Es müssen nicht immer schwere Harley- Maschinen sein, auch ein geklauter ausrangierter Lada kann für ein Pubertäts-Abenteuer ein willkommenes Vehikel sein. Für den "wohlstandsverwahrlosten" Maik und den "asozialen Russlanddeutschen" Tschick das ideale Mittel, sich ohne Führerschein auf den Weg in die Walachei zu machen, offenbar der Sehnsuchtsort eines jeden Außenseiter-Pubertierenden.
Natürlich wissen sie nicht genau, wo die Walachei eigentlich liegt, und Landkarten sind sowieso "ungeil", doch die Reise ins Ungewisse muss beginnen, eine Odyssee in den "wilden Osten". Dieser ist durchsetzt von seltsamen Sprachtherapeutinnen, konsumkritischen Müttern, scheinbar senilen Überbleibseln aus dem letzten Weltkrieg, die mit Luftgewehren um sich schießen. Und nicht zuletzt: Isa. Isa, die auf der Müllhalde lebt, die völlig verdreckt ist und so bestialisch stinkt, dass man sie in den Stausee werfen muss, damit sie ihren Gestank loswerden kann. Wie hätte man auch ahnen können, dass dem Stausee das aufregendste, verliebenswürdigste Mädchen entsteigt, das Maik in seinem jungen Leben gesehen hat?
Diese Coming-of-Age-Geschichte wurde mit Superlativen bedacht, Herrndorf in eine Reihe mit Mark Twain und J. D. Salinger gestellt. Noch vor dem tragischen Tod des Autors wurde der Roman mit vielen Auszeichnungen – unter anderem dem Deutschen Jugendliteraturpreis – gewürdigt und in 24 Sprachen übersetzt.
Wolfgang Herrndorf wurde 1965 in Hamburg geboren. Er studierte Malerei an derAkademie der Bildenden Künste Nürnberg und arbeitete zunächst als Illustrator und Autor, unter anderem für die Satire-Zeitschrift Titanic. 2002 erschien sein Debütroman "In Plüschgewittern", und 2007 veröffentlichte er eine Reihe zusammengehöriger Kurzgeschichten unter dem Titel "Diesseits des Van-Allen-Gürtels". Herrndorf machte schonbmit diesen Werken in der Öffentlichkeit auf sich aufmerksam, sein Durchbruch gelang ihmbjedoch erst im Jahr 2010 – mit dem Jugendroman "Tschick". Das Buch stand wochenlang auf den deutschen Bestsellerlisten und wurde 2011 unter anderem mit dem Clemens- Brentano-Preis und dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Für seinen folgenden Roman "Sand" erhielt er den Preis der Leipziger Buchmesse. 2010 wurde bei Wolfgang Herrndorf ein Gehirntumor diagnostiziert. In dem digitalen Tagebuch "Arbeit und Struktur" beschrieb er bis 2013 sein Leben und Arbeiten mit der Krankheit. Im August desselben Jahres nahm er sich das Leben.
Thomas Birkmeir, Autor, Regisseur und Schauspieler, wurde 1964 in Bayern geboren. Nach dem Studium der Pädagogik, Psychologie und Philosophie in München studierte er am Max Reinhardt Seminar in Wien Regie. Er arbeitete zunächst als Assistent und Schauspieler am Burgtheater. Danach inszenierte er unter anderem am Theater in der Josefstadt, am Volkstheater und an der Wiener Staatsoper, an diversen Staatstheatern u. a. in Hannover, Dresden und München und am Schlossparktheater Berlin, wo er als Oberspielleiter tätig war. Seine Stücke erfuhren in den letzten Jahren zahlreiche Aufführungen im deutschen Sprachraum und darüber hinaus. Seit der Saison 2002/03 hat Thomas Birkmeir die Künstlerische Leitung des Theaters der Jugend inne und zeichnet verantwortlich für die Regie vieler erfolgreicher Produktionen wie z. B. "Das Herz eines Boxers", "Der geheime Garten", "Das Mädchen am Ende der Straße", "Komödie der Irrungen" oder "Wie man unsterblich wird". Neben seiner Tätigkeit am Theater der Jugend arbeitet er u. a. auch am Volkstheater Wien ("Harold und Maude" – "Dorothea-Neff-Preis" für die "Beste Regieleistung in der Spielzeit 2010/2011"). Zuletzt inszenierte er im November 2015 für das Bayrische Staatsschauspiel am Residenztheater München seine Fassung von Carlo Collodis "Pinocchio". Neben zahlreichen anderen Auszeichnungen erhielt Thomas Birkmeir im November 2013 den Nestroy-Preis in der Kategorie "Spezialpreis" für "10 Jahre innovatives, zeitgemäßes Kinder- und Jugendtheater".
Bühnenfassung von Robert Koall
Regie: Thomas Birkmeir
Bühne: Goda Palekaite
Kostüme: Susanne Özpinar
Licht: Lukas Kaltenbäck
Videogestaltung: Julian Wieser
Maik Klingenberg Meo Wulf
Tschick Luka Dimic
Isa / Tatjana / Florentine / Krankenschwester / Richterin Felicitas Franz
Maiks Vater / Wagenbach / Friedemann / Fricke / Stimme am Telefon Uwe Achilles
Maiks Mutter / Friedemanns Mutter / Sprachtherapeutin Pia Baresch
Weitere Vorstellungen: bis 5. April 2016
ab 13 Jahren