Brecht war 20 Jahre alt, als er sein erstes Theaterstück 1918 schrieb. Er nannte seinen ersten Entwurf „Baal frisst, Baal tanzt, Baal verklärt sich“. Mit Baal erfindet der junge Brecht eine Figur, die durch ihre Kraft, Freiheit und Anarchie die Gesellschaft immer wieder herausfordert. In Brechts Notizen zum Stück findet sich ein Gedanke, den die Spieler des Projekts aufgreifen. Er beschreibt Baal als einen kleinen Glücksgott, der mit seinen Ideen die Menschen aufrüttelt und dazu bewegt, für ihr Glück und Wohlbefinden zu kämpfen. Doch die Gesellschaft schlägt zurück, sie will den Götzen hinrichten: „Aber die Gifte, die man ihm reicht, schmecken ihm nur, der Kopf, den man ihm abhaut, wächst sofort nach, am Galgen vollführt er einen mit seiner Lustigkeit ansteckenden Tanz. Es ist unmöglich, das Glücksverlangen der Menschen ganz zu töten.“
Baal ist der Stachel im Fleisch der Gesellschaft. Baal ist Dichter, Sänger und Freigeist. Er lebt mit seinem Dichterfreund Ekart auf der Straße und in den Kneipen. Baal weckt Sehnsüchte von Frauen und Männern gleichermaßen. Sie wollen Baal ganz für sich. Doch Baal liebt zu tief und kompromisslos. Das fordert Opfer. Sein Lebensentwurf fragt nicht nach Konsequenzen. Denn nichts ist Baal heilig – noch nicht einmal er selbst.
Zehn Spieler setzen sich mit diesem kraftvollen und unverschämten Stoff auseinander. In vielen thematischen Improvisationen und mit viel Körperarbeit nähern sie sich dem Baal in sich. Aber sie erleben auch die Abscheu und den Kampf gegen ihn, wenn sie sich in die Rolle seiner Gegner und Opfer einfühlen.
Die Arbeit mit Laien am Schauspiel Dortmund hat Tradition. Schauspieldirektor Michael Gruner widmete jede Spielzeit seit 1999/2000 eine Produktion im Studio der Arbeit mit Laien, die mit bis zu 30 ausverkauften Vorstellungen und diversen Festivaleinladungen sehr erfolgreich waren. Baal ist nun das 11. und letzte Projekt mit jugendlichen Laien am Theater Dortmund.