Rache ist das „Prinzip Hoffnung“, das die verzweifelte und gedemütigte
Königstochter Elektra im Herrscherhaus der Atriden noch am Leben erhält. Agamemnon, ihr Vater, wurde nach seiner siegreichen Rückkehr aus dem Trojanischen Krieg von seiner Gattin Klytämnestra und deren Geliebten
Aegisth erschlagen. Auch Orest, Elektras Bruder, wäre der Bluttat zum Opfer gefallen, hätte ihn seine Schwester nicht durch einen Boten zu König Strophis ins benachbarte Phokis bringen lassen, wo er zu jenem „tragischen Helden“ heranreift, der die „Familienschande“ sühnen will und muss ...
Hofmannsthals Bearbeitung des griechischen Tragödienstoffes löste sich vollends von der humanistisch gefärbten Antiken-Rezeption des 19. Jahrhunderts und bot so Richard Strauss die Vorlage für sein vielleicht kühnstes Opernwerk: „Der musikalische Stil der ELEKTRA ist nicht mehr aus technischer Freude zu erklären. Er ist selbstbewusst. Das symphonische Gemälde ist um seiner selbst willen vorhanden. Rücksichtslos schildert es die seelischen Vorgänge von erhabener Lyrik bis in die grausen Abgründe primitiver Leidenschaften.“ (Oscar Bie)
Die „psychologische Rücksichtslosigkeit“ der Musik spiegelt sich auch in der Inszenierung von Robert Tannenbaum wider, die sich von der historisch konkreten Verortung bewusst löst. Das antike Mykene wird zu einem der vielen Kriegsschauplätze, an denen der Schrecken der Gegenwart die archaischen Gesetze des Lebens und Überlebens wieder freilegt. Die von den kriegführenden Männern alleingelassenen Frauen verkümmern traumatisiert in ihrer eigenen, in sich abgeschlossenen Welt: als Opfer, weil ihnen selbst das Recht auf Rache verwehrt ist ...
MUSIKALISCHE LEITUNG: Georg Fritzsch
REGIE: Robert Tannenbaum
AUSSTATTUNG: Peter Werner
MIT: Matthias Brede, Jooil Choi / Jörg Sabrowski, Cornelia Dietrich,
Steffen Doberauer, Marita Dübbers, Marina Fideli,
Susan Gouthro / Gabriele Roosmanith, Claudia Iten, Bianca Kirsch,
Anne Krautwald, Lisa Livingston, Cornelia Möhler, Norma Regelin,
Hye-Soo Sonn, Heike Wittlieb, James Wood
Produktion in Zusammenarbeit mit dem Badischen Staatstheater Karlsruhe, wo diese Inszenierung von Robert Tannenbaum (Regie) und Peter Werner (Ausstattung) im Juli 2004 Premiere hatte.