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HÄNDEL WIE IM PARADIES -- Freiburger Barockorchester im Ordenssaal bei den Schlossfestspielen LUDWIGSBURG

am 28.6.2025

Vor allem die Werke Georg Friedrich Händels erklangen an diesem Abend geradezu paradiesisch. Unter der inspirierenden Leitung von Gottfried von der Goltz (Violine) musizierte das Freiburger Barockorchester zunächst die Orchestersuite Nr. 1 in C-Dur BWV 1066 von Johann Sebastian Bach. Die Besetzung mit zwei Oboen, Fagott und Streichern wirkte sehr erfrischend.

Copyright: Volker Renner, Portrait Gottfried von der Goltz

Und auch die Tanzsätze Courante, die beiden reizvoll gespielten Gavotten, eine Forlane und je zwei rasante Menuette (Bourree I und II und Passepied I und II) rundeten den munter-ausgelassenen Reigen ab. Das Trio mit den Piano-Bläsern in Moll war ein interessanter Gegensatz zu dem energischen Vorwärtsdrängen der Streicher in der ersten C-Dur-Bourree. Insbesondere das Trio im Passepied, wo die Streicher piano das Thema des ersten Passepied notengetreu wiederholten, entfalteten sich glanzvolle harmonische Reize. Auch der kontrapunktisch-zarte Oboen-Kontrast überzeugte. Der festlich-prunkvolle Klang hinterließ einen starken Eindruck. 

Ein Höhepunkt war dann die in feiner rhythmischer Balance erscheinende Suite mit Auszügen aus "Belshazzar" HWV 61 von Georg Friedrich Händel. Thematische Verbindungslinien wurden dabei höchst einfühlsam beim Concerto grosso in a-Moll op. 6 Nr. 4 von Georg Friedrich Händel herausgestellt. Hier eröffnete eine edel ausschwingende Melodie das geradezu himmlische Larghetto affetuoso. Nicht weniger eindrucksvoll schloss sich das Allegro mit gleichsam geballten Energien an, eine Fuge voll Wucht und prägnanter rhythmischer Kraft. Am stärksten allerdings wirkte das in fast  mystische Regionen hinübergreifende Largo e piano, wie es sich in dieser Schönheit und Tiefe bei Händel nicht oft findet. Und auch das Allegro-Finale besaß so viele delikate und intime Reize, dass das Freiburger Barockorchester geradezu aufblühte! 

Die Einflüsse von Händel zeigten sich in dieser temperamentvollen Wiedergabe aber auch bei der Ouvertüren-Suite in D-Dur TWV 55:D18 von Georg Philippp Telemann. Händel hat nicht umsonst Telemanns  Posthorn-Imitation in seinem Oratorium "Belshazzar" verwendet. Der Reichtum an formalen Besonderheiten und melodischen Einfällen blitzte hier in besonders intensiver Weise auf! 

Hannah Visser und Judith von der Goltz (Violine) interpretierten zusammen mit dem Freiburger Barockorchester unter Gottfried von der Goltz auch das Konzert für drei Violinen in F-Dur TWV 53:F1 aus "Tafelmusik Teil II" und die eher pompöse Ouvertüre aus der Suite in D-Dur TWV 55:D1 und Conclusion (Allegro) TWV 50:9 von Georg Philipp Telemann mit der Betonung zahlreicher Spitzfindigkeiten wie italienischen und französischen Stilelementen sowie der präzisen Akzentuierung  affektbetonter und konzertant-spielerischer Passagen. Der Wechsel von homophonen und kontrapunktischen Sequenzen war ausgesprochen reizvoll. Und auch die Händel-Zugabe betörte die Zuhörer mit ihrer rasanten Eleganz. 

Begeisterter Schlussapplaus! 
 

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