Ärzte, Juristen, Mathematiker, Physiker, Chemiker, Ökonomen, Immobilienmakler, Journalisten. „Was mich an jenem Abend erreichte, war eine Art Realismusschock, d. h. ein Gefühl, auf sehr konkrete Konfrontationslinien zu stoßen, nach denen ich anscheinend eine Sehnsucht verspürte.“ Dort begann sie ihren Weg, der sie monatelang durch Bürgerinitiativen, Akteure des Streits, durch Pros und Kontras, durch Institutionen und durch das Kräftemessen der Streitenden führte.
Im Verlauf ihrer Recherche begab sie sich auch zur Montagsdemonstration am Frankfurter Flughafen, wo man sich frei nach dem Leipziger Vorbild seit dem November 2011 jede Woche trifft, Lärm macht und Ansprachen hält. Exemplarisch stehen diese Auseinandersetzungen für Fragen, die Kathrin Röggla mit ihrem Auftragswerk für das Schauspiel Leipzig zu bearbeiten versucht: „Ist politischer Wortbruch schon Verrat? Ist Verrat überhaupt noch eine zeitgemäße Kategorie? Braucht es dafür nicht ein Glaubenssystem, eine heftige Emotion, die man verrät? Und ist das Umstoßen einer Zusicherung, weil sie einem nicht mehr in den Rahmen passt, schon Tragödienstoff? Riecht es nicht zu sehr nach Krimiplot? Und was heißt es fürs Theater, wenn ein Anwalt sagt: Es sind nicht die Einzelnen, der Zusammenhang ist verlogen, korrupt.
Ich glaubte, das Mahlwerk unserer Gesellschaft zu sehen, die Arbeitsweise der Deutschland AG im großen Stil, zur angeblichen Wohlstandssicherung der Allgemeinheit. Lasse ich ein Wachstumsgespenst auftreten? Brauche ich Vodoozauber, Zombies, japanische Nachtmahre mit unendlich langen schwarzen Haaren, die im Wind flattern und alles umwickeln können? Ein Stück aus dem Herzen eines Streits verlangt das, meiner Meinung nach.“ (Kathrin Röggla)
Regie: Dieter Boyer
Bühne & Kostüme: Ralph Zeger
Musik: Bernhard Fleischmann
Dramaturgie: Esther Holland-Merten
Dorothea Arnold
Julia Berke
Yves Hinrichs
Andreas Keller
Tilo Krügel
Mi, 09. Oktober 20:00 Diskothek
Mi, 16. Oktober 20:00 Diskothek
Fr, 25. Oktober 20:00 Diskothek