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Österreichische Erstaufführung: „James Brown trug Lockenwickler“ von Yasmina Reza im Theater in der Josefstadt in Wien

Premiere Donnerstag, 15. Februar 2024, 19.30 Uhr, Kammerspiele der Josefstadt

Wenn du singen willst, dann sing! Aber warum musst du jemand anders sein? Lionel und Pascaline sind die Eltern von Jacob – und der hält sich, seit er fünf ist, für Céline Dion. Deshalb ist Jacob/Céline jetzt in einer Klinik.

Dort hat er einen Freund gefunden, Philippe. So wie Jacob sich als Céline Dion sieht, so ist Philippe ein Weißer, der sich als Schwarzer definiert. Keiner von beiden lässt sich von der Biologie einschüchtern.

 

Copyright: Moritz Schell

Yasmina Reza, weltberühmt für ihre scharfsinnigen wie analytischen Komödien (u.a. Gott des Gemetzels, "KUNST“), beweist einmal mehr ein Gespür für gesellschaftliche Entwicklungen und Diskussionen. Ihr neuestes Stück bezeichnet sie als "Phantasie über die Identität oder die Verschiedenheit – wie man möchte." Ein Plädoyer für den Glauben, dass man einander nehmen und lassen kann, wie man ist.

"In einem Kapitel [meines Romans] Glücklich die Glücklichen erzählte Pascaline Hutner, wie sie und ihr Mann Lionel zusehen mussten, wie sich ihr Sohn Jacob nach und nach in Céline Dion verwandelte. Das war im Buch eine Geschichte unter anderen, die eines Kindes, das nicht mehr wiederzuerkennen ist, eine Geschichte unter anderen, die im Gegensatz zu den anderen ohne Auflösung bleibt. Ich wusste, eines Tages würde ich diesen Personen wiederbegegnen. In James Brown trug Lockenwickler befindet sich Jacob in einer Pflegeeinrichtung. In einer Einrichtung, man weiß nicht wo, in einem Park inmitten einer geordneten und friedvollen Natur. Dort hat er einen Freund gefunden, Philippe, ein Patient wie er. So wie Jacob sich als Céline sieht, oder die Sängerin sein möchte, so ist Philippe ein Weißer, der sich für einen Schwarzen hält, oder ein Schwarzer sein möchte. Man kennt nicht den Grad ihrer Irrationalität. Man sagt, kein menschliches Wesen forme sich ohne Vorbild und Modell. Die Psychiaterin, der die unglücklichen Hutners ihr Kind anvertraut haben, versucht nicht, die Patienten in ihre ursprüngliche Bestimmung zurückzuführen. Sie bemüht sich, sie in Einklang mit sich selbst zu bringen, sie zu befähigen, ihre Emanzipation zu akzeptieren. Moderne Harmonie. Mischung aus Großzügigkeit und Verwirrung. Das ist musikalisch. Das ist komisch. Und auch traurig."
Yasmina Reza

Aus dem Französischem von Frank Heibert und Hinrich Schmidt-Henkel

Regie
Sandra Cervik
Bühnenbild
Sabine Freude
Kostüme
Aleksandra Kica
Musikalische Leitung
Eva Jantschitsch
Dramaturgie
Barbara Nowotny
Licht
Sebastian Schubert

Jacob Hutner
Julian Valerio Rehrl
Pascaline Hutner
Maria Köstlinger
Lionel Hutner
Juergen Maurer
Philippe
Dominic Oley
Die Psychiaterin
Alexandra Krismer

 

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