Zwischen Weltwirtschaftskrise und aufkommendem Nationalsozialismus boten die Vergnügungstempel, Revuen und Tanzpaläste der deutschen Hauptstadt einen willkommenen Zufluchtsort für Menschen aus aller Welt mit ihren Träumen und Sehnsüchten. Und in keiner anderen Stadt waren diese künstliche Glitzerwelt und die Schattenseiten des Großstadtlebens so nah beieinander. Im New York der Sechziger Jahren schrieben die Amerikaner Fred Ebb und John Masteroff zur Musik ihres Landsmannes John Kander die wohl berühmteste Hommage an diese damals schon längst vergangene Zeit. Und am Freitag, 26. März, 20 Uhr feiert sie im Großen Haus des Theaters Pforzheim Premiere: das Broadway-Musical "Cabaret".
Lilian Huynen ist in der Pforzheimer Inszenierung von Pascale Chevroton als Cabaret-Sängerin Sally Bowles zu erleben, die im Berlin der späten Zwanziger Jahre ihr Glück sucht. Von den Männern bewundert und geliebt, hält sie sich ihre Verehrer im KitKat-Club dennoch auf Distanz. Bis der junge amerikanische Schriftsteller Clifford Bradshaw (Jörg Bruckschen) in ihren Club und ihr Leben tritt. Ihre Liebe zu Clifford gibt ihr die kurze Hoffnung, der Halbwelt des Cabarets entfliehen zu können. Sally erwartet ein Kind von Clifford, der sie zurück in die Vereinigten Staaten nehmen will, wo sie eine gesicherte Existenz erwartet. Doch diese Liebe ist genauso zum Scheitern verurteilt, wie die zarten Bande, die Cliffords Vermieterin Fräulein Schneider (Dorothea Geipel) und Herr Schultz (Klaus Geber) knüpfen. Schultz, ein Jude, muss vor dem aufkommenden Nationalsozialismus fliehen, während Sally ihr Kind abtreibt und weiter von einer Karriere im Berliner Nachtleben träumt. Schultz und Clifford werden von ihren Frauen, die sich vor jeder Veränderung fürchten, zurückgewiesen. Clifford kehrt nach Amerika zurück. Die Zurückbleibenden gehen einer ungewissen Zukunft entgegen.
Hits wie "Life is a Cabaret", "The Money Song" und "Willkommen, Bienvenue, Welcome" machen "Cabaret" zu einem der populärsten und meistgespielten Musicals überhaupt. 1966 wurde es am Broadway in New York uraufgeführt und ein Jahr später mit insgesamt neun Tony Awards, dem renommiertesten amerikanischen Theaterpreis ausgezeichnet, darunter auch die Auszeichnung für das beste Musical. Im Jahr 1972 folgte die mit acht Oscars und drei Golden Globes prämierte Verfilmung mit Liza Minnelli. Am Theater Pforzheim kommt "Cabaret" als eine Koproduktion von Schauspiel, Musiktheater und Ballett auf die Bühne und entführt mit mitreißenden Tanznummern der KitKat-Girls in das Nachtleben der Zwanziger Jahre. Im Orchestergraben spielt die Badische Philharmonie unter der musikalischen Leitung von Tobias Leppert. Das Bühnenbild stammt von Fabian Lüdicke, für die Kostüme zeichnet Tanja Liebermann verantwortlich.
Musical von John Kander, Fred Ebb und Joe Masteroff
Nach dem Stück "Ich bin eine Kamera" von John van Druten und Erzählungen von Christopher Isherwood
Deutsch von Robert Gilbert | Fassung von Chris Walker 1997
Inszenierung und Choreografie: Pascale Chevroton | Musikalische Leitung: Tobias Leppert | Bühne: Fabian Lüdicke | Kostüme: Tanja Liebermann | Dramaturgie: Georgia Eilert
Mit: Daniel Lager (Conférencier), Lilian Huynen (Sally Bowles), Jörg Bruckschen (Clifford Bradshaw), Benjamin Schardt (Ernst Ludwig), Dorothea Geipel (Fräulein Schneider), Klaus Geber (Herr Schultz), Ines Buchmann (Fräulein Kost), Erdmuthe Kriener, Yvonne Luithlen, Sanae Moriya-Anton, Lucrezia Piattelli, Julia Homberg, Veronique Weber und Patric Schneider
Herrenchor und Statisterie des Theaters Pforzheim | Badische Philharmonie Pforzheim
Karten für "Cabaret" kosten zwischen 13,20 Euro (ermäßigt 6,85 Euro) und 28 Euro (ermäßigt 14,25 Euro) und sind an der Theaterkasse am Waisenhausplatz unter 07231/39-2440, im Kartenbüro in den Schmuckwelten und im Internet auf www.theater-pforzheim.de erhältlich.
Weitere Vorstellungen am Sa., 27. März, 19.30 Uhr, Mi., 31. März, 20 Uhr, Di., 13. April, 20 Uhr, So., 25. April, 15 Uhr, So., 2. Mai, 15 Uhr, Mi., 5. Mai, 20 Uhr, So., 9. Mai, 19.30 Uhr, Do., 13. Mai, 20 Uhr, Fr., 14. Mai, 20 Uhr, Sa., 19. Juni, 19.30 Uhr, Di., 22. Juni, 20 Uhr, Di., 29. Juni, 20 Uhr, Do., 8. Juli 2010, 20 Uhr