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Vorverkaufsstart „Um alles in der Welt – Lessingtage 2018 - Demokratie in Gefahr?“, Thalia Theater Hamburg

Am Mittwoch, den 1. November 2017, startet der Vorverkauf für das Festival „Um alles in der Welt – Lessingtage 2018“, das vom 19. Januar bis zum 4. Februar 2018 im Thalia Theater und im Thalia in der Gaußstraße stattfinden wird.

 

Gastspiele aus ganz Europa widmen sich bei den neunten Lessingtagen der Demokratie und ihrer aktuellen Gefährdung. Zu Gast sind in diesem Jahr Aufführungen aus Frankreich, Griechenland, Ungarn, Polen und Österreich. Ergänzt wird das Programm durch zwei Berliner Aufführungen von der Schaubühne und dem Maxim Gorki Theater sowie durch Eigenproduktionen des Thalia Theaters. Auch das Spektrum der auftretenden Darsteller ist denkbar breit: es reicht von Mitgliedern des am Gorki gegründeten Exil Ensembles über in Griechenland lebendes Reinigungspersonal bis zu Schauspielstars wie Nina Hoss und Joachim Meyerhoff.

 

Über die thematische Ausrichtung der Lessingtage 2018 sagen Thalia-Intendant Joachim Lux und Chefdramaturgin Julia Lochte: „Ganz offenbar ist die hohe Kunst der Demokratie in Gefahr. Künstler in ganz Europa reagieren hierauf und sind, ebenso wie Journalisten, in vielen Ländern bedroht. Wir müssen uns dieser Realität stellen. Wir widmen die Lessingtage 2018 allen verfolgten Künstlerinnen und Künstlern und Intellektuellen und erinnern daran, dass viele von ihnen mit Arbeitsverbot belegt werden, in Haft sind oder im Exil leben müssen und nur noch unter persönlichem Risiko in der Öffentlichkeit auftreten können.“

 

Das vollständige Programmheft zu den Lessingtagen 2018 finden Sie ab sofort hier zum Download. Alle Informationen finden Sie ab dem 1.11. um 10 Uhr auch online: www.thalia-theater.de/lessingtage

 

Das Programm des Festivals im Detail:

 

Das Eröffnungswochenende (19.-21.1.) am Alstertor und in der Gaußstraße:

 

Die Eröffnungsrede der Lessingtage ist alljährlich ein zentrales Ereignis der Stadtgesellschaft. In den vergangenen Jahren waren hier u.a. Liao Yiwu, Auma Obama, Richard Sennett, Navid Kermani oder Norbert Lammert zu Gast. In diesem Jahr hält der türkische Journalist und Autor Can Dündar die Eröffnungsrede zum Thema „Die Bedrohung der Demokratie in Europa“ (21.1., 11 Uhr). Dündar lebt derzeit im Exil und wurde jüngst in Berlin mit dem „Prix Europa“ als „Europäischer Journalist des Jahres“ ausgezeichnet. Er hält die Rede auf Türkisch, mit Simultanübersetzung ins Deutsche.

 

Zum Auftakt zeigen die Lessingtage im Großen Haus am Alstertor ein Gastspiel der renommierten Berliner Schaubühne (20.1., 19.30 Uhr): Thomas Ostermeier inszeniert „Rückkehr nach Reims“ nach Didier Eribon, dessen gleichnamiges Buch als Schlüsselwerk zur Erklärung derzeitiger gesellschaftspolitischer Phänomene gilt. Der Abend verspricht die Begegnung mit Theaterstar Nina Hoss in der Hauptrolle, die jüngst auch mit dem Filmpreis „Europa“ des Internationalen Filmfests Braunschweig geehrt wurde. Bereits am Nachmittag steht die Thalia-Inszenierung „Das Ende von Eddy“ von Édouard Louis auf dem Spielplan, nach dem Roman, der Didier Eribon gewidmet ist (Gaußstraße, 20.1., 17-18.10 Uhr). Ebenfalls Teil des Eröffnungswochenendes im Großen Haus ist die Thalia-Premiere „Michael Kohlhaas“ nach Heinrich von Kleist in der Regie von Hausregisseur Antú Romero Nunes (21.1., 19 Uhr). Der Stoff erzählt davon, wie die Willkür staatlicher Organe zu Widerstand und Selbstermächtigung eines Einzelnen führen können.

 

In der Gaußstraße eröffnet die Uraufführung von Gernot Grünewalds Projekt „Performing Embassy of Hope“ die Lessingtage 2018 (19.1., 20 Uhr). Die Besucher des internationalen Cafés in der Gaußstraße, in dem seit 2015 Geflüchtete mit Theaterleuten und Altonaer Bürgern zusammenkommen, setzen darin ihre eigenen Lebensrealitäten in Verbindung zur Sprache der politischen Vertreter im Bundestag. „Hymne an die Liebe/Hymn do Miłości/Hymn to Love” der polnischen Regisseurin Marta Górnicka ist das erste internationale Gastspiel des Festivals in der Gaußstraße (21.1., 17 & 20 Uhr). Die Aufführungen ihres vielköpfigen, singenden, schreienden, flüsternden Chorensembles dirigiert sie live vom Zuschauerraum aus. In ihrem Libretto montiert sie die brutale Sprache der heutigen Politik: die im Internet und in der öffentlichen Rede um sich greifende Sprache des Hasses.

