Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
'DIE JUNGFRAU VON ORLEANS' von FRIEDRICH SCHILLER im Theater Bielefeld'DIE JUNGFRAU VON ORLEANS' von FRIEDRICH SCHILLER im Theater Bielefeld'DIE JUNGFRAU VON...

'DIE JUNGFRAU VON ORLEANS' von FRIEDRICH SCHILLER im Theater Bielefeld

PREMIERE Sa. 15.09.18, 19:30 Uhr, Stadttheater

»Ohne eine dunkle, aber mächtige Totalidee kann kein poetisches Werk entstehen, und die Poesie, deucht mir, besteht eben darin, jenes Bewusstlose aussprechen und mitteilen zu können, d. h. es in ein Objekt überzutragen.« ,schreibt Schiller während des Entstehungsprozesses zur Jungfrau von Orleans. Er ist gepackt von dieser Kultfigur und greift weit in die Geschichte zurück, um seine eigene, im Umbruch befindliche, Gegenwart besser fassen zu können.

 

Johanna, eine junge Frau, die scheinbar aus dem Nichts kommt, wendet das Blatt einer ganzen Nation, weil sie alles in sich vereint, das nicht zusammen passt: Weiblichkeit, Krieg, Unverwundbarkeit, Mord und Reinheit. Ihr Charisma wird zur Energiequelle für die an allen Fronten geschlagenen Franzosen und zum Schrecken der vormals sieggewohnten Engländer. Ob Heilige, Hexe, Märtyrerin oder Hochstaplerin – Teil der Gemeinschaft kann sie niemals werden. Als ihre Mission erfüllt ist, strauchelt sie. Der Moment des Erbarmens mit dem Feind macht sie bei Schiller angreifbar. Statt der Kriegsmaschine ist da plötzlich ein verwundeter Mensch, des Mythos' entkleidet und dennoch unfähig zur Zweisamkeit. Auf dem Krönungsplatz in Reims steht sie als Dekor neben einem durch sie erstarkten Herrscher und wird vom eigenen Vater öffentlich verleumdet. Ein willkommener Anlass, die ehemals Heilige als Hexe zu vertreiben. Doch Johanna kehrt zurück, erringt einen letzten Sieg und stirbt, um zur Symbolfigur zu werden – für alle, die ihrer bedürfen, für welche Zwecke auch immer.

Schiller hat uns mit seiner Jungfrau von Orleans ein ebenso wirkungsmächtiges wie widerspruchsgeladenes Erbe hinterlassen – keine Reliquie hinter Glas, sondern eine offene Wunde.

Inszenierung
   Christian Schlüter
Bühne und Kostüme
   Anke Grot
Choreografische Mitarbeit
   Gianni Cuccaro
Dramaturgie
   Katrin Enders
 

Mit Oliver Baierl // Georg Böhm // Anica Happich // Cornelius Gebert // Jan Hille // Stefan Imholz //
Henriette Nagel // Doreen Nixdorf // Michael Schrodt // Thomas Wolff

Die nächsten Vorstellungen
22.09., 28.09., 30.09., 03.10.,
05.10., 09.10., 13.10., 14.10.,
23.10.; weitere Termine folgen

Bild: Friedrich Schiller

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 10 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

ERGREIFEND UND TIEFGRÜNDIG -- Bach-Kantaten mit der Gaechinger Cantorey im Forum am Schlosspark Ludwigsburg

Das vorletzte Konzert der Reihe "Vision Bach" stand unter dem Motto "Zum Himmel wandern". Unter der inspirierenden Leitung von Hans-Christoph Rademann musizierte die Gaechinger Cantorey zunächst die…

Von: ALEXANDER WALTHER

EIN HAUCH VON RENAISSANCE -- "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" von Kurt Weill und Bertolt Brecht in der Staatsoper STUTTGART

Die Inszenierung von Ulrike Schwab wartet mit einer Überraschung auf, denn das "Jüngste Gericht" von Michelangelo ist Teil des einfallsreichen Bühnenbildes von Pia Dederichs und Lena Schmid. Die…

Von: ALEXANDER WALTHER

BEWEGENDE VISUELLE STEIGERUNG -- Stuttgarter Ballett mit Tschaikowskys "Schwanensee" in der Staatsoper Stuttgart

Unsterblich ist die Choreographie John Crankos zu Peter Tschaikowskys "Schwanensee"-Ballett aus dem Jahre 1963 geworden, die jetzt wieder in Stuttgart zu sehen ist. In Bühnenbild und Kostümen von…

Von: ALEXANDER WALTHER

ZAUBER DER PANFLÖTE --- Neue CD "Impressions" bei Dabringhaus & Grimm

Als eine "Liebe auf den ersten Blick" bezeichnet Sebastian Pachel seine erste Begegnung mit der Panflöte, wovon man sich bei dieser Einspielung überzeugen kann. Für die vorliegende Aufnahme…

Von: ALEXANDER WALTHER

IM GESPENSTISCHEN NACHTZIRKUS --- "Das Rheingold" von Richard Wagner in der Staatsoper Stuttgart

Stephan Kimmig verlegt die Handlung von Wagners "Rheingold" in einen unheimlichen Nachtzirkus. Das merkt man schon gleich zu Beginn, wenn die Rheintöchter so ganz ohne Wasser Alberich verführen und…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