Einsendeschluss: 30.11.2017. ----
Thema: »Feine Unterschiede – wie durchlässig wird unsere Welt?«
2018 ist die Ausschreibung zum Hans-Gratzer-Stipendium erneut mit einer thematischen Vorgabe
verbunden. Das Schauspielhaus sucht nach Stückentwürfen und Schreibvorhaben, die sich mit dem
Themenfeld »Feine Unterschiede - wie durchlässig wird unsere Welt?« beschäftigen.
Hat, wie jüngst wieder in der Soziologie argumentiert wird, der alte Begriff der »Klassengesellschaft«
vielleicht doch noch nicht ausgedient, bestimmt doch immer noch die soziale Herkunft maßgeblich das Leben der Menschen? Gerechtigkeit insbesondere im Hinblick auf die Vermögensverteilung ist im Herbst 2017 in den Wahlkämpfen in Österreich aber auch in Deutschland ein zentrales Thema. Durch Erbschaften gewinnen einzelne Menschen einen kaum aufholbaren Startvorteil. Privatschulen, kostenpflichtige Universitäten, Auslandsaufenthalte: viel Geld wird in die Hand genommen, um in der immer schärferen Konkurrenz zu bestehen. Bilden sich neue Klassengegensätze heraus, die sich zukünftig sogar noch verschärfen könnten? Die soziale Spaltung mag nicht mehr so offensichtlich sichtbar wie zu Zeiten des Industrieproletariats des 19. Jahrhunderts sein und doch sind die Gräben tief zwischen Oberschicht und Dienstleistungs-Prekariat des 21. Jahrhunderts. Gibt es aber überhaupt noch ein Bewusstsein für die sichtbaren und unsichtbaren Grenzen und Gegensätze, die die Gesellschaft nach wie vor durchziehen? Welche Chancen haben außerdem Migrant*innen, die neu ins Land kommen, einen sozialen Aufstieg zu schaffen? In welcher Hinsicht wird die Digitalisierung die Konflikte in unserer Gesellschaft noch zuspitzen? Stehen in ein paar Jahrzehnten dann wenige, die noch die letzten einträglichen Jobs ergattert haben, gegen ein Heer von (bestenfalls durch ein Bedingungsloses Grundeinkommen ruhiggestellten) Arbeitslosen? Werden Menschen ohne technische Erweiterungen ihres Körpers überhaupt noch konkurrenzfähig sein? Wie könnte ein zukünftiger Gesellschaftsvertrag aussehen? Oder global betrachtet: Werden die Staaten des Südens weiterhin hinnehmen, dass sie von
ihrer Teilhabe am weltweiten Wohlstand abgeschottet bleiben?
Interessierte Autor*innen sind eingeladen, geleitet von diesen Fragestellungen Schreibvorhaben für das Theater zu entwickeln. Wie immer interessieren wir uns besonders für unerwartete Konzepte, die den thematischen Input als Startpunkt für ganz eigene Assoziationen verstehen.
Autor*innen-Workshop
Im Februar & März 2018 werden Workshops unter der Leitung des Dramatikers Wolfram Lotz stattfinden, in denen an den Entwürfen gearbeitet und über generelle Fragen der Autorschaft diskutiert werden kann. Die Ausschreibung ist bewusst mit einem vonseiten des Schauspielhauses sehr weit gefassten Themenfeld verbunden, das in keiner Weise »erschöpfend« in einem Stück thematisiert werden kann. Wir möchten die Bewerber*innen ermutigen, ungewöhnliche Ausschnitte und unerwartete Zugänge für ihre Stückentwürfe zu wählen.
Teilnahmebedingungen
Autor*innen, die in deutscher Sprache schreiben, sind aufgerufen, bis zum 30.11.2017 folgende Unterlagen ausschließlich per e-Mail in einer PDF-Datei an hans-gratzer-stipendium@schauspielhaus.at
zu senden (bitte fügen Sie sämtliche Dokumente zu einem PDF zusammen):
• Exposé Ihres Schreibvorhabens im Rahmen des Hans-Gratzer-Stipendiums und erste exemplarische
Szenen bzw. Textauszüge (max. 15 Seiten)
• Arbeitsnotizen / Recherchetagebuch über 14 Tage, die dokumentieren, wie Sie sich der Fragestellung
des Wettbewerbs angenähert haben. Welche Fragen haben sich Ihnen gestellt, welche Bezüge zu Ihrem persönlichen Leben haben Sie festgestellt? Welche Medien, welche Literatur haben Sie benutzt, um sich ins Thema einzuarbeiten? (max. 5 Seiten)
• Ein fertiges Stück oder eine repräsentative Arbeitsprobe Ihres bisherigen Schreibens
• einen detaillierten Lebenslauf
Aus allen Bewerbungen wird die Jury ca. fünf Autor*innen einladen, die am Workshop mit Wolfram Lotz
teilnehmen. Ihre Entwürfe werden alle voraussichtlich am 6. April 2018 öffentlich im Schauspielhaus
präsentiert werden. Im Anschluss wird ein Siegerentwurf prämiert, der einen von der literar mechana
finanzierten Werkauftrag in Höhe von 5000,- gewinnt. Der Schreibprozess wird intensiv durch die
Dramaturgie des Schauspielhauses begleitet. Das Gewinnerstück soll 2019 im Schauspielhaus zur
Uraufführung gebracht werden.
Termine
Einsendeschluss: 30.11.2017
Autor*innen-Workshop:
2.-4.2.2018 (Block 1)
2.-4.3.2018 (Block 2)
Präsentation der Entwürfe: April 2018
In Kooperation mit dem Max-Reinhardt-Seminar
Das Hans-Gratzer-Stipendium ist ein Projekt des Schauspielhauses Wien in Zusammenarbeit mit der literar mechana.