Die Jury hat entschieden, den Preis an die Schauspieler einer Aufführung zu vergeben, die auf ebenso komische wie beklemmende Weise Episoden aus dem Leben pubertierender Jugendlicher zu Anfang des zweiten Weltkriegs unterhaltsam und höchst unangestrengt erzählt. Die lebendige Inszenierung von Mario Portmann besticht durch atmosphärische Dichte und die herausragenden Leistungen der Schauspieler.
Die Theaterfassung von „Katz und Maus“ haben Jutta Maria Staerk und Mario Portmann gemeinsam erarbeitet; sie basiert auf der Novelle von Günter Grass.
Um 1960 erinnert sich der Erzähler Pilenz an seinen verschwundenen, abgetauchten Freund Mahlke. Er kommentiert aus der zeitlichen Distanz und ist zugleich als Studienrat Klohse in das jeweils ablaufende szenische Spiel integriert.
Am Strand vor Danzig treffen sich vier Jungen im ersten Kriegssommer auf dem Wrack eines Minensuchboots. Der junge Außenseiter Mahlke versucht, seinen vermeintlichen körperlichen Makel - einen übergroßen Adamsapfel - durch sportliche Aktionen zu kompensieren und damit die Achtung seiner Kameraden zu erringen. Als dekorierter Soldat in SS Uniform kehrt er später in seine Heimatstadt zurück, Anerkennung bleibt ihm jedoch versagt. Es geht um Verweigerung und Mitmachen, Kameradschaft, Angebereien, Träume und Wünsche im ganz alltäglichen Leben. Unaufdringlich, ganz nebenbei wird dem Zuschauer die fehlgeleitete Entwicklung im Dritten Reich, die Verführbarkeit der Jugendlichen vorgeführt, stellt sich ihm wie von selbst die Frage nach der Mitverantwortung des Einzelnen.
Die fünf Schauspieler schlüpfen im fliegenden Rollen- und Wechselspiel in fast zwei Dutzend Rollen. Jana Alexia Rödiger, Georg Melich und David Benito Garcia können dabei das gesamte Spektrum ihrer darstellerischen Fähigkeiten auskosten. Eindrucksvoll auch das demonstrativ zurückhaltende Spiel von Hans Helmut Straub, der seinen Studienrat Klohse nie in die Karikatur treibt.
Einzig Mahlke ist und spielt immer Mahlke, den verklemmten Außenseiter, der sich vom Opfer zum Täter verwandelt. Der an Gestalt schmächtige, in seiner Bühnenpräsenz jedoch „wuchtige“ Michael Kientzle beeindruckt in dieser Rolle durch genau beobachtete Gesten, intensives Körperspiel und Sprachvirtuosität.
Kientzle schafft es, die Figur in geheimnisvoller Schwebe zu halten.
Unterstützt wird diese herausragende Ensembleleistung durch einen artifiziellen, vielfach wandelbaren Bühnenkunstraum, der ein weites Spektrum von Imaginationsorten ermöglicht, effektvoll gesetztes Licht, sparsame „Bühnenmusikgeräusche“ und „Liedgut“ aus brauner Vergangenheit.