Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Uraufführung: „Bookpink“, Ein dramatisches Kompendium von Caren Jeß im Schauspielhaus Graz Uraufführung: „Bookpink“, Ein dramatisches Kompendium von Caren Jeß im...Uraufführung:...

Uraufführung: „Bookpink“, Ein dramatisches Kompendium von Caren Jeß im Schauspielhaus Graz

PREMIERE am 29. November, 20.30 Uhr, HAUS DREI

Der Dreckspfau hat es denkbar schlecht getroffen – schon als die Mutter sein Ei im Wald entsorgte. Trotzdem geschlüpft, natürlich kriminell geworden. Voll verdreckt sieht keiner seine Schönheit, und der Spatz, der Spast, macht ihn blöd an. Der Bussard hingegen, gottgleich verehrt von den kleinen Singvögeln, verharrt in ominösem Schweigen und ist vor allem darauf aus, Mäuse zu machen. Die Flamingos, die die Rabenmutter als Spielzeug für das Rabenkind angeschafft hat, sind es leid, sich ewig nur im Kreis zu drehen, Sumpfmeise Veroniko möchte nicht auf seine Schönheit reduziert werden, Hahn und Henne gehen einer esoterischen Pute auf den Leim, und die Taube im Müll träumt von barockem Überfluss.

 

Copyright: LUPI SPUMA: Regisseurin Anja-Michaela Wohlfahrt

In sieben komisch-poetischen Miniaturen beschreibt die norddeutsche Autorin Caren Jeß – der Titel des Stücks ist das plattdeutsche Wort für „Buchfink“ – menschliche Abgründe, soziale Konstellationen und aktuelle Debatten im Federkleid. Ihre tierischen Protagonist*innen lässt sie in ihrem „dramatischen Kompendium“ so erhellend palavern wie die selbstverliebten, sich mit lateinischen Namen schmückenden Wildkräuter aka Unkräuter inmitten der LGBTQ-Pflastervegetation, die zwar um ihr Leben fürchten angesichts der Tagesform der Gärtnerin, aber zu überdauern wissen in den Ritzen zwischen den Gehwegplatten.

„Voller Humor ist ‚Bookpink‘, voll von subtilem Wortwitz und draller Situationskomik, von erzählenden Texten scharf gezeichnet und von Figuren und Dialogen prall koloriert. Das kommt vordergründig so leichtfüßig daher und in den Figuren der Tiere und Pflanzen so unverfänglich simpel (die Geschichte von Emanzipation und Gender über die männliche Sumpfmeise Veroniko zu erzählen, ist beispielsweise schon ein sehr hilfreiches Mittel, sich der aktuellen Debatte ohne stereotype Zuweisungen zu nähern), dass eine weitere Lust darin besteht entschlüsseln zu wollen, welches der großen Themen Jeß jetzt eigentlich gerade am Wickel hat.”, sagte die Schauspielerin Wiebke Puls von den Münchner Kammerspielen in ihrer Laudatio auf das Stück anlässlich des Münchner Förderpreises für deutschsprachige Dramatik 2018.

Zur Autorin
Caren Jeß, geboren 1985 in Eckernförde, schreibt Dramatik, Prosa und Lyrik. Sie studierte Deutsche Philologie und Neuere deutsche Literatur in Freiburg im Breisgau und Berlin. Als Dramatikerin trat sie 2017 das erste Mal in Erscheinung, als sie mit ihrem Stück „Deine Mutter oder Der Schrei der Möwe“ den dritten Preis des Osnabrücker Dramatikerpreises belegte.
Ihr Theaterstück „Bookpink“ erhielt 2018 den Münchner Förderpreis für deutschsprachige Dramatik (Residency), wurde zum Heidelberger Stückemarkt 2019 eingeladen und im Stückeparcours der Autorentheatertage 2019 am Deutschen Theater Berlin szenisch gelesen – in der Regie von Anja Michaela Wohlfahrt wird „Bookpink“ am Schauspielhaus Graz zur Uraufführung gebracht. Beim Retzhofer Dramapreis 2019 gewann ihr Stück „Der Popper“ einen Sonderpreis. Ihre „Ballade von Schloss Blutenburg“ wurde beim 26. open mike-Wettbewerb für junge Literatur mit dem Publikumspreis ausgezeichnet. Caren Jeß lebt in Dresden.

