Während Sally alle Zeichen einer heraufziehenden Gefahr ignoriert und sich an die mehr als zweifelhafte Aussicht auf eine Karriere im Showbiz klammert, sucht Cliff das Weite und verarbeitet seine Erlebnisse literarisch. Parallel zu den beiden jungen Leuten erleben auch die ältere Frau Schneider und ihr Untermieter Herr Schulz eine ähnlich scheiternde letzte Liebe. Ein hartes Musical ohne Happy End über Liebe in Zeiten des Umbruchs, das mit der schillernden Atmosphäre des Kit-Kat-Clubs und den Songs von dessem diabolischen Conférencier und seinem naiv-unersättlichen Star Sally Bowles Kultstatus erlangt hat.
«Money makes the world go round». – Und weil das so ist, muss jeder selber sehen, wo er bleibt. Fräulein Schneider zum Beispiel hat im Alter von über 60 Jahren ihre grossbürgerliche Wohnung in eine Art WG verwandelt, um über die Runden zu kommen. Eine der Mieterinnen verdient als Prostituierte ihren
Lebensunterhalt, Herr Schulz steht täglich 14 Stunden in seinem Obstladen. Mit ihm erlebt Fräulein Schneider das unverhoffte Glück später Liebe, dem jedoch der Umstand, dass Herr Schulz Jude ist, ein schnelles Ende macht – wir befinden uns im Berlin der späten 20er Jahre. Fräulein Schneiders dritter Mieter ist der junge Amerikaner Clifford Bradshaw, der hofft, in Berlin Stoff für einen Roman zu finden.
Cliff stürzt sich in den Partytaumel, feiert die Nächte durch und geniesst sein junges Leben in vollen Zügen. Nicht ganz unbeteiligt daran ist Sally Bowles, «das verrückteste Mädchen der Welt» und der Star des Kit-Kat-Clubs, in die er sich am ersten Abend in Berlin verliebt. Sally zieht kurzerhand in sein WG-Zimmer ein und wird wenig später schwanger. Cliff, der bereit ist, seinen Traum von der
Schriftstellerei an den Nagel zu hängen und mit einem Job seine Kleinfamilie durchzubringen, erkennt, dass die politische Situation immer bedrohlicher wird, und besteht darauf, das Land zu verlassen. Sally jedoch ist blind für die politischen Veränderungen um sich herum, verschliesst Augen und Ohren für das
Offensichtliche und opfert das Kind, das sie erwartet, ihrer mehr als unsichereren Karriere im Showbiz.
Das Musical «Cabaret» schildert Überlebensstrategien in Umbruchszeiten: Viele tanzen wie Sally Bowles auf dem Vulkan und wollen nicht aufwachen – und einige begreifen wie Clifford Bradshaw mit schmerzlicher Klarheit, dass der einfachste Weg nicht immer der beste ist … Über die Zeiten hinweg ist «Cabaret» eine Aufforderung, nicht wegzusehen, wenn gesellschaftliche Veränderungen geschehen, sich nicht in Traumwelten zu flüchten, sondern wachen Sinnes die Machtverschiebungen wahrzunehmen.
Musikalische Leitung Michael Frei
Regie Mathias Schönsee
Bühne Doreen Back
Kostüme Christine Haller
Choreografie Patrick Stauf
Dramaturgie Karla Mäder
Orchester Berner Symphonieorchester
Sally Bowles Henriette Blumenau
Clifford Bradshaw Jonathan Loosli
Frau Schneider Heidi Maria Glössner
Herr Schultz Stefano Wenk
Frau Kost Sven Olaf Denkinger
Ernst Ludwig Benedikt Greiner
Conférencier Andri Schenardi
Kit-Kat-Girls und -Boys Camilla Kallfaβ, Sven Olaf Denkinger, Marie-Christine
Kaβner, Patrick Stauf, Bettina Schurek, Corinne Steudler
Geschäftsmänner (Herren des Extrachors) Markus Roth, Gérald Kurth, Jean
Pierre Bourquin, Emanuel Huber
Weitere Vorstellungen: 17., 27. Okt. | 02., 05., 09., 26. Nov. | 07., 10., 15., 20., 22.,
31. Dez. | 07., 18. Jan. | 22. Feb. | 14. Mrz. | 12. Apr. | 04. Mai | 01. Jun. 2013