»Hört auf diese Stadt!«
Eine akustische Spurensuche in Magdeburg
von Kirsten Reese, Enrico Stolzenburg und Dag Kemser
Sprecher N. N., Katharina Schlothauer; Sebastian
Reck, Axel Strothmann, Peter Weiss
Fr., 1. 2. 2013 Treffpunkt 17.00 Uhr im Opernhaus/ Kassenhalle
Welche Spuren haben die unterschiedlichen politischen Systeme von 1933 bis heute in Magdeburg hinterlassen? Woran lässt sich an welchem Ort erinnern, welche Erinnerungszeichen gibt es schon, was fehlt? »Hört auf diese Stadt!« lädt die Besucher dazu ein, auf einem Spaziergang vom Opernhaus bis zum Domplatz diesen Fragen nachzuspüren. Mit MP3-Player und Kopfhörer ausgestattet, erleben die Besucher beim Gehen ein Hörspiel: die Gespräche eines fiktiven Bürgerbündnisses, das den Plan hat, ein Erinnerungszeichen gegen totalitäre Ideologien zu setzen, mischen sich mit Tondokumenten aus dem Deutschen Rundfunkarchiv: die Orte entlang des Parcours beginnen zu sprechen, erzählen ihre Geschichte.
Die Begehung des Hör-Parcours ist kostenlos und sowohl einzeln als auch in Gruppen möglich. Der Weg ist auf eine Gehzeit von 60–75 Minuten ausgelegt. Die Abspielgeräte können Sie an der Kasse im Opernhaus entleihen.
Reservierungen ab 7. Januar 2013 unter der Telefonnummer (0391) 540 65 55.
Bitte bringen Sie Ihren Personalausweis o. ä. mit.
Weitere Vorstellungen bis Ende der Spielzeit von Montag
bis Samstag zwischen 10.00 und 16.00 Uhr (außer an Feiertagen)
Mit freundlicher Unterstützung der Kunststiftung Sachsen-Anhalt, der Kloster Bergeschen Stiftung, der Rudolf Augstein Stiftung und durch das Elektronische Studio der TU Berlin, Fachgebiet Audiokommunikation.
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Noch ist Polen nicht verloren
Komödie von Jürgen Hoffmann
Nach dem Filmscript von Melchior Lengyel zu »Sein oder Nichtsein« von Ernst Lubitsch
Premiere am Fr., 1. 2. 2013, 19.30 Uhr, im Schauspielhaus
»Und denke dran, Tura: Du spielst um unser aller Leben!« – Polen im August 1939 – die politische Situation ist höchst angespannt, aber noch geht im Warschauer Teatr Polski alles seinen üblichen Gang: Der Hamletdarsteller Josef Tura spielt sich vor den Kollegen gern ein wenig auf und seine Frau Maria, ebenfalls Schauspielerin, fühlt sich geschmeichelt, dass ein hübscher polnischer Fliegerleutnant ihr den Hof macht, während der Gatte auf der Bühne gerade »Sein oder Nichtsein« deklamiert. Doch rasend schnell wird alles anders: Es ist Krieg und für Allüren keine Zeit mehr. Eine Liste mit den Namen aller polnischen Untergrundkämpfer muss vor den Nazis in Sicherheit gebracht werden. Die Schauspieler schlüpfen in Nazi-Kostüme und machen unter Einsatz ihres Lebens den deutschen Spion Siletzky unschädlich. Aber die Ereignisse überschlagen sich und Tura muss als Siletzky verkleidet ins Gestapo-Hauptquartier, um seine Kollegen zu retten …
In seiner Filmkomödie »Sein oder Nichtsein« porträtiert Ernst Lubitsch polnische Bürger, die, wie er sagt, »auch in den dunkelsten Stunden Mut und den Scharfsinn und auch den Sinn für Humor nicht verloren haben«. Lubitsch war Mitglied der amerikanischen Anti-Nazi-League, die sich zum Ziel gesetzt hatte, über die Nazis aufzuklären. Der Film erscheint in den amerikanischen Kinos im Kriegsjahr 1942, zu einem Zeitpunkt, als die Deutschen im Osten auf dem Vormarsch sind. In diesem politischen Klima stößt er auf empörte Ablehnung. Erst zwanzig Jahre später wird er in Europa wiederentdeckt und feiert Erfolge als glänzend anarchische Anti-Nazi-Komödie.
Regie Uta Koschel
Bühne / Kostüme Tom Musch
Dramaturgie Heide Palmer
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Draußen vor der Tür
von Wolfgang Borchert
Premiere am Sa., 2. 2. 2013 um 19.30 Uhr im Schauspielhaus/Probebühne
Ein Mann kommt nach Deutschland. Der Mann heißt Beckmann und er war im Krieg. Was er dort erlebt hat, lässt sich nur erahnen. Nun kommt er zurück. Der Krieg ist aus, seine Heimat ist zerstört. Alles, was er kennt, was ihm Stütze war und Halt – kaputt und vorbei. Wohin er auch kommt, die Türen sind verschlossen…
Wolfgang Borcherts Nachkriegsdrama »Draußen vor der Tür« entstand 1946. Aber die Fragen, die das Stück aufwirft, sind immer noch dringlich. Es sind Fragen nach Verantwortung, nach Schuld und Vergeben. Heute kommen wieder Menschen aus Kriegen zurück. Und auch wenn das Land, in das sie zurückkehren, nicht zerstört ist, so ist es für sie doch ein fremd Gewordenes. Eines, in das sie sich mühsam zurückfinden und dessen geschlossene Türen sie aufstoßen müssen.
