Einige Jahre vor seiner Thronbesteigung hat Boris den Zarewitsch Dmitirj, damals ein siebenjähriges Kind, Sohn Iwans des Schrecklichen und Halbbruder des regie¬renden Feodors I., ermorden lassen – ein Verbrechen, das seinem Gewissen keine Ruhe lassen und dessen Erinnerung ihn schließlich in Wahnsinn stürzen wird. Einer, der um die Wahrheit in dem Mordfall weiß, ist der Chronikschreiber und Mönch Pimen, der davon im letzten Kapitel seines Buches über die russische Geschichte Zeugnis ablegt. Als Pimens Klosterbruder Grigorij Otrepjew von Boris’ Mordtat hört, fasst er einen kühnen Plan: Er wird aus dem Kloster ausbrechen, sich als Dmitirij, den rechtmäßigen Thronfolger, ausge¬ben und die Macht usurpieren. Die Existenz des „falschen Dmitrij“ stürzt Boris Godunow in ein auswegloses Dilemma …
Modest Mussorgskij, der große Nonkonformist unter den russischen Komponisten des 19. Jahrhunderts, hat mit „Boris Godunow“ eine Oper über die „Zeit der Wirren“ vor der Machtübernahme Michail Romanows 1613 geschaffen. Die heutige Geschichtsschreibung hält Boris Godunows Verstrickung in den Tod Dmitrijs zwar für unwahrscheinlich, doch ist historische Tatsachenentspre¬chung bei dieser Oper ebenso unrelevant wie bei den Kö¬nigsdramen Shakespeares, deren Geist sie atmet. „Boris Godunow“ ist eine überaus diffe¬renzierte Persönlichkeitsstudie eines dem Wahnsinn verfallenden Herrschers. Zugleich ist sie im wahrsten Sinne des Wortes auch eine „Volksoper“, denn ihr eigentlicher Hauptdar¬steller ist das russische Volk.
Dichtung nach Alexander Puschkin und Nikolaj M. Karamsin vom Komponisten
in russischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Musikalische Leitung: Hendrik Vestmann
Regie: Andreas Baesler
Bühne: Andreas Wilkens
Kostüme: Gabriele Heimann
Chöre: Donka Miteva
Dramaturgie: Jens Ponath
Mit: Alexander Teliga (Boris Godunow), Judith Gennrich (Fjodor), Henrike Jacob/ Annette Johansson (Xenia), Suzanne McLeod (Xenias Amme/ Schenkwirtin), Andrea Shin (Fürst Schujskij), Matteo Suk (Andrej Schtschelkalow/ Nikititsch/ Bojar Chruschtschow/ Haupt-mann), Plamen Hidjov (Pimen), Daniel Brenna (Grigorij Otrepjew, der „falsche Dmitrij“), Johannes Schwärsky (Warlaam/ Mitjuch), Thomas Stückemann (Missail), Fritz Steinba-cher (Gottesnarr), Donald Rutherford (Lowitzkij), Frank Göbel/Jaroslav Sielicki (Tschernja-kowskij) und andere
Chor und Extrachor der Städtischen Bühnen Münster, ChorWerkRuhr, Theaterkinderchor des Gymnasiums Paulinum, Sinfonieorchester Münster
Weitere Vorstellungen im Juni:
Dienstag, 15. Juni, 19.30 Uhr
Donnerstag, 17. Juni, 19.30 Uhr
Mittwoch, 23. Juni, 19.30 Uhr
Sonntag, 27. Juni, 18.00 Uhr