 

Weitere Gastspiele im Großen Haus:

 

Der unbestrittene Regie-Star des zeitgenössischen französischen Theaters, Julien Gosselin, bringt mit dem Gastspiel des Théâtre National de Strasbourg die Deutschlandpremiere von „1993“ ans Thalia Theater. Mit dem Regisseur aus Frankreich betritt eine andere, eine junge Generation der im Jahr 1993 geborenen kraftvoll und radikal die Bühne Europas. Seine Inszenierung erzählt von der Wut, der Vision und dem Abgleiten dieser Generation der Mittzwanziger. Es ist nicht nur ein Abend über die Jugend Europas, sondern auch ein Abend für die Jugend Europas. Aus diesem Grund gibt es für alle in den 90er Jahren Geborenen den Sonderpreis von 9 Euro – solange der Vorrat reicht! (24. & 25.1., je 19.30 Uhr)

 

Eine weitere, in ganz Europa beachtete und für den Theaterpreis „Der FAUST“ nominierte Gastspiel-Produktion kommt mit „Imitation of Life“ des Proton Theatre Budapest auf die Große Bühne am Alstertor (30.1., 19.30 Uhr). Kórnel Munduczó, der zuletzt „Die Weber“ am Thalia Theater auf die Bühne gebracht hat, inszeniert in einem spektakulären Bühnenbild einen realen Fall aus Ungarn: Ein junger Mann attackiert einen Jugendlichen mit einem Schwert, beide sind Roma, wie sich allerdings erst später herausstellt. Mundruczó macht sich in seinem Stück auf die Suche nach einer möglichen Lebensgeschichte des Täters.

 

Joachim Meyerhoff ist der „Volksfeind“ in Jette Steckels Ibsen-Inszenierung vom Wiener Burgtheater. Ein Stück, in dem nahezu prophetisch die Mechanismen einer durchökonomisierten Mediendemokratie offengelegt werden. Deutschlandpremiere im Thalia (1.2., 20 Uhr & 2.2., 19 Uhr. Mit dabei auch: Mirco Kreibich, Ole Lagerpusch und Ignaz Kirchner).

 

Weitere Gastspiele in der Gaußstraße:

 

Fünf in Athen lebende Putzfrauen aus verschiedenen Ländern stehen im Mittelpunkt des Bühnengeschehens bei „Clean City“ vom Onassis Cultural Centre Athens. Seit der Uraufführung 2016 touren die „Expertinnen des Alltags“ mit großem Erfolg durch ganz Europa. Ihre Lebensgeschichten verdichten sich zu einem aktuellen Gegenwartsstück über Globalisierung und Heimat (23. & 24.1., je 20 Uhr).

 

Die Mitglieder des Exil Ensembles des Gorki Theaters – bestehend aus professionellen Neuberliner Schauspielern aus Afghanistan, Syrien und Palästina – werfen bei einer zweiwöchigen Bustour durch das winterliche Deutschland einen schonungslosen und zugleich humorvollen Blick auf ihr Exil-Land. Das theatrale Roadmovie, Yael Ronens Inszenierung „Winterreise“ الشتاء رحلة gastiert für zwei Vorstellungen in der Gaußstraße (27.1., 20 Uhr & 28.1., 19 Uhr).

 

Und vieles mehr:

 

Die Podiumsdiskussion „Artists at Risk“ in der Gaußstraße (2.2., 20 Uhr) mit Künstlern und Festivalleitern aus Russland, Kroatien und der Türkei widmet sich der Situation verfolgter Künstler und stellt die Frage: „Was tun?“.

 

Die Buchpremiere von Navid Kermanis neuem Werk „Entlang den Gräben. Eine Reise durch das östliche Europa bis nach Isfahan“ findet am 26.1. um 20 Uhr im Thalia Theater statt – Lesung, Gespräch und Musik mit Politiker Sigmar Gabriel, Schauspieler Sebastian Rudolph u.a.

 

Diese Reportagen aus Krisengebieten sind auch Ausgangspunkt für Navid Kermanis zehntes „Herzzentrum“ mit 30 Schauspielerinnen und Schauspielern – ein Format, das dem Publikum an verschiedenen Stationen die Begegnung mit dem Ensemble und literarischen Texten ermöglicht. In der Vergangenheit fanden „Herzzentren“ bereits an wechselnden Orten statt: auf einem Riesenrad, in einer Moschee und in einem Eroscenter. Nun kommt die zehnte Ausgabe in der derzeit leerstehenden Erstaufnahme Hellmesbergerweg 23 zur Aufführung, die im Krisenfall bis zu sechshundert Geflüchtete aufnehmen kann.

 

Schließlich Lessing: die Stadt Hamburg verleiht den mit 10.000 Euro dotierten Lessing-Preis im Thalia Theater (28.1., 11 Uhr) – der Preisträger wird Ende November bekannt gegeben. Und Jan-Philipp Reemtsma stellt in einer Lesung gemeinsam mit Schauspieler Jens Harzer Lessings berühmten Streit mit dem Hamburger Pastor Goeze vor – ein früher Streit um fundamentale Werte, der für Lessing mit einem Publikumsverbot und De-facto-Rauswurf aus Hamburg endete (Mittelrangfoyer, 31.1., 19 Uhr). Aus diesem Konflikt entstand sein „Nathan“ – seinerseits Ideengeber der „Langen Nacht der Weltreligionen“ im Thalia Theater (3.2., 19 Uhr), die sich dieses Jahr mit dem Spannungsverhältnis von Glauben und Demokratie beschäftigt. Wie offen dürfen Synagogen, Kirchen, Moscheen sein? Wie offen und plural die Gesellschaft?

 

Produktionen aus dem Repertoire des Thalia Theaters sind ebenso Teil des Festivals, wie zahlreiche theaterpädagogische Formate und Angebote.

 

Der Vorverkauf startet am Mittwoch, den 1. November 2017 um 10 Uhr. „Um alles in der Welt – Lessingtage 2018“ findet vom 19. Januar bis zum 4. Februar 2018 im Thalia Theater und im Thalia in der Gaußstraße statt.

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