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Uraufführung: "Ich bin Leben, das leben will - 100 Jahre Albert Schweitzer in Afrika", Theater&Philharmonie Thüringen

16. Januar 2013 um 18.00 Uhr in der Brüderkirche Altenburg. -----

Eine europäisch-afrikanische Annäherung mit Darstellern aus beiden Kontinenten, Orgel und Trommeln

Mit diesem Projekt gedenkt Theater&Philharmonie Thüringen des Friedensnobelpreisträgers Albert Schweitzer, der vor 100 Jahren sein Urwaldhospital in Afrika gründete.

Die Philosophie des Theologen, Arztes und Organisten Schweitzer war von der Ehrfurcht vor dem Leben geprägt. Afrikanisches Erzähltheater und die Musik Bachs und Mendelssohns werden zu einer Aufführung verwoben, die die Radikalität der Forderung Schweitzers, „alles Leben zu achten, natürlich das von Tieren und auch das von Pflanzen“ aufzeigt und ahnen lässt, welche einfachen Möglichkeiten es gäbe, der empörenden Ungerechtigkeit in dieser Welt zu begegnen. In Anlehnung an den kirchlichen Wechselgesang werden Darsteller und Publikum gemeinsam die Aufführung des Abends entwickeln.

 

Die Uraufführung ist am 16. Januar 2013 um 18.00 Uhr in der Brüderkirche Altenburg. In Gera ist die Produktion am 22. Januar nicht wie ursprünglich geplant um 19.30 Uhr im Konzertsaal der Bühnen der Stadt zu erleben, sondern um 20.00 Uhr in der St. Salvatorkirche auf dem Nicolaiberg im Stadtzentrum. Außerdem geht sie auf Gastspielreise durch ganz Deutschland: so am 20. Januar 17.00 Uhr in die Pauluskirche Darmstadt, am 26. Januar 19.30 Uhr in die Augustinerkirche Würzburg und am 27. Januar 15.30 in die Wallfahrtsbasilika Werl.

 

Für Oktober ist eine Serie in Planung, die nach Offenburg, Ravensburg, Überlingen und Bad Endorf führen soll.

 

Konzeption und Idee entwickelten der Musiker Ulrich Pakusch und Bernhard Stengele, Schauspieldirektor von Theater&Philharmonie Thüringen, gemeinsam. Ulrich Pakusch an der Orgel übernimmt auch die musikalische Leitung und Bernhard Stengele die Regie.

 

Es wirken mit: Rachelle Emanuella Rasmata Ouedraogo, Philipp Reinheimer, Mahamoudou Tapsoba, Ouelgo Téné und Bernhard Stengele.

 

Das Projekt ist Teil einer vom Albert-Schweitzer-Zentrum Frankfurt/Main angelegten Benefiz-Konzertreihe in Deutschland und einigen angrenzenden Ländern zur Würdigung Albert Schweitzers anlässlich der Spitalgründung in Lambarene vor 100 Jahren.

 

Hintergrund:

Ohne Übertreibung kann man sagen, dass Albert Schweitzer eine der wichtigsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts war. Eine Persönlichkeit, und darin ist er Mahatma Gandhi gleich, die ihre Philosophie in konkrete Handlung umzusetzen und umgekehrt die eigenen Erfahrungen immer wieder in das philosophische Weltbild einzuarbeiten suchte.

 

Als überzeugter Humanist und Pazifist wurde er sowohl geehrt als auch angegriffen, war sein Leben Vorbild und Kritikpunkt zugleich. Als Organist war er ebenso anerkannt wie als Musikwissenschaftler, mit seinen Orgelkonzerten verdiente er sich das Geld für sein „Urwaldkrankenhaus“ in Lambarene.

