Aus Mitleid küsst Violaine den am Aussatz erkrankten Dombaumeister Peter und spendet ihren Verlobungsring für den Bau der Kathedrale von Speyer. Sie selbst erkrankt am Aussatz, erblindet und wird von der Familie und von ihrem Bräutigam Jakobäus verstoßen. In einer Weihnachtsnacht bringt ihre Schwester Mara, die an Stelle der älteren Schwester Jakobäus geheiratet hat, ihr totes Kind. An der Brust Violaines erwacht es zu neuem Leben, doch sind seine Augen nun nicht mehr dunkel wie die von Mara, sondern blau wie die von Violaine. Auf neue Weise hat sich an der jungfräulichen Violaine in der Weihnachtsnacht das Wunder der Menschwerdung vollzogen, während in der Kathedrale bei Glockengeläut der neue König als Hoffnungsträger der Menschen gekrönt wird. Am Ende findet Violaine – ausgesöhnt mit ihrer Familie – durch den Tod zur Erlösung.
Der 1882 in Frankfurt am Main geborene Walter Braunfels (gestorben 1954) gehörte bis in die 30er Jahre hinein zu den profiliertesten und erfolgreichsten Komponisten des frühen 20. Jahrhunderts. Seine Oper »Die Vögel« nach Aristophanes aus dem Jahr 1920 war ein regelrechter Sensationserfolg mit unzähligen Neuinszenierungen, aber auch mit anderen Orchester- wie Bühnenwerken fand Braunfels große Anerkennung. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde der Komponist aus rassischen und politischen Gründen als Direktor der Kölner Musikhochschule entlassen. Die zwischen 1934-37 entstandne Mysterienoper »Verkündigung« war die erste Komposition dieser Jahre der inneren Emigration, die Braunfels zurückgezogen am Bodensee verlebte und die von einer deutlichen Hinwendung zum Katholizismus geprägt sind. Die Oper wurde am 4. April 1948 in Köln uraufgeführt. Die Aufführung am Pfalztheater ist die erste szenische Wiederaufführung seitdem.
Mit »Verkündigung« von Walter Braunfels wird die Reihe mit Opernwerken von im Nationalsozialismus verfemten Komponisten mit einem gedanklich wie musikalisch beeindruckendem Zeitzeugnis fortgeführt.
Uwe Sandner (Musikalische Leitung)
Urs Häberli (Inszenierung)
Thomas Dörfler (Bühne)
Marcel Zaba (Kostüme)
Ulrich Nolte (Choreinstudierung)
Alexis Wagner (Andreas Gradherz)
Helena Köhne (Die Mutter)
Adelheid Fink (Violaine)
Melanie Lang (Mara)
Bernd Valentin (Jakobäus)
Steffen Schantz (Peter von Ulm)
Hans-Jörg Bock (Der Gehilfe Peters)
N.N. (Die Stimme des Engels)
N.N. (Arbeiter)
weitere Vorstellungen am 5.5., 8.5., 15.6., 22.6., 4.7., jeweils 19.30 Uhr, Großes Haus. Achtung! Nur wenige Vorstellungen.
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