Und der Sieg ist letzteren gewiss. Die Maschinen fühlen keinen Schmerz, lieben nicht, haben keine Phantasie, keine Ahnung von der Lust am Leben und der Lieblichkeit der Sonne.
- Leben im Grab von Stratis Myrivilis
Ein Besuch bei den Rückkehrern von der Westfront. Aus einem Krieg, der anders war, als jeder Krieg zuvor, weil er von einer Kriegsmaschinerie dominiert wurde, auf die weder der menschliche Geist, noch der Körper vorbereitet war. Tausende Tote täglich und unzählbare schreckliche Verletzungen bei den Überlebenden. Soldaten, die an ihre psychische Belastungsgrenze gebracht und in Folge ihrer Traumata oft als „hysterische Simulanten“ abgestempelt wurden.
Wie kann man eine schockierte Gesellschaft begreifen? Menschen, deren Leben auf den Kopf gestellt wurde, während sie nicht wissen, ob sie fürchten oder hoffen, kämpfen oder kapitulieren sollen? Krise, Krieg oder Koma? Kostis Kallivretakis macht sich auf eine Zeitreise, nicht um fertige Antworten zu finden, sondern um den passenden Raum für seine Fragen zu schaffen. Er geht ein Jahrhundert zurück zur ersten schockierten Generation Europas - von gegenwärtigen Ausnahmezuständen zur Geburt des Shell Shock im Ersten Weltkrieg.
Die Paranoia kämpft sich in den Vordergrund, zielt auf den einzelnen Soldaten und trifft dabei ganze Gesellschaften.
Eine Dunkelkammer, in der kein Bild entwickelt wird, sondern Erinnerungen, die langsam greifbar werden. Mal nur schemenhaft wahrnehmbar, mal messerscharf und lebendig. Was ist echt, was Hirngespinst? Wer ist dieser Mensch da drüben? Dein Bruder? Dein Feind? Ist der überhaupt echt? Was ist da draußen passiert? Und wann ist es endlich vorbei?
In deutscher und griechischer Sprache mit Übertiteln
Regie:
Kostis Kalivretakis
Musik:
Stavros Gasparatos
Ausstattung:
Cecile Marcand
Dramaturgie:
Iury Trojaborg
Mit:
Michail Fotopoulos
Frank Seppeler
11.-12.12.2015, 20 Uhr / 13.12.2015, 19 Uhr
Eine Produktion von Kultursprünge im Ballhaus Naunynstraße gemeinnützige GmbH, gefördert durch den Bezirkskulturfonds Friedrichshain-Kreuzberg. Aufführungsrechte beim Rowohlt Theater Verlag, Reinbek bei Hamburg und bei der Edition Romiosini / CeMoG.