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ERSTAUNLICHER KLANGFARBENREICHTUM - "Happy Birthday, Franz Schubert!" im Weißen Saal des Neuen Schlosses Stuttgart

31.1.2024/STUTTGART

Unter dem vielsagenden Motto "Allein seyn ist öde..." war diese Hommage an Franz Schubert ein besonderes Erlebnis. Der Jubilar wurde mit zahlreichen Liedern geehrt.

 

Copyright: Matthias Baus, Portrait Moritz Kallenberg

Der einfühlsame Pianist Markus Hadulla begleitete Esther Dierkes (Sopran), Diana Haller (Sopran), Moritz Kallenberg (Tenor) und David Steffens (Bass) sogleich bei "Die Geselligkeit" mit formvollendetem Ausdruck und Sensiblität. Diana Haller interpretierte dann "Bei Dir allein" mit feinen dynamischen Kontrasten und weichem Timbre. David Steffens imponierte bei "Der Einsame" mit Reife und Tiefe seines voluminösen Basses, wobei die Unendlichkeit der romantischen Klangwelt überaus eindringlich hervorleuchtete. Moritz Kallenberg gewann dem weiteren Lied "Irdisches Glück" bewegende Momente ab, die der begleitende Pianist Markus Hadulla unterstrich. Das harmonische Bild wirkte auch bei "Die Männer sind mechant" mit Esther Dieskes manchmal geradezu aufwühlend, wohingegen Esther Dierkes, Diana Haller, David Steffens und Markus Hadulla bei "Das Abendrot" mit lyrischer Emphase und tönender Magie überzeugten.

"An Silvia" geriet mit Moritz Kallenberg zu einem überwältigenden Höhepunkt, weil er die thematischen Strömungen stimmlich minuziös zusammenhielt, wobei ihn Markus Hadulla mit seinem leidenschaftlichen Klavierspiel unterstützte. Hervorragend gelang Esther Dierkes "Alles um Liebe", weil sie hier auch  die geheimnisvollen Zwischentöne traf. "Trauer der Liebe" mit David Steffens zeigte immer wieder einen erstaunlichen Klangfarbenreichtum. "Die Liebe" mit Diana Haller und Markus Haller entfaltete eine geradezu unendliche Melodie und Hingabe, die sich mehr und mehr steigerten. "Gott im Ungewitter" mit Esther Dierkes, Diana Haller, Moritz Kallenberg, David Steffens und Markus Hadulla gefiel dann einmal mehr mit heftigen Aufschwüngen und imponierendem Pathos. "Hymne an den Unendlichen" besaß etwas  Schwebendes und Schweifendes, das sich ständig verstärkte. Markus Hadulla begleitete Esther Dierkes, Diana Haller, Moritz Kallenberg und David Steffens mit irisierendem Klangsinn.

"An die Sonne" offenbarte in der Interpretation durch Esther Dierkes, Diana Haller, Moritz Kallenberg, David Steffens und Markus Hadulla wiederum mit fast überirdischen  Arabesken, Girlanden und Kaskaden viel Sinn für motivischen Reichtum, der aber nie ausuferte. "Mignon und Harfner" besaß in der Interpretation von Esther Dierkes, Moritz Kallenberg und Markus Hadulla eine wunderbare Poesie, wobei Schuberts kontrapunktische Meisterschaft immer wieder deutlich hervorstach. Diana Haller entlockte "Du liebst mich nicht" eine fast asketische Harmonik, die sich aber zu energischer Ausdruckskraft steigerte. "Als ich sie erröten sah" mit Moritz Kallenberg überzeugte einmal mehr aufgrund der ebenmäßigen Kantilenen und der fast traumwandlerischen Klangschichten.

"Heimliches Lieben" mit Esther Dierkes und "Der Traum" mit David Steffens gewannen eine immer größere klangliche Vielfalt und Intensität. "Licht und Liebe" fesselte als einfühlsam gestalteter Nachtgesang mit Diana Haller, Moritz Kallenberg und dem subtil am Klavier begleitenden Markus Hadulla. "Linde Lüfte wehen" wurde als Fragment von Markus Hadulla passend ergänzt, wobie Esther Dierkes, Moritz Kallenberg und David Steffens stets den richtigen Ton trafen. Sarkastischer Hintersinn blitzte beim "Hochzeitsbraten" auf, wo Esther Dierkes, Moritz Kallenberg und David Steffens eine seltsame Gesellschaft bildeten, deren Charakterisierungsreichtum hervorblitzte.

"Gott als Weltschöpfer" bewies zuletzt Schuberts Nähe zur großen Sinfonik, was aber nie übertrieben wurde. Als Zugabe begeisterte noch "Der Tanz".
 

 

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