Zur Regisseurin
Anja Michaela Wohlfahrt wurde 1991 in St.Veit/Glan, Kärnten geboren. Sie absolvierte eine mehrjährige Ausbildung in Ballett, Jazz und Modern Dance, studierte Angewandte Kulturwissenschaft, Wirtschaft und Recht sowie Musical. Sie war als Tänzerin, Choreografin, Regie-, Choreografie- und Produktionsassistentin in der freien Szene und an verschiedenen Häusern sowie als Lehrende für Ballett und Jazz an diversen Schulen tätig. Außerdem war sie Intendanzassistentin beim Ensemble Porcia und arbeitete dort zusätzlich im theaterpädagogischen und dramaturgischen Bereich sowie als Choreografin. Nach einer Gastregieassistenz in der Spielzeit 16.17 ist Anja Michaela Wohlfahrt seit der Saison 2017.2018 feste Regieassistentin am Schauspielhaus Graz. Die Bürger*innenbühne „Schöne neue Welt: Träumen Androiden von elektrischen Schafen?“ in der vergangenen Saison war ihre erste Produktion am Schauspielhaus Graz.

Regie     Anja Michaela Wohlfahrt
Bühne     Philipp Glanzner
Kostüme    Kathrin Eingang
Musik    Thomas Petritsch
Dramaturgie    Jan Stephan Schmieding

Mit     Maximiliane Haß
    Frieder Langenberger
    Mathias Lodd
    Clemens Maria Riegler
    Anna Szandtner

weitere bereits disponierte Vorstellung am 4., 5. und 18. Dezember, jeweils um 20.30 Uhr, HAUS DREI

Tickets
T 0316 8000, F 0316 8008-1565, E tickets@ticketzentrum.at
I www.schauspielhaus-graz.com

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 20 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

EXPLOSIVE KLANGMISCHUNG -- "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky bei NAXOS (BR KLassik)

Nicht sonderlich erfolgreich geriet die Stuttgarter Uraufführung der einaktigen Oper "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky im Jahre 1917 unter der Leitung von Max von Schillings. In…

Von: ALEXANDER WALTHER

Die ganze Wahrheit? -- „True Crime“ - Andrey Kaydanovskiy | Hege Haagenrud | Demis Volpi in der Deutschen Oper am Rhein

Drei tänzerische Perspektiven zu Wahrheit und Fiktion: Andrey Kaydanovskiy „Chalk“, Hege Haagenrud „The Bystanders“, Demis Volpi „Non-Fiction Études“  

Von: Dagmar Kurtz

SZENEN OHNE ILLUSIONEN -- "Tosca" von Giacomo Puccini in der Staatsoper Stuttgart

Kann Kunst unsere Wirklichkeit beeinflussen? Diese Frage steht als zentrales Thema im Zentrum der Inszenierung von Willy Decker, dessen Figuren sich in Puccinis "Tosca" in einem schwarzen Kasten…

Von: ALEXANDER WALTHER

RETTET DIE FRAUEN! -- Premiere "Zertretung" von Lydia Haider im Schauspiel Nord STUTTGART

Die 1985 in Oberösterreich geborene Lydia Haider hat hier einen radikalen Text vorgelegt, der zuweilen an Rainald Goetz erinnert. Die zentrale Frage lautet: Wie geht man mit einem System um, das…

Von: ALEXANDER WALTHER

ATEMLOSE HÖHENFLÜGE -- SWR Symphonieorchester mit Busoni und Sibelius im Beethovensaal der Liederhalle/STUTTGART

Zwei unterschiedliche Zeitgenossen standen diesmal im Zentrum: Jean Sibelius und Ferrucio Busoni. Immerhin weiß man, dass beide in Helsinki Schumanns Klavierquintett in Es-Dur gemeinsam musizierten.…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