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Peter Handkes Stück ohne Sprache »Die Stunde da wir nichts voneinander wussten« im Theater Magdeburg

Premiere am Samstag, 13. 5 2017, 19.30 Uhr im Schauspielhaus/Bühne. -----

Ein Mensch sitzt allein an einem Platz irgendwo auf der Welt. Er betrachtet still das Treiben und für einen Moment fühlt er sich, als wäre er aus der Zeit gefallen. Was sich da abspielt, ist nichts Aufregendes. Über den Platz laufen Männer wie Frauen, Alte wie Junge, die sich vielleicht kurz treffen oder aneinander vorbeigehen.

Auch tauchen Geschäftsleute auf, Bettler, Wanderer und Blinde sowie Passanten, die ihren Einkäufen nachgehen oder flanieren. In den Augen des Betrachters fächert sich der Alltag detailreich auf und die Alltagsbilder verwandeln sich in ein Welttheater voller Poesie.

 

Handkes 1992 uraufgeführtes Stück macht einen fiktiven Platz irgendwo auf der Welt zum zentralen Ort des Geschehens. Der Schauplatz wird gefüllt von 16 Schauspielern des Ensembles und ebenso vielen Statisten, die mit 350 Rollen den Ort mit Geschichten und Begegnungen beleben. Sie kommen alleine oder in Gruppen, sind verschiedener Herkunft oder unterschiedlichen Typs, treten miteinander in Beziehung oder verpassen sich. Hier durchmischen sich Menschen, ihre Erlebnisse, zeitlose und zeitgenössische Themen, wie Diversität und Ausgrenzung. Themen, die in einem offenen Probenprozess von den Darstellern eingebracht und umgesetzt werden und die den beliebigen Platz konkret mit Themen der Gegenwart besetzen.

 

Cornelia Crombholz und der Choreograf David Williams inszenieren auf der Schauspielhausbühne eine Choreografie des Alltags. Durchmischt wird das Schauspiel von außergewöhnlichen und unwirklichen Szenen. Die einzelnen Geschichten verdichten sich zu einer großen, allgemeingültigen Geschichte und machen diesen beliebigen Platz zum Kaleidoskop des Gewöhnlichen sowie zum Welttheater, das sich überall so abspielen könnte.

 

Der Choreograf David Williams stellte sein Können am Theater Magdeburg bereits in der rasanten Inszenierung der Schauspieldirektorin im Opernhaus von »Ein Käfig voller Narren« unter Beweis. Nun choreografiert er dieses große Ensemblestück als letzte Premiere der Spielzeit 2016/2017 im Schauspiel. Über 300 Kostüme entwirft die Ausstatterin Marion Hauer, die eine langjährige Zusammenarbeit mit der Regisseurin Cornelia Crombholz verbindet. Zu Beginn ist die leere Bühne mit heruntergelassenen Zügen ein abstrakter, deutungsoffener Raum. Im Laufe des Abends wird der Bühnenraum zu einer imposanten Wolkenwelt. Diese Erweiterung in Richtung Horizont transformiert den Platz zu einem konkreten Sehnsuchtsort, der das imaginative Moment dieses Abends unterstreicht.

 

Regie Cornelia Crombholz

Bühne/Kostüme Marion Hauer

Choreografie David Williams

Dramaturgie David Schliesing, Maiko Miske

 

Mit

Iris Albrecht, Pia-Micaela Barucki, Nadine Nollau, Maike Schroeter, Marie Ulbricht, Michaela Winterstein, Susi Wirth, Wolfgang Boos, Cornelius Gebert, Marian Kindermann, Amadeus Köhli, Raphael Kübler, Zlatko Maltar, Ralph Opferkuch, Thomas Schneider, Burkhard Wolf

 

Weitere Vorstellungen: Sa. 20. 5./Fr. 9. 6. 2017, 19.30 Uhr, Schauspielhaus/Bühne

Weitere Vorstellungen folgen!

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