Die Märchen der Brüder Grimm begleiten uns seit genau 200 Jahren. Sie wurden in über 160 Sprachen übersetzt. Die Kinder- und Hausmärchen sind ein Weltbestseller und neben der Lutherbibel das am weitesten verbreitete deutsche Buch. Rainald Grebe hat den dicken Wälzer noch mal gelesen und sich im Märchenwald verirrt. Es ist eine seltsame Zeitreise: Die Grimms behaupteten, die Märchen vor dem Vergessen zu bewahren, weil die Oma am Spinnrad keine Zeit mehr finde, sie zu erzählen. Hä? 1812? Was war da eigentlich? Napoleon hatte halb Europa eingenommen. Intellektuelle wie die Grimms wollten dem etwas entgegensetzen.
Beseelt davon, Deutschland neu zu (er)finden, wanderten sie durch Wälder und Dörfer und lauschten den Köhlersfrauen Volksmärchen ab. Behaupteten sie. In Wahrheit saßen sie in komfortablen Salons und ließen sich von Bürgersleuten Märchen erzählen, die oft von überall her kamen, nur nicht aus Deutschland. Was mündlich überliefert war, wurde fixiert, literarisiert, später dann für Kinder aufbereitet, verniedlicht, begradigt, bereinigt. Zurück zu den Originalen! Zurück zum Erzählen! Ob Text, Song, Puppenspiel oder Tanz, immer steht das Erzählen im Zentrum. Das Erzählen einer Geschichte. Das Erfinden. Das Ausschmücken. Wir setzen uns wieder an den Webstuhl oder an die Heimorgel, erzählen Grimms Märchen und spinnen unsere eigenen Geschichten dazu.
Johannes Kirsten
mit Edgar Eckert, Rainald Grebe, Andreas Keller, Tilla Kratochwil, Ingolf Müller-Beck, Jens-Karsten Stoll, Barbara Trommer, Klaus-Dieter Werner
Regie: Rainald Grebe
Bühne: Jürgen Lier
Kostüme: Kristin Hassel
Musik: Jens-Karsten Stoll
Dramaturgie: Johannes Kirsten