Regie Angela Mund Bühne/ Kostüme Sabine Schmidt Mit Luise Audersch, Lena Sophie Vix; Konstantin Marsch, David Nádvornik
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Die Fraktion (Uraufführung)
von Kai Ivo Baulitz
Premiere Fr., 25. 1. 2013 Spielort Schauspielhaus/ Studio
Der 80. Jahrestag der sogenannten »Machtergreifung« der Nationalsozialisten ist für das Theater Magdeburg Anlass, sich mit der Verführungsmacht totalitärer Systeme zu beschäftigen. In diesem Zusammenhang trafen sich im Juni 2012 Autor, Regisseur, Komponistin und Ausstatterin mit fünf Mitgliedern unseres Ensembles zu einem dreiwöchigen Workshop in Magdeburg. In Form von szenischen Improvisationen, dokumentarischem Material wie Parlaments- und Gerichtsprotokollen, Ortserkundungen, Fachvorträgen und Gesprächen mit Historikern, Juristen, Politikern und Magdeburger Bürgern unterschiedlicher Generationen setzte sich das Team mit den persönlichen und politischen Voraussetzungen und Folgen der unterschiedlichen Systeme auseinander und machte sich auf die Recherche nach hinterlassenen Spuren. Das Ergebnis dieses Workshops ist zum einen der Audioparcours »Hört auf diese Stadt!« (siehe untenstehender Text) und zum anderen das Theaterstück »Die Fraktion«. Kai Ivo Baulitz entwirft in diesem Stück ein Szenario, das mit Witz und Schärfe danach fragt, was wir vom politischen System der Demokratie überhaupt noch erwarten.
Zum Stück: Die Arbeit in der Stadtratsfraktion läuft wie geschmiert: die Hierarchien sind klar, die Aufgaben verteilt. Doch die Maschinerie gerät ins Stocken, als sich der Politik-Novize Martin in die Abläufe einschaltet. Kurzerhand beruft er eine Sondersitzung ein, weil er möchte, dass seine Fraktion die Errichtung einer »Stele, die an unsere Freiheit erinnert « beantragt – und zwar just an dem Ort, wo das neue Einkaufscenter gebaut werden soll! Wer beim Zusammenprall von Idealismus und Pragmatismus die Oberhand behält, scheint schnell klar zu sein. Doch der Hausmeister hat den Sitzungssaal mit Getränkekisten zugemauert. Zum Warten verdammt, bietet sich den Parlamentariern die Chance zu einer Debatte jenseits der üblichen Routine …
»Die Fraktion« ist nach »An kalten Tagen bitte Türen schließen«, das 2010 in gleicher Arbeitsweise entstand, die zweite Uraufführung eines Stückes von Kai Ivo Baulitz am Theater Magdeburg.
Mit Gisela Hess, Katharina Schlothauer; Sebastian Reck, Axel Strothmann, Peter Weiss
Regie Enrico Stolzenburg Bühne / Kostüme Doris Dziersk
Dramaturgie Dag Kemser Musik Kirsten Reese
Premiere Fr., 25. 1. 2013 Spielort Schauspielhaus/ Studio
Weitere Vorstellungen 1. 2. / 16. 2. / 23. 2. 2013
Das Programm im Einzelnen:
Freitag, 1. 2. 2012
17.00 Opernhaus!!! »Hört auf diese Stadt!« –
Treffpunkt Kassenfoyer Eine akustische Spurensuche in Magdeburg
Eintritt frei
19.30 Bühne »Noch ist Polen nicht verloren« (P)
von Jürgen Hofmann
19.30 Studio »Die Fraktion«
von Kai Ivo Baulitz
anschließend Premierenfeier – Offen für alle!
Samstag, 2.2.2012
17.00 Studio Stiefeltritt und Schlagstock?
Zur Gewaltästhetik des Rechtsextremismus
Vortrag von David Begrich (Miteinander e.V.) Eintritt frei
18.00 Studio Rechtsextreme Herausforderungen in der Gegenwart Eintritt frei
Gesprächsrunde mit David Begrich und anderen.
Moderation: Dr. Maik Hattenhorst
19.30 Bühne »Noch ist Polen nicht verloren«
von Jürgen Hofmann
19.30 Probebühne »Draußen vor der Tür« (P)
von Wolfgang Borchert
21.30 Foyer »Mario und der Zauberer«
von Thomas Mann (Gastspiel der Puppentheaterbühne
Cipolla & Metropol Ensemble)
Sonntag, 3.2.2012
14.00 - 18.00 »Otto greift ein!« – Zivilcourage-Workshop
Schauspielhaus Eintritt frei. Um Anmeldung wird gebeten: www.otto-greift-ein.de
19.30 Foyer Liebesbriefe an Hitler
Dokumente aus der Reichskanzlei / Szenische Lesung
19.30 Probebühne »Draußen vor der Tür«
von Wolfgang Borchert
21.00 Foyer Mixtape - Konzert der Schauspielhausband
Pressemeldung aus dem Theater MAgdeburg