 

Inhalt:

Dieses gleichermaßen aufregende wie erfüllte Leben zwischen Afrika und Europa, zwischen Philosophie und Tatkraft, zwischen Medizin und Musik wollen die Künstler mit ihrer Produktion erzählen. Erzählen wollen sie es mit den Elementen, die Albert Schweitzer am meisten beeindruckt haben. Auf der einen Seite spielt die Orgel, die Königin der Instrumente, die wie kein anderes europäische Spiritualität verkörpert. Und die Orgel spielt natürlich Bach, sie spielt Mendelssohn. Darüber hinaus aber nimmt Ulrich Pakusch ein in der französischen Orgeltradition wichtiges Element auf, ein Element das gleichzeitig die Verbindung zu Afrika herstellt, nämlich das der Improvisation. So kann der Zuschauer bei der Vorstellung ein jedes Mal ein neu improvisiertes Stück für Djembe, Orgel und Gesang erleben. Auf der anderen Seite spielt der Griot, der westafrikanische Geschichtenerzähler, der traditionelle Bewahrer von Wissen und Kultur. So wird das Leben Schweitzers auch dargestellt mit den Mitteln des afrikanischen Erzähltheaters, das lebendig, direkt und improvisatorisch gespielt, traditionell von Trommelmusik und Tanz begleitet wird und immer auch die Zuschauer mit einbezieht.

 

So entsteht eine ganz neue Konzert- und Theaterform, eine Form, an der afrikanische und europäische Kollegen mitarbeiten, an der die Zuschauer teilhaben, in der Elemente beider Kontinente zusammen spielen und so eine neues Miteinander kreieren, ein Miteinander das Albert Schweitzer immer propagiert hat und das hier im Jahr 2013 anlässlich seiner ersten Begegnung mit Afrika fortentwickelt wird. Denn diese Idee bedarf der Wiederbelebung und Weiterentwicklung, wir sind nach wie vor nichts anderes als: „Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“

 

Vorgeschichte:

Die Produktion „100 Jahre Albert Schweitzer in Afrika“ folgt einem von Bernhard Stengele initiierten Theaterprojekt, das als Kooperation des Mainfranken Theaters Würzburg und des Cito Theaters in Ouagadougou, Burkina Faso, realisiert wurde. Bernhard Stengele, damals Schauspieldirektor am Mainfranken Theater, lernte bei einer Produktion einen Schauspieler aus Burkina Faso kennen, kam in Kontakt mit dem Land und entwickelte die Idee für eine Kooperation. Er organisierte 160.000 Euro aus dem Fonds „Wanderlust“ der Bundeskulturstiftung, konnte das Cito Theater in Ouagadougou als Produktionspartner gewinnen und veranstaltete dort zunächst einen Workshop für deutsche und burkinische Schauspieler. Im Oktober 2011 fand im Mainfranken Theater die Uraufführung von „Les funérailles du désert“ statt, ein Stück, das zwei deutsche und ein burkinischer Autor geschrieben haben und das in einzelnen Szenen die Auswirkungen der Globalisierung und des Klimawandels auf das gesellschaftliche, besonders das familiäre Zusammenleben untersucht. Welche Bedeutung hat die Familie in der burkinischen und der deutschen Gesellschaft, worin besteht der laut Verfassung garantierte Schutz? Ist die Auflösung der Familie in Deutschland eine Gefahr, ist das Festhalten an der Familie in Burkina Faso eine Gefahr? Die herausragende Besonderheit der Produktion bestand in der gemeinsamen Erarbeitung: Sieben Schauspieler aus Ouagadougou trafen auf sieben Schauspieler aus Würzburg. So wurde nicht eine mitteleuropäische Theaterästhetik vorgegeben, sondern ein ernsthafter Versuch unternommen, verschiedene Ansätze und Funktionen von Theater zu einer eigenen Form zu vereinigen. Drei Sprachen waren Grundlage dieser Produktion: Deutsch, Französisch und Mooré.

 

Am 7. Januar 2012 fand die afrikanische Erstaufführung im Cito Theater in Ouagadougou statt, gespielt wurde drei Wochen lang, mittwochs bis samstags.

 

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