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Uraufführung: "Pussy Riots - Aufstand in drei Akkorden" - Textfassung von Magz Barrawasser und Florian Heller - im Schauspiel Essen

Premiere: 15. Juni 2017, 19:00 Uhr, Box. -----

„Der Ablauf ist simpel: Geräte aufstellen und anschließen, die orthodoxen Tücher über den Sturmhauben abnehmen und diese übers Gesicht ziehen. Aber kaum haben wir die Daunenjacken ausgezogen, stürzen die Wachleute zusammen mit den kräftigen Männern in Zivil auf uns und wollen uns herunterzerren.

10 Sekunden Auftritt. Verstärker und Mikrofon fliegen in die Ecke. Ich entwische gerade so. Versuche, in den wenigen freien Sekunden einen Tanz aufzuführen. Bekreuzige mich. 20 Sekunden Auftritt. Der Wachmann zieht mir die Sturmhaube vom Kopf. Was zum Teufel, das ist ein verbotener Griff, ich zieh euch doch auch nicht die Unterhosen aus! Wir sind 30 Sekunden am Altar.“

 

Am Morgen des 21. Februar 2012 stürmen fünf junge Frauen in die Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau und verrichten ein Gebet – ein Punk-Gebet. „Mutter Gottes, Jungfrau, verjage Putin!“ rufen sie und fordern damit die ganze Härte eines quasi-autokratischen Staates heraus: Nadeschda Tolokonnikowa und zwei ihrer Mitstreiterinnen werden für die gewaltfreie Aktion wegen „Rowdytum aus religiösem Hass“ zu zwei Jahren Arbeitslager verurteilt. Das Urteil schlägt weltweit hohe Wellen. Über Nacht werden aus den aufständischen Punk-Musikerinnen gefeierte „Putin-Kritikerinnen“. Aber es geht um mehr als Putin, tauchen neben ihm doch auch „Mutter“, „Gott“ und „Jungfrau“ in der entscheidenden Zeile des Punk-Gebetes auf. Der Kampf der Pussy Riot-Frauen ist ein feministischer, ein Kampf gegen eine patriarchale Ordnung, in der eine von Männern dominierte Verquickung von Religion und Politik den Ton angibt. Es ist ein Kampf gegen Phallozentrismus, Homophobie und Gender-Normen, die den Alltag nicht nur in Russland fest im Griff haben.

 

Regisseurin Magz Barrawasser wurde 1984 in Mönchengladbach geboren. Von 2005 bis 2008 assistierte sie an verschiedenen Theatern in Berlin und Umgebung (u. a. GRIPS Theater, Maxim-Gorki-Theater, Performancegruppe squintproductions, Atze Musiktheater). Außerdem arbeitete sie in der Theaterpädagogik des GRIPS Theaters mit. Von 2008 bis 2011 studierte sie Regie an der Theakademie Berlin, währenddessen inszenierte sie in Valencia mit einer spanischen Schauspielklasse und brachte die Stückentwicklung „Ixca com Ixca“ auf die Bühne. Von 2010 bis 2013 organisierte und begleitete sie die Tour des mobilen Theaterstücks „SOS for Human Rights“ des GRIPS Theaters. Von 2013 bis 2016 war sie als Regieassistentin und Inspizientin am Hessischen Landestheater Marburg engagiert. Hier realisierte sie eigene Gastspiele und Projekte, leitete das Theaterlabor und inszenierte in der Spielzeit 2015/2016 „demut vor deinen taten baby“ von Laura Naumann. In der Spielzeit 2016/2017 ist Magz Barrawasser als Regieassistentin am Schauspiel Essen engagiert.

 

Es spielen: Katharina Leonore Goebel, Jaëla Carlina Probst und Silvia Weiskopf.

 

Musikalische Leitung: Anke Wisch;

Bühne und Kostüme: Johanna Denzel; D

ramaturgie: Florian Heller.

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