Gemeinsam bejubelten Franzosen aller Hautfarben ihre Helden - allen voran Zinédine Zidane. Der Sohn algerischer Einwanderer wurde zur Ikone in einer Mannschaft aus Migranten. "Alle brüllten zu Hause. Alle küssten sich. Ich stand auf der Motorhaube und ließ die Fahne peitschen. Es sah aus wie Marianne auf den Barrikaden. Ich dachte es wäre möglich. Dass wir auf einmal alle Barrieren abgebaut hätten, soziale, politische, religiöse. Aber es war nur ein Fußballspiel."
Diesen einen utopischen Moment gönnt Xavier Durringer in AUSGEGRENZT seinen Figuren, die er schlicht Vater, Sohn, Tochter nennt. Sie sind "beurs", arabischstämmige Immigranten der ersten, zweiten und dritten Generation. Diese Figuren sprechen nicht für sich persönlich, sondern bilden einen polyphonen Chor der Bewohner der Vorstadt-Ghettos französischer Metropolen. Sie erzählen keine individuellen Geschichten, sondern leihen Historie und Gegenwart der französischen "Paralleluniversen" ihre Stimme. Sie sprechen von den zwei Ufern des Mittelmeers, von Bahnhöfen in Marseille und Paris, von Hundekämpfen und "Bimbobambule", vom Fremdsein in der alten Heimat, von Hörnchenrittern, der Sekte der Haschischinnen und davon, dass "Bärtige die Antithesen der Rasierten" sind.
Xavier Durringer hat ein Manifest gegen die Xenophobie verfasst und ein Plädoyer geschrieben für die Andersartigkeit und den Wechsel der Perspektiven. Durringer, geboren 1963 in Paris, ist Dramatiker, Drehbuchautor und Filmregisseur. Er gilt als einer der wichtigsten zeitgenössischen Theaterautoren Frankreichs. Zu seinen bekanntesten Stücken zählen: BAL-TRAP, GANZE TAGE, GANZE NÄCHTE, SCHNITT INS FLEISCH und WELLENREITER. Durringers Kampfsport-Film CHOK DEE war 2005 auch in deutschen Kinos zu sehen.
Regie: Neco Çelik
Mit: Tabea Bettin, Ismail Deniz, André Jung
KOPRODUKTION MIT SPIELART-FACTORY IM RAHMEN DES PROGRAMMS WHAT'S NEXT?' DES THEATERFESTIVALS SPIELART MÜNCHEN.
Gefördert durch die KULTURSTIFTUNG DES BUNDES und die ALLIANZ KULTURSTIFTUNG.