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Uraufführung: "Rust – Ein deutscher Messias" - Eine moderne Fantasie, Deutsches Schauspielhaus in Hamburg

Premiere 21.10.10, 20:00 Uhr

von und mit Studio Braun (Rocko Schamoni, Heinz Strunk, Jacques Palminger)

 

Studio Braun, umjubeltes Sprachrohr und Speerspitze des humoristischen Gegenkanons, legt nach und wendet sich noch während des anhaltenden Erfolges von »Dorfpunks« bereits einem neuen Stoff zu, dem deutschen Großmannstraum par exellence in Gestalt von Mathias Rust.

 

Aufstieg, Fall und Wiederauferstehung einer Knalltüte. Der Kremlflieger als Phänomen: Je näher man ihm zu kommen glaubt, desto unschärfer gerät er, je mehr man versucht, ihn zu durchdringen, desto mehr entzieht er sich. Und trotzdem wird Rust unbestritten als einer der größten Helden der Nachkriegsgeschichte gehandelt. Studio Braun erzählt eine deutsche Biographie der 80er Jahre, ein Spiegelbild der Ära Kohl: Gleich neben der historischen Großtat strahlt das absolute Nichts, vernehmlich bleibt nur der dumpfe Klang eines gigantischen Hohlraumes.

 

Vorgetragen wird ein allegorisches Husarenstück: Die Verrustung der Welt am Beispiel des Protagonisten selbst! Studio Braun, der schmierig schillernde Theaterschmetterling mit dem fleischigen Rumpf, bedient sich am hysterischen Heimatmaterial: Vereinigt Rust doch wie kein Zweiter hanseatische Großmannssucht und jugendliche Allmachtsphantasien mit der deutschesten aller Erfindungen: dem Fliegen. Von Wedel aus gen Moskau. Von Deutschland über die ganze Welt. Nach der Landung auf dem Roten Platz und der Aufmerksamkeit von Millionen folgt der bespiellose Niedergang durch Mietvagabundentum, Pulloverklau und sexuelle Nötigung.

 

Dann ein plötzlicher Richtungswechsel, hinein in die Zauberwelt der Selbstschöpfung: Nach Gründung der weltumspannenden Gelehrtenorganisation »Orion & Isis« versucht sich Rust als Yogalehrer und professioneller Pokerspieler, bis ihm der Coup seines Lebens gelingt: Rust wird Herrscher eines eigenen Landes, des utopischen Staates Lagonia. Studio Braun im Glück: Das ist der Stoff, der sich fast wie von selbst zu psychedelischem Volkstheater verdichtet. Und wer könnte diese Tour de Force besser verkörpern als der spindeldürre Bühnenderwisch Fabian Hinrichs – martialischer Vielredner mit einem Blick, an dem man die Wäsche aufhängen könnte.

 

»Rust – Ein deutscher Messias«: Studio Braun zerlegt die Wirklichkeit in Pixelpunkte, ein fortgesetztes Brechen, Splittern und Reißen. Neuronenherrschaft, Begierderückstände, Bedeutungscluster, Auswurf eines Scheins. »Rust – Ein deutscher Messias« ist mehr als vollendete Kunstfertigkeit, Materialbeherrschung, Virtuosität: Es ist das Epizentrum eines großen Schweigens, das sich in unserem Inneren ausdehnt, durch dessen Hohlformen das längst Durchlebte in unversiegbarer Verdünnung rinnt. »Rust – Ein deutscher Messias«, der neue Blockbuster von Studio Braun.

 

Regie Studio Braun (Rocko Schamoni, Heinz Strunk, Jacques Palminger)

Bühne Damian Hitz

Kostüme Dorle Bahlburg

Musik Lieven Brunckhorst, Carsten »Erobique« Meyer, Matthias »Tex« Strzoda

Choreografie Rica Blunck

Licht Rebekka Dahnke

Dramaturgie Gabriella Bußacker

Video/Animation Marcel Didolff, Felix Schlüter

Leitung Neuer Knabenchor Hamburg Ulrich Kaiser

 

Mit Rica Blunck, Lieven Brunckhorst, Stephan »Partyschaum« Cay, Katja Danowski, Fabian Hinrichs, Juliane Koren, Hanns Jörg Krumpholz, Carsten »Erobique« Meyer, Jacques Palminger, Jens Rachut, Rocko Schamoni, Jana Schulz, Tristan Seith, Heinz Strunk, Matthias »Tex« Strzoda

Sowie Neuer Knabenchor Hamburg

 

Weitere Termine:191

26.10.2010, 20:00 Uhr

29.10.2010, 20:00 Uhr

04.11.2010, 20:00 Uhr

12.11.2010, 20:00 Uhr

29.11.2010, 20:00 Uhr

07.12.2010, 20:00 Uhr

 

www.schauspielhaus.de

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