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Mauricio Kagel, "Mare Nostrum", Oper Köln

Premiere Sonntag, den 23. September 2018 um 18.00 Uhr im StaatenHaus

Mauricio Kagel, der aus Argentinien gebürtige und ab Ende der 1950er-Jahre in Köln ansässige Komponist, war ein gewitzter Revolutionär des Musiktheaters, der sich bis zuletzt den › fremden Blick‹ bewahrte – ironisch, scharfsinnig, philosophisch bewandert, mit einem sensiblen Gespür für gesellschaftsrelevante Themen.

 

 

 

 

Mit diesem begnadeten Dialektiker der Moderne, dessen Name sich wesentlich mit den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik und nicht zuletzt mit der Kölner Hochschule für Musik verbindet, wehte um die Zeit der 1968er-Bewegung eine frische, aufklärerische Brise in die traditionell besetzten, repertoire-verankerten Säle der großen ›Kulturbetriebs-Tanker‹ – jener Staatstheater und Opernhäuser, die er in seiner legendären szenischen Komposition »Staatstheater« dann auch schalkhaft zum Thema einer musiktheaterkritischen Auseinandersetzung machte.

Ein unermüdlicher Erfinder, was die Entwicklung musikalischer Klangquellen und theatralisch-musikalischer Aktionen betraf, war Kagel für eben jenes Musiktheater des 20. Jahrhunderts, dem er den Begriff des ›instrumentalen Musiktheaters‹ hinzugewann, einer der einfalls- und einflussreichsten Köpfe.

Mit »Mare nostrum«, seinem kammermusikalisch dimensionierten, gewitzt subversiven Musiktheaterstück aus dem Jahr 1975, reflektiert Kagel nicht nur die Übel einer jahrhundertelangen Kolonialgeschichte, sondern auch die stereotypen Denkmuster einer eurozentrischen Sicht auf die Welt. Dafür bedient er sich mit satirischem Geschick des Mittels der Paradoxie. Er beleuchtet – mit einem Bariton und einem Countertenor als Erzählerstimmen – das Thema Kolonialismus, aber gewissermaßen unter umgekehrten Vorzeichen: Ein Stamm aus Amazonien begibt sich auf Eroberungstour, entdeckt und ›befriedet‹ den Mittelmeerraum, um den dortigen Anwohnern – mit ihren Müllbergen, ihrer Naturzerstörung und unverantwortlichen Ressourcenverschwendung – in bester missionarischer Absicht ›amazonischen‹ Glauben, eine andere Denkweise und neue Werte angedeihen zu lassen.

Der junge französische Dirigent Arnaud Arbet, der an der Oper Köln bereits mit der musikalischen Erarbeitung von Wolfgang Rihms »Die Eroberung von Mexico« betraut war, übernimmt bei dieser erstmaligen Aufführung von »Mare nostrum« an der Oper Köln die musikalische Leitung. Regie bei dem heiter-abgründigen Zivilisationsspiel führt Valentin Schwarz, der aktuelle Gewinner des renommierten ›Ring Award Graz‹.

Musikalische Leitung Arnaud Arbet  
Inszenierung Valentin Schwarz  
Bühne Valentin Schwarz
Kostüme Astrid Eisenberger  
Licht Nicol Hungsberg  
Dramaturgie Tanja Fasching, Georg Kehren

Contratenor
Kai Wessel
Sprecher/Bariton
Miljenko Turk
Orchester
Gürzenich-Orchester Köln

Bild: Mauricio Kagel

 

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